Sachsen-Anhalts Urlaubsregionen bleiben hinter Wachstum anderer Länder zurück

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Mehr Qualität. Das haben Politiker und Experten von Sachsen-Anhalts Tourismuswirtschaft angesichts der neusten Übernachtungszahlen gefordert. In Naumburg präsentierte der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) am Dienstag, dem 20. September 2011, sein aktuelles „Tourismusbarometer“. „Sachsen-Anhalt verzeichnet im ersten Halbjahr 2011 bei den Übernachtungen nur ein schwaches Plus von 0,5 Prozent. Deutschlandweit liegt der Zuwachs bei 4,5 Prozent“, so Dr. Manfred Zeiner von der dwif-Consulting GmbH, die im Auftrag des OSV die touristische Entwicklung beobachtet und statistisch erhebt. „Reserven liegen vor allem in der Qualität. Noch immer sind nur wenige Betriebe klassifiziert oder zertifiziert“, erklärt Zeiner. Der Nachteil liege auf der Hand: Sachsen-Anhalts Tourismusbetriebe werden schlechter wahrgenommen als andere und weniger gebucht.

Dabei gebe es mit den Zertifizierungen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Sterne), des Deutschen Tourismusverbandes (u.a. Sterne für Ferienwohnungen) und der Initiative ServiceQualität Deutschland (Q-Siegel) sehr gute Angebote. In Westdeutschland werden diese Möglichkeiten zur Qualitätsverbesserung weit häufiger genutzt als in Ostdeutschland. So stammt gerade mal ein Viertel aller Q-zertifizierten Betriebe aus den ostdeutschen Urlaubsregionen.

„Die Betriebe begründen ihre Zurückhaltung größtenteils mit fehlenden personellen bzw. zeitlichen Kapazitäten“, sagt Matthias Grünberg vom Projekt ServiceQualität an der Hochschule Harz. Die Hochschule ist seit 2006 dank einer Förderung durch die Europäische Union und das Land Sachsen-Anhalt für Q-Seminare und Q-Zertifizierungen zuständig. „Wer sich zertifizieren lässt, schätzt den Nutzen als sehr hoch ein“, so Matthias Grünberg weiter. Die Q-Zertifizierung baue Betriebsblindheit ab, erleichtere den Umgang mit Beschwerden, motiviere Mitarbeiter und sei ein leichter Einstieg in das Qualitätsmanagement. Das sagten Q-Betriebe Sachsen-Anhalts in einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Projekts. Matthias Grünberg: „Einen positiven Effekt auf die Entwicklung von Qualität hat auch die regionale Zusammenarbeit, wie sie Quedlinburg mit dem Qualitätsstadt-Konzept verfolgt.“

Die Bedeutung des Themas Qualität und der Zusammenarbeit einzelner Akteure betonte in Naumburg auch die Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Birgitta Wolff: „Der Tourist erwartet heute den perfekten Auftritt von seinem Urlaubsort und daran können wir in Sachsen-Anhalt noch weiter arbeiten“.