Weiterhin düstere Aussichten für die Luftfahrtindustrie

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Die International Air Transport Association (IATA) hat heute ihre revidierte Finanzprognose für das Jahr 2009 veröffentlicht. Danach rechnet die IATA in diesem Jahr im globalen Luftverkehr mit Verlusten in Höhe von 11 Milliarden US-Dollar. Dies sind 2 Milliarden US-Dollar mehr als die bislang prognostizierten Verluste über 9 Milliarden US-Dollar. Die höheren Verluste führt die IATA vor allem auf die steigenden Ölpreise und die ausgesprochen schwache Ertragslage zurück. Für 2009 erwartet der Branchenverband – verglichen mit dem vergangenen Jahr – einen Umsatzrückgang um 80 Milliarden US-Dollar (15 Prozent) auf 455 Milliarden US-Dollar.

Zugleich hat die IATA ihre Schätzung der Verluste für das Jahr 2008 korrigiert. Als Folge buchhalterischer Anpassungen durch Neubewertungen und der Absicherung des Treibstoffpreises stiegen die Verluste demnach von 10,4 Milliarden US-Dollar auf 16,8 Milliarden US-Dollar.

„Die Verluste in dieser Krise sind mit 27,8 Milliarden US-Dollar in den Jahren 2008/09 größer als nach den Ereignissen des 11. September 2001“, betonte Giovanni Bisignani, Director General und CEO der IATA. In den Jahren 2001/02 hatten die Verluste in der Luftfahrtindustrie 24,3 Milliarden US-Dollar betragen. „Dies ist keineswegs ein kurzfristiger Einbruch. Von dem Umsatzrückgang um rund 15 Prozent wird sich die Branche erst in einigen Jahren erholen. Eine sinnvolle Anpassung der Kapazitäten sowie eine strenge Kostenkontrolle und -reduktion sind überlebensnotwendig. Während sich andere Bereiche der Wirtschaft langsam erholen, geht die Krise in der Luftfahrt weiter“, so Giovanni Bisignani.

Ursachen für die düsteren Aussichten für die Luftfahrtbranche sind der IATA zufolge die anhaltend geringe Nachfrage sowohl im Passagier- als auch im Frachtbereich sowie die niedrigen Ertragsaussichten. Die Erträge gingen besonders im Premium-Segment stark zurück, hier sank die Nachfrage seit Juni um rund 20 Prozent. Steigende Ölpreise verstärken zudem den Druck auf die Fluggesellschaften. Im Jahresdurch-schnitt wird ein Ölpreis von 61 US-Dollar pro Barrel erwartet – 5 US-Dollar mehr als im Vorjahr. Alleine der Faktor Treibstoff belastet die Kassen der Airlines in diesem Jahr mit zusätzlich neun Milliarden US-Dollar.

„Die langsame Erholung der Gesamtwirtschaft lässt zwar die Passagier- und Frachtzahlen steigen, doch ist dies nur ein Silberstreif am Horizont. Umsätze auf dem Niveau von 2008 werden wir frühestens im Jahr 2012 wieder erwarten können“, sagt Giovanni Bisignani. „Größere Airlines verfügen zwar über Cash-Reserven in Höhe von insgesamt 15 Milliarden US-Dollar, was ein gutes Polster für die Krise darstellt. Weitaus schlechter sind die Aussichten für kleine und mittlere Carrier.“

Besonders gravierend trifft es die Fluggesellschaften in Europa, für die mit 3,8 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr mehr als doppelt so hohe Verluste erwartet werden als die noch im Juni 2009 prognostizierten 1,8 Milliarden US-Dollar. Besonders der europäische Langstreckenverkehr ist in der Krise dramatisch eingebrochen. Außerdem hat eine Verzögerung bei der Liberalisierung der Slot-Regulierung den zeitnahen Abbau von Überkapazitäten verhindert.

Fluggesellschaften in Nordamerika erwarten in diesem Jahr Verluste in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar, ebenfalls mehr als doppelt soviel wie die im Juni dieses Jahres prognostizierte eine Milliarde US-Dollar. Hohe Arbeitslosenzahlen und die Schuldenlast der US-Bevölkerung verhindern eine höhere Verkehrsnachfrage und höhere Erträge. Fluglinien im asiatisch-pazifischen Raum erwarten zwar mit 3,6 Milliarden US-Dollar ebenfalls höhere Verluste (3,3 Milliarden US-Dollar in der bisherigen Prognose im Juni 2009), sie profitieren aber von einer Erholung der asiatischen Wirtschaftsbranche.

Einzig die Fluggesellschaften in Lateinamerika rechnen in diesem Jahr mit einem Erreichen des Break-Even (Juni 2009: 0,9 Milliarden US-Dollar Verlust). Die Airlines im Mittleren Osten rechnen mit einem Verlust in Höhe von 0,5 Milliarden US-Dollar (Juni 2009: 1,5 Milliarden US-Dollar). Ebenfalls 0,5 Milliarden US-Dollar Verlust erwarten die Fluggesellschaften in Afrika, deren Prognose unverändert blieb.

„Diese Krise betrifft nicht nur die Fluggesellschaften. Nachdem generell weniger Geld in die Branche fließt, müssen sich alle Beteiligten auf Veränderungen gefasst machen“, so Giovanni Bisignani. „Alle Partner – einschließlich der Flughafenbetreiber und globalen Distributionssysteme – müssen sich darauf einstellen, Kosten zu reduzieren und ihre Effizienz zu steigern. Auch Regierungen sind zum Handeln aufgerufen, beispielsweise durch Investitionen in eine effiziente Infrastruktur.“

Für 2010 erwartet die IATA derzeit Verluste in Höhe von rund 3,8 Milliarden US-Dollar. Diese Prognose basiert auf einem vorhergesagten Wachstum von 3,2 Prozent bei den Passagier- und fünf Prozent bei den Frachtzahlen. Außerdem rechnet der Branchenverband mit einer minimalen Ertragssteigerung von 1,1 Prozent im Passagier- und 0,9 Prozent im Frachtgeschäft sowie einem Ölpreis von 72 US-Dollar pro Barrel.

Der Luftfahrtverband IATA (International Air Transport Association) repräsentiert rund 230 Fluggesellschaften weltweit, die 93 Prozent des internationalen Luftverkehrs ausmachen.