Eingehüllt in Umhänge wartet eine Gruppe Touristen aus Schwaben an dem erst jüngst verbreiterten Eingang zu den Saalfelder Feengrotten. Derart geschützt vor herabtropfendem Wasser und durch den Grottenführer mit dem traditionellen «Glück auf!» begrüßt, begeben sie sich bei rund zehn Grad Celsius auf unterirdische Entdeckungsreise. Während des rund 550 Meter langen
Rundgangs über drei Sohlen, der sie bis 35 Meter in die Tiefe führt,
sind immer wieder bewundernde Ausrufe zu hören. Beweis dafür, dass
viele der Besucher erstmals in dem Schaubergwerk zu Gast sind.
Ihr Staunen verwundert nicht. Immerhin gilt es den
«farbenreichsten Schaugrotten der Welt», denn als solche steht das
ehemalige Alaunschiefer-Bergwerk seit 15 Jahren im Guinness-Buch der
Rekorde. Die Farbpalette in dessen Tropfsteinhöhlen reicht von
Zitronengelb und Ockerrot über Azur und Kupfergrün bis zu Violett und Schwarz. Was sich unter anderem in Blaugrüner Grotte, Quellgrotten und Butterkeller andeutet, gipfelt im Märchendom samt der aus einer Gruppe von Stalagmiten geformten Gralsburg. Sie soll übrigens Vorbild gewesen sein für Richard Wagners Oper «Tannhäuser» bei den Bayreuther Festspielen – und war seit 1998 schon farbenprächtige Kulisse für über 600 Trauungen unter Tage.
Entstanden ist diese ganz eigene Welt aus mineralhaltigem Tropf-
und Quellwasser in rund 450 Jahren. Zwischen 1530 und 1859 wurde mit
Unterbrechungen in dem Bergwerk Alaunschiefer abgebaut, danach einige Jahre Erdfarben gewonnen. Die Tropfsteinhöhlen entdeckte man erst ab 1910 und entschloss sich vier Jahre später, die einstige Grube «Jeremias Glück» als Schaubergwerk zu öffnen. Seither ließen sich rund 17,7 Millionen Besucher von der unterirdischen Welt in den Bann ziehen.
Zu dieser hat sich im vergangenen Jahr eine nicht minder
faszinierende über Tage gesellt – die fantastische «Anderswelt» der
Elfen und Naturwesen im «Feenweltchen». Das habe nach der Eröffnung
binnen zehn Wochen 20 000 Besucher angelockt, berichtet Jana
Buchmann. Die Marketingchefin der Feengrotten weiß auch, dass die
Gäste sehnsüchtig auf den Saisonstart am 1. April warten. «Die
Nachfrage ist sehr groß», sagt sie und freut sich, dass man mit der
mehr als eine halbe Million Euro teuren Erlebnisanlage offenbar den
Nerv von Einheimischen wie Touristen getroffen hat. Kindern wie
Erwachsenen bietet das etwa ein Hektar große Areal neben Spaß auch
viel Wissenswertes und Natur pur.
Und damit die Besucher nicht ziellos umherirren und dabei
eventuell auf den verschlungenen Waldpfaden so manches übersehen,
gibt es den Feenpass mit vielen Hinweisen auch auf Verborgenes. «An
Ideen und Kreativität mangelt es uns nicht», betont die junge Frau.
Schließlich geht es darum, die Besucher bei der Stange zu halten. Die Wiedereröffnung des Heilstollens vor 14 Jahren war eine solche Idee, wie auch die unterirdischen Trauungen, die sich inzwischen
deutschlandweit herumgesprochen haben. Grottennacht und -advent
gehören dazu sowie vielfältige Veranstaltungen – wie das neue
Feenfest – unter und über Tage, bei denen man immer auch die Kinder
im Blick hat. Diese kommen naturgemäß mit Eltern oder Großeltern.
Nicht selten spielen dabei eigene Erinnerungen an das
Schaubergwerk eine Rolle. Wie bei einer Familie aus Brandenburg,
deren Großvater die Saalfelder Tropfsteinhöhlen als Teenager
besuchte, später der Tochter diese faszinierende Welt nahe brachte
und die sich nun gemeinsam mit zwei Söhnen unter Führung der
Grottenfee in das unterirdische Reich aufmachen.
www.feengrotten.de