Das war die FitVen Venezuela 2012 in Caracas

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Die siebte Veranstaltung der FitVen –Feria Internacional de Turismo de Venezuela- fand diesmal vom 06.09. bis 09.09.2012 im Venetur Alba Caracas Hotel, im angrenzenden Bellas Artes Complex, sowie im Teatro Teresa Carreno und auf der Außenfläche der Plaza de Los Museos, statt.

Insgesamt betrug die Ausstellungsfläche der ca. 85 Stände 15.235 qm, hauptsächlich auf 3 Pavillons aufgeteilt. Im „Pabellón Venezuela“ präsentierten sich die großen touristischen Regionen des Landes: die große Ebene (Gran Sabana), die Berggegenden „Andes“, die Flusslandschaften des Orinoco und die Küstenlandschaften der Zentral-Karibik, Ost-Karibik und West-Karibik.

Im „Pabelleón International“ stellten Länder wie z.B. Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Kuba, Ecuador, Nicaragua, Peru und die Dominikanische Republik aus, aber auch Spanien, Frankreich, Indonesien, Italien und China waren vertreten.

Der „Pabelleón Productos y Servicios Turisticos“ im offenen Gelände des Teatro Carreno bot Organisationen, öffentliche und private Unternehmen, Fluggesellschaften, Hotelunternehmen, Reiseveranstalter, Verbände, Banken und andere in Verbindung mit dem Tourismus stehende Branchen an.

Nach inoffiziellen Angaben sollen bei mehr als 230 Geschäftsverhandlungen Abschlüsse über mehr als 23,5 Millionen Bolivar angebahnt worden sein (1 € ca. 5 Bolivar), was als großer Erfolg gewertet wurde. Die WTO bot ein Seminar „Turismo como Noticia“ an, eine weitere Konferenz fand zum Thema „Investieren in Venezuela“ statt.

Das Ziel und die Aufgabe der VitVen beschrieb bei der Eröffnungsveranstaltung der Vize-Präsident des Landes Elias Jauain etwa so: „Die Veranstaltung präsentiert der Welt das im Land vorhandene touristische Potential, sie zeigt, dass es in der sozialistischen Revolution auch Raum gibt für den privaten Sektor. Gleichzeitig sei man offen, von den anderen ausstellenden Ländern zu lernen, um Vorhandenes besser zu nutzen. Dies nütze auch dem Volk, um zu erschwinglichen Preisen Urlaub zu machen, ihr Land kennen zu lernen und Erholung zu finden“. Dafür bietet Venezuela auch einiges wirklich Schönes, unter anderem 43 Nationalparks, 36 Naturmonumente und 65 Erholungsparks.

Für die Journalisten gab es ein gut eingerichtetes Pressecenter mit funktionieren PCs und Telefonen, auch für das leibliche Wohl war gut gesorgt. Was weniger funktionierte war die Informationsvermittlung, die diversen Reden gab es nicht gedruckt, Besuche von „wichtigen Leuten“ waren nicht angekündigt, diverse besondere Veranstaltung während des Tages oder in den Abendstunden erfuhr man eigentlich nur durch intensives „networking“ mit den zahlreichen anderen Kollegen, die hauptsächlich aus Südamerika kamen. Dabei zeigte sich ein ganz großes Problem dieser Messe, wer kein Spanisch konnte, war regelrecht verloren. Keine einzige Ankündigung, nicht ein Prospekt, Hinweisblätter, Wegweiser, kaum einer vom Standpersonal sprach etwas anderes als spanisch, hin und wieder mal ein paar Brocken Englisch (geschweige denn irgend eine andere Sprache), was aber viel zu wenig war für ein intensives Gespräch, zur Informationsvermittlung nicht geeignet. Wenn das eine „Internationale“ Messe sein sollte, muss das beim nächsten Mal erheblich verbessert werden.

Etwas besser –aber bei weitem nicht ausreichend- war die sprachliche Verständigung auf der Informationsreise für einige Journalisten ein paar Tage vor Messebeginn, die ein paar markante Gegenden von Venezuela vorstellte. Zuerst ging es nach Canaima mit seinen Wasserfällen und der schönen Lagune, dann durch die markante Bergwelt der „Tepuis“ zum höchsten Wasserfall der Welt, dem „Salto Angel“ (siehe dazu später den gesonderten Reisebericht), weiter auf die „Isla Margarita“ mit den Karibik-Stränden und in das Naturschutzgebiet der vielen kleinen Inseln nach „Puerto La Cruz“.

