Die Deutsche Bahn (DB) gefährdet tausende von Arbeitsplätzen in Deutschland. Durch ihr neues Dienstleistungsangebot des OBT Online Business Travel-Portals für Geschäftsreisekunden befürchtet der deutsche Reisevertrieb eine massive Wettbewerbsverzerrung und eine ernsthafte Bedrohung der auf Bahnticketverkauf spezialisierten Reisebüros. Die Bahn steigt damit in das ureigene Geschäftsfeld der Reisebüros, in die Geschäftsreisesparte, ein und wird so zum Wettbewerber ihrer eigenen Handelsvertreter. Zielgruppe von OBT sind kleine und mittelständische Unternehmen. „Dies ist exakt die Zielgruppe, die bisher von privatwirtschaftlich organisierten Reisebüros bedient wird“, verdeutlicht Stefan Vorndran, Vorsitzender des kürzlich neu gegründeten Ausschusses Business Travel im Deutschen ReiseVerband (DRV), die Brisanz des Themas.
Die im Deutschen ReiseVerband organisierten Business Travel-Reisebüros fordern die Bundesrepublik Deutschland, den alleinigen Gesellschafter der Bahn, auf, das neue DB-Portal zu stoppen. Mit diesem Anliegen hat sich der Branchenverband bereits an den Bundeswirtschaftsminister und -verkehrsminister gewandt. „Wir befürchten, dass es durch das neue Angebot der Bahn zu erheblichen Umsatzeinbußen und dadurch zu massivem Stellenabbau im mittelständisch geprägten Reisevertrieb kommen wird“, ist Vorndran überzeugt. Gerade einem der wichtigsten Vertriebspartner und dem Rückgrat des Bahnfahrscheinverkaufs, nämlich den Reisebüros, trete die Bahn damit vor das Schienbein. Schätzungsweise eine Milliarde Euro des Bahn-Umsatzes im Personenverkehr werden von DB-Agenturen erwirtschaftet.
Nach Überzeugung der im Deutschen ReiseVerband (DRV) organisierten Reisemittler verzerrt die Bahn mit OBT den Wettbewerb zwischen den Vertriebskanälen in nicht akzeptabler Weise. „Das Vorgehen der Bahn widerspricht einem partnerschaftlichen Miteinander“, so der Vertreter der mittelständischen Reisebüros im Deutschen ReiseVerband, Hans Doldi. „Mehr als 3.000 Reisebüros verkaufen derzeit bundesweit Bahnfahrkarten. Diese Agenturen sind durch das neue Online-Portal der Bahn in ihrer Existenz bedroht. Die Bahn entzieht damit dem personenbedienten Verkauf – also den persönlichen Anlauf- und Verkaufsstellen für die Kunden – immer mehr die Geschäftsgrundlage. Sie gefährdet so den flächendeckenden Bahnticketverkauf sowohl für Geschäftsreise- als auch für Privatkunden.“
Mit dem Geschäftsreiseportal erweitert die Bahn ihre Angebotespalette im Internet sowie über das angeschlossene Call Center um die Bereiche Flugvermittlung, Hotelzimmer-Reservierung und Autovermietung für Geschäftskunden. „Der Staatsmonopolist tritt damit in direkte Konkurrenz zu mehreren tausend, vor allem mittelständischen, inhaber-geführten Reisebüros und setzt mit seiner Marktmacht deren Existenz auf’s Spiel. Gerade jetzt haben diese durch die Wirtschaftskrise besonders im Geschäftsreisedienst mit signifikanten Umsatzrückgängen zu kämpfen“, betont Dr. Mathias Warns, stellvertretender Vorsitzender des DRV-Ausschusses Business Travel. „Die Bahn sollte Ihre Investitionen darauf konzentrieren, die Servicequalität und Verfügbarkeit ihrer Transportdienstleistungen zu verbessern und nicht darauf, das Geschäftsmodell ihrer eigenen Vertriebspartner zu untergraben“, ermahnt Dr. Warns den Staatskonzern.
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