Digitalisierung als Chance begreifen

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Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Tourismusbranche und stellt sie stetig vor neue Herausforderungen. Denn Digitalisierung bedeutet weit mehr als den Onlinevertrieb von Reisebüros oder Veranstaltern. Neue Dienstleistungen rund um die Reise sowie neue Geschäftsmodelle entstehen – etwa durch die Sharing Economy. Der Präsident des Deutschen ReiseVerbandes (DRV), Norbert Fiebig, hat die Tourismusbranche zum Auftakt der 66. DRV-Jahrestagung in Berlin, am Freitag, 28. Oktober 2016 aufgerufen, die Digitalisierung als Chance zu begreifen und mit Mut die Zukunft aktiv zu gestalten. „Wir werden diesen Trend nicht aufhalten können, sondern müssen ihn mit prägen.“ Es werde sich das durchsetzen, was der Kunde will. „Wir sollten Wege finden, wie wir am Trend partizipieren können oder wie wir eigene Angebote schaffen, die den veränderten Bedürfnissen unserer Kunden Rechnung tragen“, führt er in seiner Grundsatzrede an die über 650 Kongressteilnehmer aus. Als führender Branchenverband der Touristik vertritt der DRV die gesamte Bandbreite der touristischen Angebotskette in Deutschland – online wie offline.

Fiebig hob hervor, dass im digitalen Zeitalter die Online- und Offline-Welten immer mehr miteinander verschmelzen. „Wichtig ist aber, dass wir bei aller Digitalisierung nicht aus den Augen verlieren dürfen, dass es sich beim Urlaub nicht um eine Ware, sondern um ein sehr emotionales Erlebnis handelt. Die Kernkompetenz der Reisebüros ist die individuelle Beratung. Diese Inspiration für den Urlaub schaffen Menschen, deren Know-how und individuelles Einfühlungsvermögen in einer digitalen Welt immer wichtiger werden“.

Eigene Strategien neu denken

Die Touristik zählt zu den Vorreitern einer digitalisierten Wirtschaft. Denn aus technischer Sicht basiert die Produktion von Urlaubsreisen schon länger auf Datenbanken und Netzwerken, die automatisierte Prozesse mit allen Partnern und Leistungsanbietern in den Urlaubsländern sicherstellen. Computerreservierungssysteme ermöglichen bereits seit Jahrzehnten als weltumspannendes Netzwerk Flug- und Reisebuchungen in aller Herren Länder.

Mit fortschreitender Digitalisierung wachsen jedoch die Anforderungen an die Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell nicht nur operativ stetig anpassen, sondern den damit einhergehenden Prozess und den entstehenden Mehrwert für die Kunden kommunizieren müssen. „Hierbei sind wir gegebenenfalls aufgefordert unser Angebot, das eigene Geschäftsmodell und auch unsere Kundenansprache innovativ weiterzuentwickeln und neu zu denken“, so Fiebig.

Die Vermittlungsplattformen für private Unterkunftsanbieter oder private Taxidienstleister seien Beispiele für die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Reisebranche. Neue Wettbewerber drängen auf den Markt und verstehen es, sich erfolgreich zu etablieren. Sie seien auch deshalb so erfolgreich, weil sie den Nerv der Kunden treffen. Es gebe eine wachsende Klientel, die im Urlaub und auf Reisen etwas suche, was diese Anbieter offerieren. „Das zeigt: Wenn der Kunde seine Gewohnheiten, seine Vorlieben, seine Bedürfnisse ändert, müssen wir eine Antwort darauf finden, wenn wir ihn behalten wollen“, so Fiebig.