Dem Touristikminister Alejandro Fleming Cabrera konnte ich zum Schluss einige Fragen stellen:

eTN: „Wie viele deutsche Touristen besuchen jedes Jahr Venezuela?“

Fleming: „Die genaue Zahl ist mir jetzt nicht bekannt, von Januar bis August 2012 waren es ca. 20 000, Deutschland steht damit an der 7. Stelle“.

eTN: „Was tut Venezuela um besonders deutsche Touristen anzuziehen?“

Fleming: „Wir entwickeln zur Zeit eine neue Promotionkampagne um die Anzahl der Touristen zu erhöhen, es laufen Werbefilme in Euronews und bei Eurosport, wir stellen auf der ITB Berlin uns vor und sind im Internet präsent. Aber es muss noch viel mehr getan werden“.

eTN: „In all den (staatlichen) VENETUR-Hotels habe ich festgestellt, dass draußen 5-Sterne dran stehen, aber (meist) nur 3-Sterne drin sind, das betrifft besonders die Ausstattung der Zimmer, das Essen und insgesamt die Infrastruktur der Anlagen. Was ist dazu zu sagen?“

Fleming: „Auch hier müssen wir neue Strategien entwickeln, die Qualität insgesamt deutlich zu verbessern, insbesondere durch vermehrte Inspektionen, die auch bisher schon jeden Monat und jedes Jahr durchgeführt werden“.

eTN: Zwischenfrage: „Aber nicht von europäischen Fachleuten, die sehen manche Dinge sehr viel anders?“

Fleming: „Nein, das bisher nicht, aber das ist eine gute Idee, Ihr Blickwinkel und die Betrachtensweise ist anders, wie gesagt, wir müssen den Level erhöhen. Seit Neuestem fragen wir die Gäste später per E-Mail, wie es ihnen gefallen hat und was es auszusetzen gibt, das ist für uns sehr wichtig“.

eTN: „Bei unseren Reisen, in den kleinen und großen Städten, auf dem Land, entlang der Straßen, an den Stränden und sogar in den Naturschutzgebieten, außer Canaima, haben wir überall viel Müll herum liegen gesehen, da gibt es nicht mal Mülltonnen. Das ist wirklich nicht schön und schreckt Touristen sehr ab. Ist Ihnen das bewusst?“

Fleming: „Dass Sie das so sehen und bemerken erschüttert mich doch sehr, vielleicht achten wir darauf zu wenig, aber es gibt örtliche und sachliche Zuständigkeiten, in die der Touristikminister nicht so richtig eingreifen kann, ich bin sehr dankbar, dass Sie das so hart ansprechen. Das wird für mich ein dringender Anlass sein, mit den Kabinettskollegen zu sprechen, eine Initiative anzuregen und besonders mit dem Präsidenten der Nationalparks werde ich ganz intensiv reden. Außerdem werden wir vom Touristikministerium zu diesem Punkt schnell eine entsprechende Informationsmitteilung erlassen“.

eTN: „Hier auf der Messe spricht nahezu keiner eine andere Sprache als Spanisch, kaum etwas Englisch, aber sonst keine andere Sprache, das ganze Infomaterial usw. gibt es nur in Spanisch. Wenn FitVen eine internationale Messe sein will, muss sich das dringend ändern, um auch mehr internationales Fachpublikum anzuziehen“.

Fleming: „Das ist ein sehr großer Makel, da haben Sie völlig recht und ich bedauere das sehr, das muss dringend geändert und verbessert werden, ich spreche gleich mit dem (schnell herbeizitierten) Direktor der Messe, nächstes Jahr wird das besser aussehen“!

eTN: „Herr Minister, ich bedanke mich für das Gespräch“.

Fleming: „In dem Fall ist es anders, ich bedanke mich sehr bei Ihnen, Sie haben völlig zu Recht auf wichtige Punkte hingewiesen, das hilft uns wirklich weiter und wir werden jeden angesprochenen Aspekt zum Anlass nehmen, darüber intensiv nachzudenken und Änderungen vorzunehmen“.

Soweit das Interview mit dem Minister, dem ich es sogar abnehme, seine Äußerungen ernst zu meinen, was auch im Gespräch danach nochmals bekräftigt wurde. Wir werden das überprüfen können, Gelegenheit dazu wird die achte Ausgabe der VitVen 2013 bieten, die in Mérida stattfinden wird, der genaue Termin steht noch nicht fest.