Deutsche haben wieder Lust auf Urlaub

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Die gute Nachricht gleich vorweg: Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland hat den Tourismus erreicht und der bisherige Umsatzrekord aus 2001 wurde im vergangenen Jahr überboten. Die Deutschen haben wieder Lust auf Urlaub und wollen nach einer Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in diesem Jahr sogar vier Prozent mehr dafür ausgeben. Im Trend liegen Fernreisen, Kreuzfahrten – und die Destination Deutschland. Hohen Energiepreisen und Mehrwertsteuererhöhung zum Trotz – für den Urlaub wird lieber an etwas Anderem gespart. Ein gutes Vorzeichen also für die CMT, die vom 12. bis 20. Januar zum ersten Mal auf dem neuen Stuttgarter Messegelände stattfindet. Die Messeleitung erwartet die Rekordzahl von rund 1850 Ausstellern aus mehr als 90 Ländern und Reiseregionen sowie – falls das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht – rund 200.000 Besucher.

Die Partnerländer der CMT 2008 sind Italien und Australien, als Schwerpunktziel im Caravaningbereich tritt die kroatische Halbinsel Kroatien auf. Zu den Ländern, die auf der CMT 2008 neu mit einem eigenen Stand vertreten sind, gehören übrigens Kasachstan, Myanmar, San Marino, Hongkong, Santa Lucia, die Ukraine und Usbekistan.

Nach sechs eher mageren Jahren haben Deutschlands Reiseveranstalter in der vergangenen Saison den Umsatzrekord von 2001 geknackt: 39,3 Millionen Bundesbürger buchten 2007 nach Schätzungen des Deutschen Reise-Verbandes (DRV) pauschal und gaben dafür insgesamt 20,3 Milliarden Euro aus, womit der bisherige Höchststand von 20,1 Milliarden Euro aus dem Jahr 2001 zumindest nominal überboten wurde.

Insgesamt erzielte der Veranstaltermarkt im Tourismusjahr 2006/07 (Stichtag 31. Oktober 2007) laut DRV ein Umsatzwachstum von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Aufwärtstrend wurde getragen von Fernreisen (+7%) und erneut von den boomenden Kreuzfahrten (+9%). Dagegen entwickelte sich die Nachfrage auf der Kurz- und Mittelstrecke – also insbesondere zu den „Warmwasserzielen“ am Mittelmeer – leicht rückläufig (-1%). Nachdem Spanien mehrere Jahre lang den östlichen Zielen Gäste abgejagt hatte, schwappte die Welle 2007 zurück: Mit 935.000 deutschen Urlaubern erlebte Ägypten ein stolzes Comeback mit 17 Prozent Zuwachs. Stark im Plus liegt auch Italien, das Partnerland der CMT 2008, das sich dank zahlreicher neuer Low Cost-Verbindungen immer mehr zum Flugreiseziel mausert: Mit 1,5 Millionen Flugpassagieren (+14%) konnte Italien fast zu Griechenland aufschließen, wo die Gästezahlen 2007 stagnierten. Gut behauptet hat sich die Türkei (+1%). Dagegen bekam der Aufschwung Spaniens im vergangenen Tourismusjahr eine Delle, die in erster Linie von den Kanarischen Inseln verursacht wurde (-4,3%). Das Festland verlor ein halbes Prozent und die Balearen konnten sich bei den Besucherzahlen aus Deutschland knapp behaupten. Stärkere Einbußen mussten Zypern und Tunesien (jeweils –9%), Marokko (-7%) und Bulgarien (-6%) hinnehmen.

Der Boom der Fernreisen, die insgesamt nur sechs Prozent aller Urlaubsreisen ausmachen, wird getrieben vom Fernen und Mittleren Osten. Die Rewe-Touristik, Marktführer in diesem Segment, meldet für Asien ein Wachstum von 15 Prozent und für Dubai von elf Prozent. Starker Euro und schwacher Dollar machen viele Fernreisen – nicht nur in die USA – zu einem preiswerteren Vergnügen. Allerdings hat selbst der attraktive Dollar-Wechselkurs die Bundesbürger nicht zu einem Ansturm auf die Vereinigten Staaten ermuntern können. Bei Dertour liegen Florida, New York und Las Vegas moderat im Plus (+2,6%). Die Karibik einschließlich ihrer wichtigsten Destinationen Kuba und Dominikanische Republik verzeichneten 2007 rückläufige Gästezahlen aus Deutschland.

