Rezession bremst amerikanischen Tourismusboom aus

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Der plötzliche Wetterumschwung in der globalen Konjunkturkrise im September 2008 hat den US-Tourismus kalt erwischt. Vor allem auf dem Markt für Auslandsreisen wird man sich warm anziehen müssen und auch die Aussichten bei den Ankünften 2009 könnten sich eintrüben.

Mehr zu den Perspektiven für die amerikanische Reisebranche und weitere Details zur Entwicklung von Inbound und Outbound jenseits des Atlantiks präsentiert IPK International anlässlich des Future Day bei der weltgrößten Reisemesse ITB am 11. März in Berlin.

Laut dem im Auftrag der Messe Berlin regelmäßig von IPK International erstellten ITB World Travel Trends Report 2009 lag der Zuwachs bei den Ankünften in den USA bis August 2008 bei acht Prozent. Im September stagnierte die Nachfrage.

Zwar sind noch nicht alle Daten ausgewertet, doch man muss davon ausgehen, dass die rückläufigen Zahlen beim Inbound im vierten Quartal das Gesamtergebnis für 2008 negativ beeinflussen werden. Unterm Strich ist mit einer Steigerung von nur noch sechs Prozent zu rechnen. „Amerika liegt mit sechs Prozent immer noch deutlich über dem Durchschnitt“, kommentiert Dr. Martin Buck, Direktor des Competence Center Travel & Logistics Messe Berlin, das Ergebnis. „Dennoch beunruhigt dieser Einbruch und ist ein klares Signal an die US-Tourismusindustrie, die ahnt, was sie für die ersten Monate des Jahres 2009 erwarten darf. Die geringe Nachfrage aus wichtigen Auslandsmärkten wie zum Beispiel England wird sich wahrscheinlich – und insbesondere bei einem anhaltend schwachen Pfund – fortsetzen“, so Buck weiter.

Nach offiziellen Angaben lagen die europäischen Ankünfte in den USA vor dem abrupten Abschwung und der weltweiten Rezession im vierten Quartal 2008 mit durchschnittlich 17% sehr positiv im Trend. Marktführer waren Spanien (+36%), Italien (+29%), Frankreich (+28%), Niederlande (+26%) und Deutschland (+20%).

Dagegen ging die Zahl asiatischer Touristen in den USA 2008 zurück.

Hauptgrund dafür ist das sechsprozentige Minus bei den Ankünften aus Japan, dem größten asiatischen Quellmarkt für Amerikareisen.

Drastischer als beim Inbound ist die rückläufige Entwicklung des Outbound-Tourismus. Nach einem guten Start in das Jahr 2008 kam es im März zu dramatischen Einbrüchen beim amerikanischen Outbound. Mit der einsetzenden Konjunkturschwäche verzeichnete der Juni in diesem Sektor sogar negative Ergebnisse. Im September erreichte der monatliche Verlust über sieben Prozent. Die Märkte froren ein.

“Der Rückgang amerikanischer Auslandsreisen trifft in erster Linie die Destinationen in Europa. Europa und andere von amerikanischen Gästen abhängige Ziele müssen ihre Strategien überprüfen und anpassen“, empfiehlt Dr. Buck. „Der ITB World Travel Trends Report zeigt, dass Verbraucher und Unternehmen in den USA das Vertrauen in den Markt verloren haben. Steigende Arbeitslosigkeit und geringere verfügbare Einkommen verschärfen die Lage – trotz des allgemein positiven Obama-Effekts“, so Dr. Buck weiter.

Dr. Buck fasst die Erwartungen für den amerikanischen Tourismus wie folgt zusammen: „Die Amerikaner werden sich bei der Wahl ihrer Destinationen und in den Reisegewohnheiten an der schwachen Konjunktur orientieren. Konsequenzen für die Buchungen von Geschäftsreisen, und insbesondere im Bereich MICE, werden nicht ausbleiben.“

Der Direktor des CompetenceCenter Travel & Logistics betont, dass sich dieser Trend vor allem im Segment Leisure Travel niederschlagen wird. US-Urlauber werden sich verstärkt für Kurztrips und Nahziele entscheiden. „Es ist fast egal, wohin die Reise geht“, ergänzt Dr. Buck die Prognose. „Hauptsache es ist ein guter ‚Deal‘.“

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