Die deutschen Messen haben 2015 ihren Wachstumskurs fortgesetzt. An den 164 internationalen und nationalen Messen beteiligten sich fast 173.000 Aussteller, 2 % mehr als auf den jeweiligen Vorveranstaltungen. Es wurde 1,1 % mehr Standfläche gebucht, die insgesamt 6,25 Mio. m² umfasste. Die Zahl der Besucher stieg um 2,6 % auf jetzt knapp 9,8 Mio. Die deutschen Messen haben damit ihre Rolle als einer der wichtigsten Informationskanäle für Entscheider bestätigt. Dies betonte Walter Mennekes, Vorsitzender des AUMA_ Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, im Jahres-Pressegespräch am 25. Mai 2016 in Berlin.
Im Jahr 2016 dürften die wichtigsten Branchenkennzahlen nochmals um 1 bis 2 % zulegen. Digitale Medien ständen zwar rund um die Uhr zur Verfügung, sie würden aber deswegen nicht automatisch für komplexe Entscheidungen genutzt. Dabei hätten Instrumente, die auf dem persönlichen Kontakt basieren, weiterhin eine starke Position. Dies habe auch eine Befragung des AUMA von 1.000 Entscheidern in der deutschen Wirtschaft ergeben.
Messen haben sich aber, so der AUMA-Vorsitzende, nicht nur im Medienwettbewerb gut behauptet. Die deutschen Veranstalter seien international heute wesentlich breiter aufgestellt als noch vor einigen Jahren. Zum einen wachse auf deutschen Messen die Zahl von Teilnehmern aus aller Welt überdurchschnittlich. Im Jahr 2015 kamen 5,6 % mehr ausländische Aussteller nach Deutschland, aus den asiatischen Ländern sogar 10 %. Selbst die EU-Länder, die ohnehin stark auf den deutschen Messen vertreten sind, verzeichneten ein Plus von 4 %.
Durch die breite Auslandspräsenz seien die Messen relativ wenig empfindlich für Konjunkturprobleme in einzelnen Weltregionen. Darüber hinaus seien viele Messegesellschaften inzwischen so stark mit eigenen Messen im Ausland präsent, dass dies auch Schwächen bei einzelnen Inlandsmessen kompensieren könne.
Dementsprechend gingen die deutschen Veranstalter mit vorsichtigem Optimismus in die nächsten Jahre. Es würden neue Messen entwickelt und auch neue Geschäftsfelder, vor allem im Bereich Digitale Services. Außerdem investierten die deutschen Messeplätze bis 2019 rund 900 Mio. Euro in die Modernisierung ihrer Gelände und in einzelne Erweiterungen.
Zum Thema Digitalisierung betonte der AUMA-Vorsitzende: „Es geht nicht darum, die Messe selbst zu digitalisieren. Darin sind sich die Veranstalter einig, denn Messen leben von der Realität, von realen Kontakten und realen Produkten, gerade auch von neuen Produkten. Denn es geht auf Messen mehr und mehr um die Produkte, Verfahren und Leistungen von morgen.“
Messen: Plattformen für Innovationen
Einzelne Firmen etwa aus dem Bereich Consumer Electronics präsentierten zwar Neuheiten in aufwändigen Firmenevents. Gemessen an allen Innovationen gehe es hier aber um wenige Prozent. Neuheiten auf Messen zu zeigen, sei gerade für kleine und mittel-ständische Unternehmen unverändert relevant, und auch viele Großunternehmen im Business-to-Business-Sektor nutzten dafür die Plattform Messe. Die Messeveranstalter unterstützten in erheblichem Umfang die wachsende Zukunftsorientierung ihrer Messen.
Sie vergeben Preise für innovative Techniken und innovatives Design und bieten Präsentationsflächen für Themen, die sich mit der Zukunft der jeweiligen Branche beschäftigten. Dazu Mennekes: „Auf diesem Weg müssen die Veranstalter weitermachen, denn wir brauchen Bühnen, auf denen man Produkte und Firmen auf den Prüfstand stellen kann und nicht nur in virtuellen Präsentationen bewundern darf.“
Wichtig für die Entwicklung deutscher Messen sei auch die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Forschung. So gebe es pro Jahr in Deutschland rund 1.000 Beteiligungen, auf denen Hochschulen ihre Forschungsergebnisse präsentieren. Der AUMA plane deshalb eine stärkere Kooperation mit dem Messe-Arbeitskreis Wissenschaft, in dem Hochschulen und Ministerien organisiert sind, die Messebeteiligungen mit Wissenschaftsbezug durchführen.
Etat zur Unterstützung von Auslandsbeteiligungen muss steigen
Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen standen und stehen, so der AUMA-Vorsitzende, vor der Notwendigkeit, stärker im Ausland auszustellen und so ihren Kunden entgegenzukommen. Diese Herausforderung hätten sie in den letzten Jahren entschlossen angenommen. So stellten heute fast 40 % der deutschen ausstellenden Unternehmen auch im Ausland aus. Vor 15 Jahren seien es nur halb so viele gewesen. Es seien also heute rund 10.000 Firmen mehr auf Auslandsmessen präsent. Diese Entwicklung habe das Auslandsmesseprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums in erheblichem Umfang unterstützt.
