Mal woanders – Skifahren in den kanadischen Rocky Mountains

87

Zugegeben, die Anreise ist etwas länger als üblich, gut 10 Stunden Flug bis Calgary, dann 1 Stunde mit einer kleinen Propellermaschine bis Kelowna und noch mal etwa 40 Minuten mit dem Auto, dann hat man die kleine Stadt Vernon in British Columbia erreicht. Warum gerade hier hin? Es gibt zwei gute Gründe: Das exzellente Hotel „Sparkling Hill Resort“ in Vernon (siehe auch: eturbonews.de/Hotels/Sparkling Hill, www.sparklinghill.com) und das fantastische Skigebiet „Silver Star Mountain“, www.silverstar.com. Das liegt nur 22 km oder 25 Minuten von Vernon, gut 35 Minuten vom Hotel entfernt und ist ein wahrer Ski-Traum. Gut erreichbar mit dem Auto, es gibt große, nie ganz gefüllte Parkmöglichkeiten, in die man freundlich und locker eingewiesen wird. Auch der Skibus hält hier am Rande des Silver Star Mountain Resort, zu Fuß ein paar Meter. Die kleine Stadt (Village) hat unten zwei Häuserzeilen mit farbenfrohen Häusern im viktorianischen Stil mit Gehsteigen aus Holz, etwas Goldgräberatmosphäre. Hier gibt es alles was man braucht, bevor, zwischendurch oder nach den Wintersportaktivitäten, 7 Geschäfte für den täglichen Bedarf, 17 Restaurants von einfach bis richtig gut, einige Cafeterias, Pubs usw. Man sollte nur nicht Punkt 12 Uhr Mittags einkehren, das tun nämlich alle und dann ist es auch richtig voll. Bemerkenswert wie das überaus freundliche Personal den täglichen Ansturm verkraftet und immer noch ein Lächeln oder ein paar freundliche Worte findet. Etwas über Village gibt es eine Reihe von Unterkünften, Hotels, Pensionen, für jeden Geschmack und Geldbeutel, alle Ski-in Ski-out, also mit direktem Zugang zur Piste. Etwas weiter am Rande entsteht gerade „Alpine Meadows“ mit vielen Ferienhäusern.

Auf der „Hauptstraße“ kann man die notwendige Winterausrüstung preisgünstig mieten, seien es Skier, Snowboards, Schlitten, dicke Gummireifen oder Schlittschuhe, denn eine Eisbahn gibt es hier auch. Der kanadische Dollar ist günstig zum Euro, Umrechnungskurs 1 € ca. 1,32 $, 1$ ca. 075 €. Preise für eine komplette Ausrüstung liegen für einen Erwachsenen bei ca. 27 $ pro Tag, je länger, desto billiger, für Kinder bei 21 $. Die sehr professionellen Helfer im Verleih beraten bestens und sind stets fast mehr als freundlich, das ist sehr angenehm. Aus den Alpen kenne ich da extreme Gegenbeispiele. Natürlich gibt es auch eine Schneesportschule für alle Wintersportarten, die wird geführt von Norman Kreutz, der (herkunftsmäßig) gut Deutsch spricht und eine wahre Engelsgeduld hat. Robin Baycroft ist der Service Manager und der kann einfach alles möglich machen. Schulpreise liegen pro halben Tag inklusive Unterricht, Ausrüstung und Liftticket bei ca. 90 $ für Erwachsene, ca. 60-80 $ für Kinder, es gibt jede Menge Variationsmöglichkeiten und immer Sonderangebote. Das gilt auch für andere Aktivitäten wie Heli Skiing in den 12 Flugminuten entfernten Monashee Mountains, Terrain Parks, eine Art Free-Style-Park mit Jumps Rails, Bumps, Moguls, also vielen verschiedenen Möglichkeiten an seine Grenzen zu kommen, Langlauf, eine Tube für dicke Gummireifen, Schlittschuhlaufen, Schlittenbahnen, Pferdeschlitten, Snowmobile Tours und sogar einen Day Spa zur Erholung.

