Schwere Zeiten für eine erfolgsverwöhnte Branche

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Die globale Reiseindustrie steht vor schwierigen Zeiten: „2009 wird bestenfalls ein Jahr der Stagnation“, heißt es im ITB World Travel Trends Report, der vom Beratungsunternehmen IPK International im Auftrag der führenden Messe der weltweiten Reiseindustrie erstellt wird. „Die Situation für die Branche wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst weiter verschlechtern, bevor es wieder bergauf geht“, prognostiziert die in Berlin veröffentlichte Trendanalyse, nach der die Reiseindustrie rund um den Globus durch die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 mit einem Einbruch um ein bis zwei Prozent zu rechnen hat. Auch für 2010 sind die Perspektiven nicht ermutigend: „Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie rasant sich die für eine zuverlässige Prognose notwendigen Rahmenbedingungen verschieben können. Neben einer wirtschaftlichen Erholung wirken sich Faktoren wie die Preisentwicklung auf dem Rohstoffmarkt nachhaltig auf die Reiseindustrie aus und machen eine zuverlässige Prognose zum gegenwärtigen Zeitpunkt nahezu unmöglich“, sagte Dr. Martin Buck, Direktor KompetenzCenter Travel & Logistics, Messe Berlin.

Von der zu erwartenden weiteren negativen Entwicklung werden nach dem ITB Travel Trends Report vor allem die Menschen in Nordamerika und Europa sowie das Segment der Geschäftsreisen stärker als das der Urlaubsreisen betroffen sein. Nach den Worten von Dr. Martin Buck wird in den kommenden zwei Jahren das Interesse für Reiseziele, die auf der Kurz- und Mittelstrecke liegen, zunehmen. Darüber hinaus werde ein günstiger Kraftstoff-Preis der Anreise mit dem eigenen PKW eine Renaissance bescheren. „Der Deutschland-Tourismus steht vor einer großen Chance“, fügt Buck hinzu. Die ITB Berlin findet vom 11. bis 15. März 2009 statt. „Der aktuelle Buchungsstand bewegt sich stabil auf sehr hohem Niveau. Erneut beobachten wir, dass globale Netzwerk-Plattformen wie die ITB Berlin insbesondere in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld an Bedeutung gewinnen. Geschäftspartner wünschen sich in diesen Zeiten den direkten Dialog. Sie wollen sich in die Augen sehen“, so Dr. Martin Buck.

Die Ergebnisse des ITB World Travel Trends Reports zeigen, dass sich die Aussicht auf Erholung des Reisemarktes je nach Region stark unterscheiden. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte der asiatisch-pazifische Raum und Lateinamerika schon Ende dieses Jahres aus der Krise kommen, da diese Regionen am meisten von der steigenden Nachfrage aus den Schwellenländern China und Indien profitieren. Auch für Europa gibt es nach der Trendanalyse durchaus positive Signale. Die Menschen möchten selbst in wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten nicht auf ihre Urlaubsreise verzichten. So haben im Herbst 2008 bei der europaweiten Umfrage für den Europäischen Travel Monitor 48 Prozent der Befragten angegeben, sie werden im Jahre 2009 definitiv in den Urlaub reisen und voraussichtlich häufiger verreisen als im Vorjahr. 32 Prozent gaben zum Thema Reiseabsichten an, sie würden mindestens so häufig verreisen wie 2008. Nur 14 Prozent der Befragten gab an, weniger verreisen zu wollen. Sechs Prozent der Befragten erklärte, sie werden auf eine Reise im Jahre 2009 ganz verzichten. Doch auch hier gibt es innerhalb Europas große Unterschiede. Während Norweger und Finnen dem Reisejahr 2009 positiv entgegensehen, halten sich die Menschen in Großbritannien und Italien mit ihren Reiseplänen für 2009 sehr zurück.

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