Deutschland wächst erneut – um fast drei Prozent
Die „Destination Deutschland“ dagegen setzte ihren unspektakulären, aber nachhaltigen Aufwärtstrend auch 2007 fort. Das Statistische Bundesamt ermittelte für den Zeitraum Januar bis Oktober mit 318 Millionen Gästeübernachtungen den höchsten Wert aller Zeiten und einen Zuwachs von 2,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2006. Das Wachstum stützt sich auf den florierenden Städte-, Event- und Wellness-Tourismus – und dies setzte sich im Jahr Eins nach der Fußball-WM 2006 und trotz des „ausgefallenen“ Sommers 2007 im vierten Jahr fort. Wegen des starken Euro verzeichnete Deutschland jedoch Besucherrückgänge aus Übersee, beispielsweise aus Japan um 6,5%.

Als Bestseller stellt der Stadtstaat Berlin alle anderen Bundesländer mit einem Plus von neun Prozent weit in den Schatten. Auf den Plätzen folgen Mecklenburg-Vorpommern (+5,9%), Thüringen (+4,6%) und das Saarland (+4,4%). Baden-Württemberg liegt mit einem Zuwachs von 3,5 Prozent knapp über dem Bundesdurchschnitt.

Neben dem Städtetourismus mit mindestens einer Übernachtung gehen von den Tagesreisen ohne Übernachtung beachtliche wirtschaftliche Impulse aus. Nach einer Studie des Deutschen Tourismus-Verbandes stehen 2,2 Milliarden Aufenthaltstagen im Städtetourismus beachtliche 1,5 Milliarden Ausflugstage gegenüber. Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) erwartet für 2008 ein Wachstum für den Deutschland-Tourismus um zwei Prozent auf mehr als 365 Millionen Übernachtungen in deutschen Beherbergungsbetrieben und auf Campingplätzen.

Kreuzfahrt-Boom setzt sich unvermindert fort
Zwei Prozent aller Bundesbürger buchen Urlaub auf hoher See und auf Rhein, Donau oder Nil. Dabei erwirtschaftet die Kreuzfahrtbranche mittlerweile fünf Prozent aller touristischen Umsätze und erzielt spektakuläre Zuwachsraten. 2006 durchbrachen die Reedereien erstmals die Schallmauer von einer Million Passagieren, 2007 dürfte die Zahl auf 1,1 Millionen gestiegen sein. Mehr als zwei Drittel von ihnen stachen auf den Luxuslinern von Aida, Hapag-Lloyd, Costa, MSC oder Phoenix in See. Getrieben wird das Wachstum vom Marktführer Aida Cruises, der im Frühjahr mit der AidaBella ein fünftes Schiff mit mehr als 2000 Betten in Betrieb nimmt. Internationale Reedereien wie Costa und MSC wollen 2008 zusätzliche Kapazitäten für den deutschen Markt bereit stellen. Die Veranstalter von Flusskreuzfahrten verbuchten im vergangenen Jahr deutliche Zuwachsraten und reagieren darauf mit dem Einsatz neuer Schiffe.

CMT-Schwerpunktthema Golf: Deutschland holt auf
Die Zahl der Golfspieler in Deutschland steigt Jahr für Jahr, und mit ihr die Zahl der Golfurlauber. Für viele Zielregionen ist der Golftourismus inzwischen zu einer festen Größe geworden. In Deutschland hat sich die Zahl der aktiven Spieler zwischen 1995 und 2005 auf eine halbe Million verdoppelt. Beliebtestes Golfreiseziel ist bleibt Spanien, allerdings hat Deutschland stark aufgeholt und sich an die zweite Stelle geschoben – zu Lasten der nordafrikanischen Golf-Destinationen. 2005 gaben deutsche Spieler 1,3 Milliarden Euro aus, um auf fremden Greens zu putten. Rückläufig ist nach Angaben von Veranstaltern der Trend, Golf im Urlaub zu erlernen. Ihre Platzreife erwerben deutsche Einsteiger heute vor allem in einheimischen Clubs.

Selbstverständlich wird auch im neuen Gelände am erfolgreichen Messe-Konzept festgehalten – das „Mutterschiff CMT“ wird erneut von ihren Beibooten wie Fahrradreisen, Wandern, Golf- und Wellness-Reisen sowie Kreuzfahrt-Tourismus ergänzt. Hinzu kommen neue Themen beispielsweise die Premiere des Reisepavillons aus Hannover, bei dem der „nachhaltige Tourismus“ im Mittelpunkt steht oder alles rund um den Kanu-Urlaub; auch der Travel Market, das Rahmenprogramm speziell für die Fachbesucher, wird in konzentrierter, verbesserter Form weiterentwickelt.

