Lufthansa-Billigtochter kämpft mit Problemen im Europa-Verkehr

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Die Flugverspätungen der Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings haben sich im Sommer drastisch verschärft. Das zeigen Daten, die das Verbraucher-Portal FairPlane für das Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ analysiert hat (Ausgabe 11/2016; EVT 20. Oktober). Allein im Juni startete oder landete demnach fast jede zweite Maschine im Europa-Verkehr mehr als 15 Minuten zu spät. Die durchschnittliche Verspätung war sogar weit größer und betrug 46 Minuten. Von Juni bis September war im Schnitt gut ein Drittel aller Flüge verspätet.

So lange lässt kaum eine europäische Regionalfluggesellschaft ihre Passagiere warten: Waren bei Eurowings im Juni 42 Prozent aller gut 4.000 Verbindungen mehr als eine Viertelstunde zu spät, waren es bei der Konkurrenz nur 21 Prozent. In die Analyse sind die Daten der drei großen Luftverkehrs-Portale FairPlane, Flightstats und OAG eingeflossen. Eurowings fällt branchenüblich in die Kategorie der Regionalfluggesellschaften und wurde mit 30 Wettbewerbern verglichen, die jeweils mehr als 1.500 Verbindungen pro Monat im Europa-Verkehr anbieten; Billig-Anbieter wie Ryanair und Easyjet oder traditionelle Netzwerkgesellschaften wie Lufthansa sind in diesem Ranking nicht enthalten.

Die Zahlen sind alarmierend für Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Eurowings ist für ihn der Schlüssel im Kampf gegen aggressive Wettbewerber, die Billigtochter soll kräftig expandieren. So soll Eurowings in den kommenden Monaten 35 Maschinen samt Besatzung vom kriselnden Rivalen Air Berlin und 49 Flieger von Brussels Airlines übernehmen. Die Integration mehrerer Marken unter einem Dach ist ein wichtiger Grund für die Verzögerungen. Neben den alten Lufthansa-Töchtern Germanwings und Eurowings müssen bald auch Brussels Airlines- und die ehemaligen Air-Berlin-Maschinen unter der Marke Eurowings zusammengeführt werden. Technische Ausfälle und Personalengpässe frustrieren jedoch Mitarbeiter und Kunden.

Zu Jahresbeginn war die Fluglinie bereits wegen massiver Verspätungen im Langstreckenverkehr in die Schlagzeilen geraten. Eurowings-Chef Karl Ulrich Garnadt hatte daraufhin eine Taskforce gegründet, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Jedoch haben die Verspätungen nun auf das deutlich relevantere Kerngeschäft in Europa übergegriffen. „Wir hatten Probleme, und der Betriebsablauf entsprach nicht unserem Anspruch“, räumte ein Eurowings-Sprecher auf Anfrage ein. Man habe Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet.
Quelle: Wirtschaftsmagazin Capital