Berlin. Trotz massiver Einschränkungen im Berliner S-Bahn-Verkehr ist das befürchtete Chaos am Montag weitgehend ausgeblieben. Die Fahrgäste haben sich offenbar auf die Situation
eingestellt, sagte ein S-Bahn-Sprecher. Der S-Bahn-Ersatzverkehr mit Regionalzügen, Bussen und Straßenbahnen sei überwiegend nach Plan verlaufen. Nach Angaben der Verkehrsmanagementzentrale wurden auch keine größeren Autostaus registriert. Allerorts sei zu spüren, dass die Schulferien begonnen haben.
Nach den Worten eines S-Bahn-Sprechers waren die Züge zwar zum Teil voller, aber ihm sei nicht bekannt, das wegen Überfüllung irgendwo Leute auf den Bahnsteigen zurückbleiben mussten. Offenbar hätten sich die Fahrgäste umfassend über Alternativen informiert. In den zusätzlich eingesetzten Regionalzügen sei es bislang noch relativ leer. «Allerdings kommen uns sicherlich auch die Ferien zugute», räumte der Bahn-Sprecher ein.
Die Kunden werden nach Angaben des Sprechers auf den Bahnhöfen durch neue Fahrplanaushänge und an Aufstellern befestigte Plakate in deutscher Sprache über die angepassten Fahrzeiten und Verbindungen informiert. Voraussichtlich ab Dienstag sollen die
Lautsprecheransagen auf den wichtigsten Innenstadtbahnhöfen auch in Englisch erfolgen.
U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) waren den Angaben zufolge – trotz zusätzlicher Fahrzeuge und kürzerer Fahrtakte – zwar voller als sonst, aber nicht überfüllt. Während vor allem die Straßenbahnen, die zu den Umsteigepunkten der
Ringbahn, auf der die S-Bahn einen Zehn-Minuten-Takt anbietet, eine deutlich höhere Zahl an Fahrgästen beförderten, gab es beim Busverkehr kaum mehr Kunden, sagte ein BVG-Sprecher. In den U-Bahnen seien zwischen zehn und 20 Prozent mehr Fahrgäste als an vergleichbaren Tagen unterwegs gewesen.
Auf den S-Bahnsteigen sind nach Angaben eines Sprechers derzeit mehr als 100 Kundenbetreuer im Einsatz. Bis August sollen diese Mitarbeiter auf insgesamt 150 verstärkt werden. S-Bahn-Fahrer, die wegen der Ausfälle zurzeit nicht im Führerstand sitzen, arbeiten dem Sprecher zufolge vorübergehend im Rangierdienst, als Kundenbetreuer oder nehmen an Schulungen teil. Andere würden ihre Überstunden abbauen oder Urlaub nehmen.
Berlins Tourismuswerber befürchten wegen des eingeschränkten S-Bahn-Verkehrs keinen Rückgang der Hauptstadtbesuche. «Bisher sind bei uns keine Beschwerden von Touristen eingegangen», sagte BTM-Pressesprecher Christian Tänzler. Urlauber würden die Situation ohnehin gelassener sehen. Auch würden sich Touristen durch eine negative Berichterstattung zur Lage bei der S-Bahn nicht von einer geplanten Berlin-Reise abbringen lassen. «Ich gehe allerdings davon aus, dass eine Weltstadt wie Berlin sehr kurzfristig in der Lage ist, auf den Bahnsteigen englischsprachige Ansagen zu organisieren, die internationalen Gästen helfen, sich zu orientieren», betonte Tänzler.
Grund der massiven Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr ist eine Anordnung des Eisenbahnbundesamtes, zusätzliche Züge technisch zu überprüfen. Dadurch steht nur noch ein Drittel der Fahrzeugflotte der S-Bahn zur Verfügung. Mehrere Strecken wurden vorübergehend
stillgelegt. Der Notfahrplan der S-Bahn gilt zunächst bis 10. August.
Die Rückkehr zum regulären S-Bahnverkehr wird nach bisherigen Angaben des Mutterkonzerns Deutsche Bahn voraussichtlich bis Dezember dauern.