Aber nun zum wichtigsten: Schnee und Gelände. In den Rocky Mountains schneit es häufiger als in den Alpen, die extrem niedrige Luftfeuchtigkeit kreiert Podersnow, griffig, luftig, leicht und trocken wie guter Champagner, Eisplatten oder Pappschnee gibt es nicht, ein Traum in Weiß. Mehrere Meter Schnee sind keine Seltenheit, dieses Jahr hat es aber nur bis ca. 1.50 m gereicht. 12 Lifte bieten Zugang zu 115 Skiabfahrten mit allen Schwierigkeitsgraden in einem mehr als 12 Quadratkilometer vielseitigen Terrain. Die 760 Meter Höhenunterschied reichen aus, um den Bedürfnissen von Anfängern und wildesten „Offroadern“ gerecht zu werden, von offenem Gelände mit der wunderbaren ca. 8 km langen „Eldorado-Strecke“ bis hin zu Putnam Creek mit steilen und tiefen Baumschneisen, im Silver Wood noch mal 7 weitere Abfahrten. Alle Pisten werden jede Nacht mit enormen Aufwand bearbeitet (außer die „wilden“ Strecken) und sind einfach grandios präpariert. Weil sich die vielen Benutzer aber auf den vielen Pisten geradezu verlieren, hat man auch am späten Nachmittag immer noch das Gefühl, man wäre der Erste auf der Piste, auf manchen Strecken ist man zeitweise alleine unterwegs. Langes Anstehen oder gar Gedränge an den Liften gibt es nicht, mit geradezu britischer Höflichkeit läuft alles in sehr wohlgeordneten Bahnen, Reißverschlusssystem, Single Line und mit den bis zu 6-sitzigen Express-Liften ist man schnell oben auf der Comet-Station in1915 m Höhe. Das Bedienungspersonal ist immer freundlich und scheint einen nach kurzer Zeit zu kennen, Kontrolle des Skipasses gab es meist nur einmal am Tag. Vor lauter „Happy New Year“ war man fast froh, als der Tag vorbei war. Kaum sitzt man im Lift, wird man schon von den Mitfahrenden freundlichst angesprochen, später auf der Piste gegrüßt oder im Lokal an den Tisch gebeten, da muss man sich auch erst dran gewöhnen. Pistenrowdies gibt es nicht, alle fahren gesittet und aufmerksam, stecken sogar bei Vorfahrt meist zurück, selbst der wildesten Snowboarder entschuldigt sich, wenn er mal zu nahe kommt, wie angenehm.

Wenn der eigene Sohn den alten Vater seine Bahnen ziehen lässt und sich selbst in die wilden Creeks wirft, muss Papa trotzdem nicht alleine auf den Pisten bleiben. Jeden Tag um 13.15 Uhr stehen im Village ein Dutzend Skiführer „Mountain Hosts“ bereit. Man muss sie nur einfach ansprechen und zusammen fährt man den ganzen Nachmittag, oder auch schon mal nach Absprache Morgens. Sie kennen das Gelände bestens, finden schöne Abfahrten mit und ohne Tücken, die man selbst nie entdeckt hätte, berücksichtigen dabei immer das Fahrvermögen des Gastes und können bestens einschätzen, wie lange man noch Zeit hat und oder braucht. Dabei sind sie meist gar nicht mehr die Jüngsten, aber sehr erfahren. Die Hosts bekommen einen Liftpass für die Saison und sind ansonsten nur für „Gotteslohn“ und vielleicht mal einen Kaffee unterwegs. Eine ganz tolle Sache, man ist nicht allein, fühlt sich dadurch natürlich viel sicherer, genießt beste Ortskenntnisse und freundlichste Begleitung. Danke Ken, Tom, und all die anderen!

Wenn der Himmel ungeheuer strahlend blau, der berauschende Stoff Schnee ist und wie Champagner glitzert, die Luft kalt und frisch durch die Bronchien zischt, man sich rundum wohl und glücklich fühlt, dann ist Winter in Kanada am Silver Star Mountain in British Columbia und man weiß, hier muss man wieder hin!