Den von den Medien gefeierten Verzicht der Bahn auf die „Bereitstellungsgebühr“ auf Tickets am Bahnschalter bezeichnet der asr Allianz selbständiger Reiseunternehmen Bundesverband e.V. als „pure Augenwischerei“. „Nachdem die Bahn bei Konsumenten mit der Bereitstellungsgebühr auf die Nase gefallen ist, holt sich Bahnchef Helmut Mehdorn nun das Geld von den Reisebüros,“ erklärt asr-Präsident Stephan Busch. Zwar habe sich Mehdorn mit seinen ursprünglichen Absichten nicht durchsetzen können und konnte die ohnehin niedrigen Provisionen nur um 0,5 statt um ein ganzes Prozent senken. Mit dieser Kürzung hole er sich aber – bemessen an den Umsätzen im Reisebüro – das Doppelte und Dreifache dessen zurück, was er am Bahnschalter an Einnahmen nicht durchsetzen konnte.
Kürzungen der Provisionen müssten in Form von erhöhten Vermittlungsentgelten von den Kunden getragen werden. Das Problem bleibe gleich, abgesehen davon, dass der Service im Reisebüro besser sei. Mehdorns Strategie sei in der Öffentlichkeit aufgegangen: „Am Bahnschalter ist das Geschrei groß. Aber wer von der Politik kümmert sich schon um die vielen Reisebüros, die einen flächendeckenden Vertrieb aufrecht halten? Und wo sind all die Vertreter der Politik geblieben, die sich noch vor ein paar Wochen gegen eine Erhöhung der Preise ausgesprochen haben? “
Es stelle sich die Frage, ob Mehdorn eigentlich völlig freie Hand habe, ohne Rücksicht auf Kunden und negative Auswirkungen auf die Kasse der Bahn. „Die Bahn zieht sich schrittweise von der Beratung zurück, schafft Kursbücher ab und schließt Bahnhöfe. Wo sollen – insbesondere ältere Menschen – noch eine ordentliche Auskunft bekommen, um die Bahn benutzen zu können?“ Reisebüros könnten diese Aufgabe ebenfalls kaum mehr wahrnehmen, weil sie angesichts der miserablen Konditionen dieses nur unwirtschaftlich und mit Kostenunterdeckung leisten könnten. Deshalb würden viele DB-Agenturen gezwungen, die Verträge mit der DB aufzulösen. Parallel kassiere Mehdorn jährlich mehr als zwei Milliarden Euro an Bundeszuschüssen aus Steuergeldern. Statt für besseren Kundenservice zu sorgen, geschehe genau das Gegenteil.
Der asr wirft auch der Politik vor, das Problem nicht ernsthaft lösen zu wollen und in Sachen Bereitstellungspreise eher publikumswirksam auf Stimmenfang zu gehen. „Dafür, dass sich die Bahn nun indirekt das Geld holt, hat Bundesminister Tiefensee offenbar Verständnis. Und keiner der plötzlich auf der Bildfläche erschienen Vertreter der Bahnkunden nimmt Anteil daran, dass seit Jahren in der Fläche die Preise für Auskünfte zu Lasten der Bahnagenturen gehen.“ Busch: „Ich halte es für unanständig, sich als Vertreter der Bahnkunden aufzuspielen, wenn die eigentliche Masse der Kunden doch auf Umwegen über die Reisebüros ständig zur Kasse gebeten wird“.
Quelle: asr Allianz selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e. V.