Morgen, zwei Tage vor der CMT-Eröffnung wird das Fachmagazin „promobil“ sein Wohnmobil des Jahres küren und die ADAC Camping & Caravaning Gala, auf der die innovativsten Campingplätze Europas prämiert werden, wird – nach dem Erfolg des Vorjahres – am ersten CMT-Wochenende zum zweiten Mal in Stuttgart stattfinden und zur weiteren Internationalität der Messe beitragen. Nach der glänzenden Vorstellung und Prämierung der schönsten Wanderziele sowie Wanderregionen in Deutschland in 2006 und 2007 werden diese begehrten Preise auch in diesem Jahr auf der CMT verliehen. Das bewährte Begleitprogramm „Stuttgart reist“ wird die CMT in die Stadt bringen: spektakuläre Dia-Reportagen, kulturhistorische Vorträge, eine „Serata Italiana“ sowie Künstler aus den Partnerländern gehören ebenso dazu wie kulinarische Überraschungen, zum Beispiel als ein Highlight, die „Australian Food & Wine Week“ vom 13. bis 19. Januar im Stuttgarter Hotel Zeppelin, oder die Seto-Musikgruppe „Siidisosaro“ mit estnischen Spezialitäten in der Markthalle. Eine Fotoausstellung „In 50 Bildern um die Welt“ in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen rundet das Begleitprogramm zur CMT ab.

Die Partner der CMT 2008: Italien, Australien, Istrien
Die Deutschen haben ihre alte Liebe zu Italien wieder entdeckt. 2006 reisten neun Millionen Bundesbürger in das diesjährige CMT-Partnerland, ein Plus von 6 Prozent. Dieser Trend setzte sich im vergangenen Jahr nach Angaben des Fremdenverkehrs-zentrale ENIT fort. Insbesondere der Süden des Landes profitiert von neuen Flugverbindungen, mittlerweile sind aus Deutschland 22 italienische Städte auf dem Luftweg erreichbar. Die Hauptstadt Rom erlebt gegenwärtig einen regelrechten Ansturm deutscher Touristen.

Rund 150.000 Bundesbürger machten sich 2007 auf den weiten Weg nach Australien, dem außereuropäischen Partnerland der CMT 2008. Der fünfte Kontinent hat seit dem Millennium und den Olympischen Spielen 2000 in Sydney an Anziehungskraft gewonnen, doch der bis zu 20-stündige Flug und die Reisekosten setzen dem Wachstum natürliche Grenzen.

Die kroatische Adria-Halbinsel Istrien erfreut sich vor allem bei Individual-Urlaubern nachhaltiger Popularität und ist Caravaning-Partner der CMT 2008. Mehr als 1,5 Millionen Bundesbürger verbringen ihre Ferien Jahr für Jahr in Kroatien. Das Land ist ein klassisches Ziel für Wohnwagen- und Wohnmobil-Urlaub: Mit 25 Prozent liegt der Anteil der Urlauber, die in ihrem eigenen Fahrzeug übernachten, in Kroatien überdurchschnittlich hoch.

Innovativ, kreativ, superlativ – es hat den Anschein, als ob die Caravaning-Branche die Aufbruchstimmung auf der CMT 2008 nutzt, um sich bewusster denn je in Szene zu setzen. Neue Marken, neue Modelle, neue Varianten: Die Aussteller im „C“-Teil beweisen in Stuttgart erneut, dass die Urlaubsform Caravaning mit ihren zahlreichen Facetten allen Interessenten viel zu bieten hat – ob der Geldbeutel nun ganz klein oder prall gefüllt ist. Besonders fallen die vielen Premieren bei den Wohnmobilen auf. Fast 800 Freizeitfahrzeugfahrzeuge aller Art können die CMT-Besucher in den Messehallen am Flughafen unter die Lupe nehmen; damit steigt das Angebot um 50 Prozent (!) gegenüber dem Vorjahr an. Die CMT bietet damit europaweit mit weitem Abstand die größte Schau an Reisemobilen und Caravans zum Start in die Urlaubssaison 2008.

Das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) in München errechnete, dass die Caravaningbranche in Europa 27,7 Milliarden Euro pro Jahr umsetzt: 12,4 Milliarden für Fahrzeuge und 15,3 Milliarden Euro für touristische Ausgaben. Nach den dwif-Angaben summieren sich allein die 375 Millionen Übernachtungen auf den rund 25.000 Campingplätzen in Europa auf drei Milliarden Euro. Rund 9 Milliarden geben die Camper und Reisemobilisten während des Campingplatzaufenthaltes für Verpflegung, Unterhaltung und kulturelle Angebote aus. Die motorisierten Ferienhäuser sind inzwischen so beliebt, dass sie 2007 die Wohnwagen erstmals in der Statistik der Neuzulassungen überflügelten.