ITB 2015 – CityCube statt ICC

70

Von Mittwoch 04. März bis Sonntag 08. März 2015 findet wieder die Leitmesse der weltweiten Reisebranche, die ITB Berlin, statt. Sie ist die führende Business-Plattform für das globale touristische Angebot und ein unverzichtbarer Marktplatz zum Austausch von Informationen zwischen Ausstellern, Agenturen und Journalisten. Dabei ist die ITB Berlin ein internationales Medienereignis. Insgesamt nahmen 2014 rund 5.700 Journalisten an der weltweit größten Messe der Reise-Industrie teil. Neben den wichtigsten Fachmagazinen der Reise-Industrie berichteten Wirtschafts- und Reisejournalisten aus rund 81 Ländern über die neusten Trends und Produkte rund um das Reisen.

Den einen, besonderen, von vielen Besuchern geliebten oder gehassten Veranstaltungsort gibt es aber 2015 nicht mehr: das ICC. Das heißt, es gibt das ICC noch, aber es wurde nach der ITB 2014 geschlossen. Ob für immer, ist bislang weder bekannt, noch entschieden. Das raumschiffartige Gebäude neben dem Messegelände, über eine Brücke mit ihm verbunden, entstand 1975-79 als Internationales Congress Centrum nach Plänen von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte. Mit seiner Länge von 320 Metern und 80 Metern Breite überdeckt es die ganze Verkehrsinsel zwischen Autobahn, Messedamm und Kantstraße. Um die Veranstaltungsräume akustisch zu isolieren, ruht der gesamte Innenbau unabhängig vom Außenbau auf Stahlbetonbindern. Wände und Dach werden von außenliegenden, wie Brücken den Baukörper überfangende Stahlfachwerkträger gestützt.

Mit rund 80 Sälen und weitläufigen Foyers konzipierte das Architekten-Ehepaar einen der wenigen Großbauten der sogenannten High Tech Architektur. Lange, etwas düstere Flure, Teppiche mit 70er-Jahre-Muster und dunkle Möbel versprühen noch heute Retro-Charme. Dabei geriet das Ganze ziemlich unübersichtlich und wohl jeder hat sich mal auf der Suche nach einem Saal gründlich verlaufen, auf den Zwischenebenen verirrt, oder ist auf der Suche nach einer Toilette im Keller gelandet. Wer einmal in den kleinen, oft völlig überfüllten Sälen eine langatmige Pressekonferenz aussitzen musste, und dabei die Luft immer schlechter wurde, wird das ICC nicht sehr vermissen. Genauswenig wie die oft chaotische Organisation bei größeren Veranstaltungen wie z.B. der ITB-Eröffnungsfeier. In vielen Filmen dienst das ICC als Kulisse, so das große Eingangsfoyer als Flughafenersatz und das Untergeschoss mit seinen dauernd kaputten Rolltreppen schon mal als Actionplattform. Aber all das ist in die Jahre gekommen, ist nicht mehr „State of the Art“.

Als Ersatz gibt es jetzt den CityCube Berlin. Der befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Südeingang des Berlin ExpoCenter City am Funkturm und soll all die Aufgaben des ICC übernehmen. Im Juli 2012 wurde der Grundstein gelegt, im Juni 2013 Richtfest gefeiert. Zwei Hauptebenen, flexible Wandsysteme, diverse Tagungsräume und das angrenzende Messegelände schaffen den Rahmen für jede Art von Kongressen und Messen. Hier können Veranstaltungen mit einer Kapazität von bis zu 11.000 Teilnehmern stattfinden. Ein paar Zahlen: Nutzfläche: ca. 22.000 qm, Ausstellungsfläche: 12.030 qm, Foyerflächen: 4.765 qm, Anzahl Meeting Räume: 47, Eingangsebene für Registrierung, Garderobe und sonstige Flächen. Der CityCube Berlin ist direkt verbunden mit weiteren Konferenzsälen in der Halle 7 sowie mit den Messehallen 2 und 4 als zusätzliche Ausstellungsfläche. Es gibt einen direkten überdachten Zugang von der Messe ins Cube. Ob der CityCube den Anforderungen für ein Großereignis wie die ITB genügt, muss sich in ein paar Monaten erweisen. Vorschusslorbeeren zu verteilen, weil bereits einige Großveranstaltungen im CityCube wohl recht gut über die diversen Bühnen ging, ist wohl noch etwas verfrüht. Besonders gut ist die direkte Anbindung an das S-Bahn-Netz (ÖPNV), da muss man nicht bei jedem Wind und Wetter lange zu Fuß gehen, wie früher zum ICC.

Ein bisschen Trauer wird man wohl doch verspüren, wenn man zur nächsten ITB nicht die gewohnten Pfade zum ICC nimmt, sondern ganz andere Wege gehen muss. Gefühle für ein Bauwerk, ambivalente Emotionen für ein Gebäude wie das ICC, das gibt es auch nicht so oft.