Der Flugzeugbauer Airbus hat erneut Lieferverzögerungen für seinen Superjet A380 angekündigt. Der vorgesehene Zeitplan für die Produktion des größten Passagierflugzeugs der Welt lasse sich „nicht vollständig umsetzen“, teilte die Airbus-Mutter EADS am Dienstag mit. Eine Überprüfung habe gezeigt, dass das „geplante schnelle Hochfahren der Produktion nicht vollständig erreicht werden kann“. Daher würden in diesem Jahr statt 13 nur zwölf und im kommenden Jahr 21 statt 25 Flugzeuge ausgeliefert. Der Aufwand für die Maschine sei größer als erwartet.
Zu Einnahmeausfällen und möglichen Schadenersatzforderungen von Kunden äußerte sich EADS nicht. Derzeit erlaubten die Überprüfungsresultate „keine Aussagen zu finanziellen Auswirkungen“, erklärte der Konzern: „Das Ausmaß der zusätzlichen Kosten wird letztlich vom finalen Produktions- und Auslieferungsszenario abhängen.“ Bereits vergangene Woche hatte der Airbus-Großkunde Emirates bestätigt, von dem Flugzeugbauer auf neue Verspätungen beim A380 vorbereitet worden zu sein. Die EADS-Aktie gab zum Handelsauftakt rund 0,7 Prozent auf 15,63 Euro nach.
Probleme beim A380 für standardmäßig 525 Passagiere bereitet nach Angaben von Airbus-Chef Thomas Enders aus der vergangenen Woche weiter die Verkabelung der Maschine. Sie muss zur Zeit noch bei der Endfertigung nachverkabelt werden, weil dies in Hamburg bisher nicht klappt. Airbus überprüfte nun, wann von der weitgehenden Einzelfertigung „zur vollständigen Serienentwicklung und -fertigung“ übergegangen werden kann, erklärte EADS. Bei der so genannten
„zweite Welle“ in der Produktion wird demnach auf einen „neuen Design- und Produktionsprozess“ umgestellt.
Airbus-Chef Enders hatte vergangene Woche gesagt, der Flugzeugbauer habe „die Komplexität dieses Flugzeuges eindeutig unterschätzt“. Deshalb seien heute 2000 Deutsche im Endfertigungswerk in Toulouse vor allem damit beschäftigt, nachzuarbeiten, was in Hamburg nicht zeitgemäß erledigt worden sei. Im Juni 2006 hatte die überraschend angekündigten Verzögerungen beim A380 die EADS-Aktie an einem Tag um mehr als 26 Prozent einbrechen lassen. Folge waren ein Wechsel im Management und der Sparplan Power 8, der neben Werksverkäufen in Europa die Streichung von 10.000 Stellen vorsieht.
Airbus hat für den A380 192 Festbestellungen von 16 Kunden. Vier Maschinen sind ausgeliefert. Das erste Flugzeug ging Mitte Oktober mit anderthalb Jahren Verspätung an die asiatische Fluggesellschaft Singapore Airlines. Laut EADS befinden sich derzeit 17 Flugzeuge „in verschiedenen Produktionsstadien, die meisten davon in den Phasen der Verkabelung und der Systemtests“. Die überwiegende Zahl der Flugzeuge, die 2008 ausgeliefert werden sollten, sei bereits geflogen. Die Lufthansa hat 15 A380 bestellt und erwartete die erste Maschine Mitte 2009.
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