Billigflüge: Beliebt beim Kunden, riskant fürs Business

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Die Deutschen reisen viel und gerne, besonders seitdem das Fliegen immer günstiger wird. Gerade innerhalb Europas ist in Handumdrehen eine Flugreise gebucht ohne den Geldbeutel strapazieren zu müssen. Die Fluglinien bieten ständig mehr Strecken, häufigere Flüge und noch niedrigere Preise an – doch ist das Geschäftsmodel tragbar und das Angebot auf Dauer rentabel? Die meisten Gesellschaften mussten im vergangenen Jahr Einbrüche im Profit wegstecken.

Der Konkurrenzdruck unter den Billigfluganbietern ist enorm – mehr als 23 Prozent der deutschen Flüge ab Deutschland sind inzwischen Billigverbindungen, mit 518 Verbindungen erreichten die Low-Cost-Carrier 2019 einen neuen Höchststand. Airlines wie Easyjet, Ryan Air, Wizz Air und Eurowings drücken ihre Preise immer weiter, was zwar zur Zunahme der Kundenzahlen führt, gleichzeitig ist jedoch ein besorgniserregender Rückgang bei den Gewinnen der Unternehmen festzustellen. Wie kann das sein?

Bei Easyjet sank der Profit 2019 deutlich von 578 Millionen Pfund im Vorjahr auf geschätzte 420 bis 430 Millionen Pfund zum Jahresende, und das, obwohl die Anzahl der Passagiere um 8,6 Prozent zunahmen. Die Treibstoffkosten nahmen jedoch zu, Easyjet steigerte zudem seine Kapazitäten, was die Auslastung der Maschinen verringerte, die Ticketkosten mussten gesenkt werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch RyanAir verdiente rund 21 Prozent weniger als im Vorjahr, wenngleich die Zahl der Passagiere laut dem Manager Magazin um 11 Prozent zunahm – auch hier waren gestiegene Treibstoffkosten, höhere Flughafengebühren und gestiegene Personalkosten verantwortlich. Gerade bei den britischen Anbietern spielt auch die Diskussion um Brexit eine Rolle, die die Briten weniger reisefreudig macht.

Wohin fliegen die Deutschen vorrangig und wie wirkt sich das auf das Angebot der Billigfluganbieter aus? Besonders Inlandflüge zu Discountpreisen sind beliebt, 30 Prozent der Low-Cost-Flüge finden innerhalb Deutschlands statt. Studenten fliegen gerne und häufig innerhalb Europas, Spanien gehört zu den beliebtesten Zielen, gefolgt von Irland, Frankreich und den osteuropäischen Ländern wie Tschechien und Kroatien. Großbritannien mag angesichts Brexits jedoch in eine Krise schlittern – Reisegigant Thomas Cook ging bereits pleite und stellte über Nacht sein Geschäft und alle Flüge ein. Das Unternehmen beschäftigte über 21.000 Mitarbeiter in mehr als 16 Ländern weltweit und konnte auf eine lange Geschichte zurückblicken – bereits 1841 gegründet, musste Thomas Cook am 22. September 2019 sein operatives Ende bekanntgeben.

Interessant mag auch sein, was dies für andere Reiseanbieter und Airlines bedeutet, wenn mehr und mehr Low-Cost-Carrier in den Markt brechen und ihr Streckennetz ausbauen. Mittlerweile werden sogar Langstreckenflüge günstiger  – Norwegian Air ist ein Vorreiter von billigen Interkontinentalflügen, Eurowings bietet bereits seit 2015 Discount-Flüge von Köln und Bonn aus nach Amerika und Asien. Die Deutschen werden immer mobiler, günstige Flugpreise innerhalb Deutschlands laden zu mehr Reisen ein und dehnen sich inzwischen auch auf Geschäftskunden aus. Der Europaurlaub muss bei den Airline-Kosten keineswegs mehr mit dem Auto angetreten werden und hilft den Touristen, Zeit zu sparen. Rückgehende Kundenzahlen werden also auch in Zukunft kein Problem für die Anbieter von günstigen Flügen im Inland wie auch in der EU sein. Fraglich ist jedoch, wie lange die Unternehmen dem Konkurrenzdruck, ständig sinkenden Ticketkosten sowie steigenden Betriebskosten standhalten können.