Auf der Hauptversammlung der Fraport AG erläuterte Vorstandsvorsitzender Dr. Stefan Schulte vor den Aktionärinnen und Aktionären in der Jahrhunderthalle Frankfurt den Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres 2015. Dabei konnte er erfolgreiche Zahlen präsentieren, die den Ausblick des Unternehmens voll erfüllten. Der Umsatz stieg deutlich um 8,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Das operative Konzern-Ergebnis EBITDA legte ähnlich stark um 7,4 Prozent beziehungsweise knapp 60 Millionen Euro auf fast 850 Millionen Euro zu. Noch stärker war der prozentuale Zuwachs beim Konzern-Ergebnis, das um 18 Prozent beziehungsweise 45 Millionen Euro gesteigert werden konnte und mit fast 300 Millionen Euro einen neuen Höchstwert erzielte.
Basis für die gute finanzielle Entwicklung waren am Heimatstandort Frankfurt der gute Passagierzuwachs, gerade auch im Interkontinental-Bereich, und ein starker Netto-Retail-Erlös pro Passagier, der um 19 Cent auf 3,62 Euro gesteigert werden konnte. Trotz gemischter Entwicklung an den verschiedenen Standorten trug auch das externe Geschäft erneut zum guten finanziellen Erfolg bei. Vor allem die Ergebnisse der Flughäfen Lima und Ljubljana sowie der amerikanischen Retail-Tochter Airmall konnten die Schwächen in Antalya und St. Petersburg mehr als kompensieren. Auch das verbesserte Finanzergebnis leistete einen Beitrag zum guten Jahresabschluss, unter anderem wegen niedrigerer Zinsaufwendungen im Zuge einer abgeschmolzenen Netto-Verschuldung und rückläufigen Zinsraten. Der Fraport-Vorstandsvorsitzende richtete seinen Dank an die Beschäftigten, die an 365 Tagen im Jahr ihren Beitrag dazu leisteten, Fluggäste und Airlines zufriedenzustellen: „Sie machen es möglich, dass wir unseren Anteilseignern diese guten Ergebnisse präsentieren dürfen“, hob Schulte hervor.
Mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben und Herausforderungen ging Schulte zu Beginn seiner Rede auf das neue Unternehmens-Leitbild ein. Unter dem Claim „Gute Reise! Wir sorgen dafür“ definiert Fraport die eigene Rolle als Flughafenbetreiber in einer neuen Form. Steigende und immer differenziertere Kundenbedürfnisse stehen dabei stärker im Fokus, um sich in der Konkurrenz der internationalen Flughäfen behaupten zu können. Dazu gehöre es unter anderem, die umfangreichen Service-Initiativen der vergangenen Jahre konsequent fortzusetzen, um den Aufenthalt an den Fraport-Flughäfen angenehm zu gestalten. Dabei halte auch die Digitalisierung Einzug in das Flughafen-Management. Als wichtigstes Beispiel nannte Schulte die neue Frankfurt Airport App mit Informationen und Orientierungshilfen in mehreren Sprachen, einer Online-Shopping-Plattform für Produkte aus den Flughafen-Shops sowie einem Kundenloyalitätsprogramm.
Auch die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Infrastruktur gehöre weiterhin zu den wichtigsten Aufgaben des Frankfurter Flughafenbetreibers. Unter einer Vielzahl von Maßnahmen sei aktuell das Terminal 3 die bedeutendste, so Schulte. Die Bauaktivitäten liegen gut im Zeitplan, der Trockenaushub sei beendet und die weiteren Bauschritte befinden sich in der Ausschreibung oder in der konkreten Planung. Auch die internationale Vorreiterrolle in Sachen Schallschutz wolle Fraport weiterhin beibehalten und rechtfertigen. In Frankfurt soll das Lärmpausen-Modell in den Regelbetrieb überführt werden. Außerdem möchte Fraport den lärmabhängigen Anteil der Flughafenentgelte in Frankfurt weiter steigern.
Neben dem Heimatstandort gewinnt auch das internationale Geschäft zunehmend an Bedeutung. Bis zum Jahresende möchte Fraport den Betrieb von 14 Flughäfen in Griechenland übernehmen. Die bereits unterzeichneten Konzessionsverträge müssen in einem nächsten Schritt vom griechischen Parlament ratifiziert werden. Schulte bewertete das Engagement als Gewinn für beide Seiten: „Wir haben uns und unser Vorhaben in Griechenland umfangreich vorgestellt und fühlen uns gut angenommen. Wir halten den Markt vor allem unter touristischen Gesichtspunkten weiterhin für attraktiv. Das Closing erwarten wir für Ende dieses Jahres.“
Beim Ausblick auf die Passagierentwicklung berichtete Schulte von einer wahrnehmbaren Buchungszurückhaltung vor allem bei touristischen Reisen, die unter anderem auf die Angst vor Anschlägen zurückzuführen sind. Fraport erwartet in Frankfurt einen Anstieg der Fluggastzahlen zwischen einem und drei Prozent für das Jahr 2016, in dem der Flughafen Frankfurt sein 80-jähriges Bestehen feiert. Das Retail-Geschäft werde seit Jahresbeginn gedämpft von der Aufwertung des Euro und einem Rückgang im Passagieraufkommen nach China, Russland und Vietnam – Passagiere zu diesen Destinationen tragen in hohem Maße zu den Retail-Erlösen der Fraport AG bei. Schulte zog das Fazit, dass die Rahmenbedingungen nicht einfach seien – bildlich gesprochen befinde man sich aktuell auf rauer See. „Wir müssen uns strecken, um unsere Ziele zu erreichen“, bestätigte er den Ausblick für das Gesamtjahr. Fraport erwartet ein EBITDA in der Bandbreite von leicht über dem Vorjahresniveau bis hin zu plus 30 Millionen Euro sowie ein Konzern-Ergebnis auf oder leicht über Vorjahresniveau. Dies würde einen mindestens stabilen Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2016 ermöglichen.