Wandelbarkeit des Wintertourismus

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Der Klimawandel zwingt manche Wintertourismusdestinationen, ihr Angebot zu überdenken. Ein Hindernis aber, damit die Tourismusanbieter neue nachhaltige Produkte und Dienstleistungen entwickeln, besteht im mangelnden Wissen über die Bedürfnisse und Entscheidungskriterien der Wintertouristen. Orientieren sich diese an reinen Sachinformationen zum Ort oder reagieren sie auf Empfehlungen? Sind sie bereit mehr zu bezahlen oder Abstriche im Angebot zu machen, wenn das Angebot umweltfreundlicher ist? Solchen Fragen ging eine kürzlich publizierte Studie nach, die Tobias Luthe vom Institut für Tourismus und Freizeitforschung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur und Felix Schläpfer vom Institut für Umweltentscheidungen der ETH Zürich und dem Departement Wirtschaft der Fachhochschule Kalaidos in Zürich durchführten.

Befragung von 2400 Skitouristen

Für ihre Untersuchung befragten die Forscher übers Web rund 2400 Skitouristen, die direkt in Skiorten oder in einschlägigen Publikationen wie dem Magazin des Deutschen Skiverbandes rekrutiert worden waren. Die Befragten mussten jeweils mehrmals entscheiden, welches von zwei fiktiven Wintersportgebieten sie bevorzugen würden oder ob sie gar keines der beiden wählen würden. Die Wintersportgebiete waren anhand verschiedener Faktoren charakterisiert worden, wie dem Preis, der Anreisedauer, Alternativen zum Skisport, dem Einsatz von Beschneiungsanlagen oder dem Einsatz erneuerbarer Energien für den Liftbetrieb. Die Befragten wurden zusätzlich in drei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe erhielt nur die Charakterisierung des Gebietes, die zweite zusätzliche Informationen von anderen Touristen und die dritte von Umweltschutzorganisationen.

Aufgepasst auf negative Beurteilung durch andere Touristen

Die Auswertung ergab, dass Zusatzinformationen die Wahl signifikant beeinflussen. In 7 von 19 präsentierten Wahlsituationen veränderte beispielsweise eine positive Empfehlung einer Umweltschutzorganisation das Wahlverhalten. Negative Beurteilungen fielen vor allem ins Gewicht, wenn sie von anderen Touristen stammten. Die Empfehlungen der Umweltschutzorganisationen und der Touristen veränderten die Entscheidungen von bis zu 28 Prozent der Befragten. Grundsätzlich zeigten die Befragten auch eine Tendenz, mehr für nachhaltige Angebote zu bezahlen, was durch Empfehlungen der Umweltschutzorganisationen und anderer Touristen noch verstärkt wurde. Die erhöhte Zahlungsbereitschaft für mehr Nachhaltigkeit war aber nicht mehr vorhanden, wenn sich die Skigebiete in Faktoren unterschieden, welche die Qualität des Skifahrens selbst betrafen wie beispielweise der Pistenunterhalt oder die Grösse des Skigebietes.

In Zukunft mit Umweltlabel?

Für die Studienautoren zeigen die Resultate, dass Wintertouristen sich nicht einfach wie der ideale Konsument der Wirtschaftstheorie an Faktenwissen orientieren, sondern sich durch Empfehlungen beeinflussen lassen. Insofern kann es sich für die Wintersportgebiete durchaus lohnen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen von unabhängigen Umweltschutzorganisationen beglaubigen zu lassen. Generell ist insbesondere eine transparente und glaubwürdige Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen durch die touristischen Anbieter anzustreben. Denn in der Generation des kompletten touristischen Leistungspakets ist der Kunde ein mündiger und interessierter Partner.

Vorläufig scheint aber die Bereitschaft der Skitouristen noch nicht vorhanden zu sein, zugunsten der Nachhaltigkeit das eigentliche Skifahrerlebnis einzuschränken. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass Wintertourimusdestinationen nicht neue nachhaltige Angebote schaffen sollten. Denn die Umfrage beschränkte sich auf Skitouristen, was bedeutet, dass möglicherweise andere potenzielle Gäste durchaus auf neue nachhaltige Angebote ansprechen würden.

Auskunft:

Tobias Luthe
Institut für Tourismus- und Freitzeitforschung
HTW Chur
Tel +41 77 4689 259
Email: [email protected]