Der Flughafenverband ADV hat heute in Berlin die Verkehrszahlen für das dritte Quartal 2012 vorgestellt. Der Passagierzuwachs an den deutschen Flughäfen hat sich im Jahresverlauf weiter verlangsamt. Ursächlich für diese Entwicklung sind die derzeitige Wirtschaftsentwicklung, die Schuldenkrise in Europa und die Luftverkehrsteuer.
In den ersten drei Quartalen fiel das Wachstum an den deutschen Flughäfen deutlich abgeschwächt aus. Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 153,3 Millionen Passagiere an den deutschen Verkehrsflughäfen gezählt. Dies entspricht zwar einem Zuwachs von +1,9 Prozent (an+ab) gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Verkehrsentwicklung bleibt damit allerdings hinter den Erwartungen für das Jahr zurück. Der Flughafenverband ADV hatte in seiner Prognose für das Jahr 2012 noch mit einem Verkehrswachstum von +2,6 Prozent gerechnet.
Auf die beiden größten deutschen Airlines, Lufthansa und Air Berlin, entfallen noch immer gut die Hälfte aller an deutschen Flughäfen ein- und aussteigenden Passagiere, obwohl beide Fluggesellschaften gegenüber dem Vorjahreszeitraum vor allem im innerdeutschen Luftverkehr mit Wachstumsrückgängen zu kämpfen haben. Die geringe Wachstumsrate resultiert aus den Rückgängen im innerdeutschen Luftverkehr (-2,9 Prozent), welches durch die Zuwächse im europäischen Luftverkehr (+2,6 Prozent) und dem Interkontverkehr (+6,3 Prozent) aufgefangen wird. Die Wachstumsrate auf den Verbindungen nach Asien ist mit +6,7 Prozent im Jahresverlauf doppelt so hoch wie auf den Verbindungen nach Amerika (+3,2 Prozent). Das überdurchschnittliche Wachstum von +16,9 Prozent auf den Destinationen nach Afrika zeigt, dass sich der Luftverkehr von den politischen Unruhen des afrikanischen Frühlings im Jahr 2011 erholt hat (Basiseffekt).
„Die deutschen Flughäfen spüren die konjunkturelle Lage und die Schuldenkrise in Europa deutlich“, erklärt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV in Berlin, und ergänzt: „Das größte Wachstumshemmnis ist allerdings hausgemacht. Mehr und mehr spüren die Flughäfen die negativen Effekte der Anfang 2011 eingeführten Luftverkehrsteuer.“ Während Flughäfen in den Nachbarländern Nutznießer der Luftverkehrsteuer sind, kämpfen zahlreiche deutsche Flughäfen mit Passagiereinbrüchen im zweistelligen Prozentbereich“, fasst Ralph Beisel die Entwicklung zusammen.
Eine abnehmende Wachstumsdynamik zeigt sich auch im Bereich der Luftfracht, traditionell ein konjunktureller Frühindikator. Die umgeschlagene Luftfracht sank in den ersten drei Quartalen mit gut 3,2 Mio. Tonnen um -2,9 Prozent (an+ab) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch die gewerblichen Flugbewegungen gingen um -2,4 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag die Zahl der Starts und Landungen bei knapp 1,6 Millionen.
Für die letzten Monate des Jahres und auch für das nächste Jahr rechnet die ADV mit einem sich weiter abschwächenden Passagierwachstum in einem insgesamt schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld. Die angepasste Jahresprognose wird der Flughafenverband präsentieren, wenn alle Entwicklungen des neuen Winterflugplans berücksichtigt sind.