Ein überraschender Warnstreik von Piloten hat bei den Tochterunternehmen der Lufthansa am Mittwoch für teils erhebliche Verspätungen im Flugverkehr gesorgt. Die Pilotengewerkschaft Cockpit wollte nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit den drei Airlines Druck auf die Arbeitgeber ausüben, wie Verhandlungsführer Thorsten Gommert in Neu-Isenburg sagte. „Unser Ziel war es, ein machtvolles Signal auszusenden, und wir glauben, dies auch erreicht zu haben.“ Insgesamt seien 97 Flüge bestreikt worden. Nach Angaben der Lufthansa wurden bei Lufthansa Cityline und Eurowings 64 Flüge annuliert. Germanwings strich drei Verbindungen und meldete 22 Verspätungen.
Die Gewerkschaft hatte ihre Mitglieder für Mittwochmorgen kurzfristig zu einem Warnstreik aufgerufen, nachdem am Dienstag die Tarifverhandlungen bei
Lufthansa Cityline gescheitert waren, sagte Gommert. Die Piloten waren zwischen 5.30 Uhr und 8.00 Uhr in den Ausstand getreten. Betroffen von dem Streik waren nur Flüge der drei Lufthansa-Töchter gewesen, nicht aber Verbindungen der Lufthansa selbst. Die Warnstreiks seien für die Gewerkschaft das „letzte Mittel“ gewesen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, erklärte Cockpit. Die Fluggesellschaften wollten sich am Mittwoch nicht zum Scheitern der Tarifgespräche äußern.
Die Gewerkschaft Cockpit verhandelt seit rund zwei Monaten jeweils getrennt mit den drei Fluggesellschaften über unterschiedliche Tarifverträge. Bei allen
drei Airlines wolle Cockpit Lohnerhöhungen durchsetzen, sagte Verhandlungsführer Gommert. „Auf eine genaue Höhe haben wir uns jedoch nicht festgelegt, um Verhandlungsspielräume für uns und die Arbeitgeber offen zu halten.“ Bei Germanwings orientiere sich die Gewerkschaft am Abschluss der Konzern-Mutter Lufthansa aus dem Januar, der ein Gehaltsplus von insgesamt 5,5 Prozent vorsieht, sagte Gommert. Bei Lufthansa Cityline gehe es dagegen vorrangig um einen Inflationsausgleich für die vergangenen sechs Jahre, da die Cityline-Piloten seit 2002 keine Gehaltserhöhung mehr erhalten hätten.
Bereits in der vergangenen Woche habe Cockpit bei Tarifgesprächen mit Eurowings und Germanwings keine Einigung erzielen können, sagte Gommert. „Nach dem Scheitern der drei Verhandlungen haben wir uns dann entschlossen, die Streiks am Mittwoch zu koppeln und so unsere Schlagkraft zu erhöhen“, sagte Gommert. Sollte die Gewerkschaft nun keine „deutlich nachgebesserten Angebote“ erhalten, werde es weitere Warnstreiks oder auch einen unbefristeten Streik geben.
Nach dem Warnstreik am Mittwochmorgen rechneten die drei Fluggesellschaften mit Verspätungen den ganzen Tag hindurch. Erst am Nachmittag war eine Stabilisierung der Flugpläne zu erwarten, wie Sprecherinnen von Lufthansa und Germanwings sagten. Bei Germanwings kam es nach eigenen Angaben zu
Verspätungen von bis zu zwei Stunden. Angaben zur Zahl der betroffenen Passagiere machte die Fluggesellschaft jedoch nicht. Bei Lufthansa Cityline und Eurowings waren insgesamt 2200 Fluggäste von den 64 gestrichenen Flügen betroffen, sagte eine Lufthansa-Sprecherin.
Bei Lufthansa Cityline, Eurowings und Germanwings arbeiten nach Unternehmensangaben insgesamt 1400 Piloten. Cockpit vertritt nach eigenen Angaben rund 8200 Mitglieder bei sämtlichen deutschen Airlines.
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