Lufthansa hat der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Samstag erneut ein Angebot zur Aufnahme von Tarifverhandlungen gemacht. Dabei ist das Unternehmen auf zentrale Forderungen der VC eingegangen. Sollte die VC zum Einstieg in Verhandlungen bereit sein, hat Lufthansa hat für die Dauer der Verhandlungen – befristet bis 31.12.2015 – folgende Punkte zugesagt:
– Germanwings wird mindestens 55 Flugzeuge betreiben.
– Der Betrieb von Langstreckenflügen bei Lufthansa CityLine wird mit bis zu drei Flugzeugen planmäßig begonnen. Ein weiterer Aufbau erfolgt jedoch bis Ende 2015 nicht.
– Eurowings Europe (mit Sitz in Österreich) verzichtet auf die temporäre Stationierung von Flugzeugen in Deutschland.
Zudem bietet Lufthansa an, Nachwuchspiloten (NFF) befristet für die Dauer von zwei Jahren bei Germanwings oder Eurowings Deutschland einzustellen. Es gelten die Vergütungsbedingungen der Eurowings Europe. Zusätzlich erhalten die Nachwuchspiloten für den Zeitraum der befristeten Anstellung eine Einmalzahlung in Höhe von 12.500 Euro je Beschäftigungsjahr.
Lufthansa hat der VC auch ein neues Angebot zur Übergangsversorgung vorgelegt.
– Das Unternehmen bietet der VC demnach an, für die Piloten von Lufthansa Passage, Lufthansa Cargo und Germanwings, die vor dem 1. Januar 2014 eingestellt wurden, bis zu einem Abschluss eines neuen Tarifvertrags zur Übergangsversorgung die bisherigen Regelungen weiter anzuwenden. Piloten erhalten damit bis zu 60 Prozent ihrer letzten Bruttovergütung als rein arbeitgeberfinanzierte Versorgungsleistung. Piloten von Lufthansa Passage können weiterhin ab einem Alter von 55 Jahren aus dem Flugdienst ausscheiden, wenn im Durchschnitt ein Ausscheidealter von 58 Jahren erreicht wird und erhalten damit in einer beispielhaften Cockpit-Laufbahn zum vorzeitigen Ausstieg 124.000 Euro p.a. Übergangversorgung.
– Das Unternehmen würde darüber hinaus das Angebot der VC vom 24. Juli 2015 annehmen, nach dem das durchschnittlich zu erreichende Ausscheidealter für Piloten von Lufthansa Passage von 58 Jahren auf 60 Jahre erhöht wird. Dabei ist zu klären, wie sich die von der Gewerkschaft in ihrem veröffentlichten Angebot in Aussicht gestellte nachhaltige Kostenentlastung von insgesamt 500 Millionen Euro zusammensetzen würde.
– Lufthansa ist in diesem Zusammenhang außerdem bereit, auch für zukünftige Piloten bei Lufthansa Passage, Lufthansa Cargo und Germanwings eine Übergangsversorgung anzubieten, wenn zur Gegenfinanzierung die Lohnkosten im Cockpit signifikant gesenkt werden könnten – unabhängig von den ohnehin notwendigen Kostensenkungen.
„Wir wollen gemeinsam mit der VC daran arbeiten, wieder wettbewerbsfähige Kostenstrukturen bei Lufthansa und Germanwings zu schaffen“, betont Dr. Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht der Deutschen Lufthansa AG. „Nur so können wir Perspektiven für unsere Piloten und Nachwuchspiloten schaffen.“ Zuletzt war die Flotte von Lufthansa zum ersten Mal in der sechzigjährigen Unternehmensgeschichte geschrumpft. Lufthansa hatte der Konzerntarifkommission der Vereinigung Cockpit angeboten, in Vergleichen mit relevanten Wettbewerbern die Wettbewerbsposition von Lufthansa und Germanwings zu ermitteln und auf dieser Grundlage gemeinsam Maßnahmen zu vereinbaren, um die notwendigen Kostensenkungen zu erreichen.
„Auch der Aufbau der neuen Eurowings im europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehr ist eine Maßnahme, mit der wir uns gegenüber dem Wettbewerb in diesem hart umkämpften Markt behaupten wollen. Innerhalb einer Woche haben sich weit mehr als 1.000 externe und interne Bewerber inklusive Nachwuchspiloten auf die Cockpitstellen bei der neuen Eurowings beworben. Das zeigt, dass wir auch dort attraktive Beschäftigungsbedingungen anbieten“, sagt Volkens.
Lufthansa appelliert an die Vereinigung Cockpit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Wir haben nun wiederholt Zugeständnisse an die VC gemacht und sehen damit eine gute Grundlage, auf dieser Basis die Verhandlungen aufzunehmen. Denn Verhandlungen sind der einzige Weg zu einer Lösung dieses Tarifkonflikts“, so Volkens. Lufthansa hatte die VC bereits in der vergangenen Woche zu Gesprächen am Wochenende eingeladen, die die Gewerkschaft jedoch abgesagt hatte.