Der Etat für dieses Programm liege aber seit rund 5 Jahren nahezu konstant bei 42 bis 43 Mio. Euro. Die Schwäche des Euro und Preissteigerungen auf vielen Auslandsmärkten hätten aber zur Folge, dass heute eher weniger Beteiligungen durchgeführt werden könnten als noch vor einigen Jahren. So würden in diesem Jahr voraussichtlich 225 German Pavilions organisiert. Im Jahr 2012 seien es rund 250 gewesen. Dazu der AUMA-Vorsitzende: „Wir drängen darauf, dass der Etat in den nächsten Jahren wenigstens auf 45 Mio. Euro steigt, um das frühere Beteiligungsniveau wieder zu erreichen. Denn vor allem Mittelständler sind in schwierigen Märkten auf Unterstützung angewiesen.“
Mennekes betonte, dass nach seiner Einschätzung die Bedeutung des Qualitätssiegels „made in Germany“ durch die Abgasaffären der letzten Monate nicht beschädigt sei: „Unsere Kunden können sehr wohl unterscheiden zwischen der Qualität, die 95 % aller Firmen liefern, und wenigen Einzelfällen – und seien sie aufgrund der produzierten Stückzahlen noch so groß.“
Aussteller-Förderung für junge Unternehmen fortgesetzt
Eine wichtige Unterstützung für deutsche Unternehmen ist auch, so der AUMA-Vorsitzende, das Programm des Bundeswirtschaftsministeriums zur Unterstützung junger, innovativer Aussteller. „Die Verlängerung des Programms bis 2019 ist ein wichtiges Signal in die Start-up-Szene, dass in Deutschland nicht nur die Gründung von Unternehmen unterstützt wird, denn die eigentlichen Herausforderungen beginnen mit der systematischen Erschließung des Marktpotentials. Wenn Firmen dabei unterstützt werden, wird ein dauerhafter Unternehmenserfolg deutlich wahrscheinlicher.“
Der Geschäftsführer des AUMA, Dr. Peter Neven, ergänzte, dass im Rahmen dieses Programms jährlich rund 600 Aussteller auf etwa 50 Messen unterstützt werden. Für 2017 ständen dafür 2,6 Mio. Euro zur Verfügung. Im Rahmen der Verlängerung des Programms seien die Förderquoten etwas gesenkt worden. So würden für die ersten beiden Messebeteiligungen jetzt 60 % der Kosten für Standmiete und Standbau erstattet (bisher 70 %).
Innovationen stehen, so Dr. Neven, weiterhin im Zielspektrum von Ausstellern und Besuchern an zentraler Stelle. Über 80 % der Aussteller wollten, nach Untersuchungen des AUMA, auf Messen neue Produkte präsentieren. Und rund zwei Drittel aller Fachbesucher wollen auf Messen Innovationen sehen und beurteilen. Damit ist dies das wichtigste Besucherziel.
Der Umsatz der deutschen Messeveranstalter einschließlich Auslands-, Kongress- und Servicegeschäft lag 2015 nach vorläufigen Berechnungen bei 3,4 Mrd. Euro. Für 2016 wird, so Dr. Neven, aufgrund des starken Messeprogramms im Inland ein Umsatz von mindestens 3,6 Mrd. Euro erwartet.
Die Visaerteilung für Geschäftsreisende sei weltweit deutlich beschleunigt und vereinfacht worden. Dies komme auch gerade den deutschen Messen zugute, so Dr. Neven. Auch müssten Aussteller nach einer Klarstellung des Ministeriums zur Auftraggeberhaftung beim Mindestlohngesetz nicht mehr befürchten, für Mindestlohnpflichten der Veranstalter zu haften.
Unzufrieden ist der AUMA allerdings mit dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zu § 8 des Gewerbesteuergesetzes, nach dem gezahlte Mieten dem gewerbesteuerlichen Gewinn hinzugerechnet werden müssten. Das Gericht hat Anfang Mai festgestellt, dass es keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen diese Handhabung gibt. Der AUMA ist nach wie vor der Auffassung, dass es sich bei den Verträgen von Ausstellern oder auch Durchführungsgesellschaften mit Messeveranstaltern nicht um Mietverträge handelt, sondern um Verträge, die durch Dienstleistungen geprägt sind. Es bleibt zu hoffen, so der AUMA-Geschäftsführer, dass die nun anstehenden Urteile des Bundesfinanzhofes in der Sache Klarheit bringen.
2016 deutlich mehr Auslandsmessen deutscher Veranstalter
Die Auslandsmessen deutscher Veranstalter erreichen Aussteller- und Besucherzahlen, die etwa auf dem Niveau der Vorveranstaltungen lagen, auch aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen, etwa in Russland, Brasilien und der Türkei. Dies betonte Marco Spinger, Geschäftsbereichsleiter Globale Märkte & IT.
Insgesamt habe dieses Geschäftsfeld aber ein beeindruckendes Niveau erreicht. So hätten die 295 Messen in 34 Ländern fast 119.000 Aussteller und 7,8 Mio. Besucher gehabt. Für 2016 wird die Zahl der Messen auf 317 steigen. Neue Messen seien insbesondere in China und Indien (je 6) und in Brasilien, Iran und USA geplant (je 3).