Feiglinge und Totalversager

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Auf der Hauptversammlung der Aktionäre von Austrian Airlines am Dienstag, 14. April, wurden sowohl Ex-Vorstand Alfred Ötsch als auch der Chef des Aufsichtsrats, Peter Michaelis massiv unter Beschuss genommen. Wie die Presse.com berichtet, reichten die Vorwürfe von Feigheit bis hin zu Totalversagen.

Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger eröffnet die Fragerunde mit einem Angriff auf Ex-Vorstand Alfred Ötsch: „Alfred Ötsch ist der personifizierte Misserfolg. Sein öffentliches Auftreten war eine Provokation.“ Laut wurden auch Forderungen, den geschassten AUA-Chef Mag. Alfred Ötsch schadenersatzpflichtig zu machen. Ötsch selbst war der Versammlung fern geblieben. Konkret geht es um den Vorwurf, Ötsch habe den Investor Al Jaber über die Lage des Unternehmens getäuscht. Das Verfahren zwischen Al Jaber und der AUA ist noch im Gange.

Aufsichtsrats-Chef Peter Michaelis gab bekannt, dass der vormalige AUA-Boss sowohl seine Abfindung als auch eine Auflösungsentschädigung erhalten hat. Genaue Beträge wollte er aber nicht offenlegen. Der Vertrag von Ötsch wäre bis März 2011 gelaufen.

Ein Aktionär forderte die Anteilseigner auf, den Aufsichtsratspräsidenten Peter Michaelis erst zu entlasten, wenn dieser auf seine Bonuszahlungen verzichtet. Ein anderer Teilnehmer warf laut Presse.com Vorstand und Aufsichtsrat Feigheit vor. Michaelis bezeichnete er als „Versager, der in der Hauptversammlung auf gepolstertem Leder sitze, Fragen der Aktionäre aber eigentlich auf hartem Holz beantworten müsste“. Die im Raum stehenden Zahlen über die Abfindungszahlung an Ötsch wurden als obszön bezeichnet, während die AUA-Mitarbeiter auf Gehaltsteile verzichten müssen.

Michaelis verteidigte sich gegen den Vorwurf, er habe der Politik zu lange erzählt, was diese hören wollte. Denn er selbst war bis zur Entscheidung für die Privatisierung überzeugt, mit einem Partner wie etwa dem Scheich Al Jaber oder ganz alleine bestehen zu können.

AUA-Vorstandsmitglied Andreas Bierwirth kritisierte, dass der Businessplan der AUA nicht regelmäßig angepasst wurde – auch nicht, als etwa die Treibstoffpreise wieder zu sinken begannen. Mehrere Kleinanleger schossen sich auf die ihrer Meinung nach viel zu spät vorgenommenen Wertberichtigungen für Flugzeuge ein. Angeblich hätte laut Business-Plan jedes Jahr wesentlich mehr Risiko eingeplant werden müssen. Einige Aktionäre vermuteten, dass bis inklusive 2007 die Jahresbilanzen durch zu hohe Bewertungen künstlich verschönert wurden.

Im weiteren Verlauf der hitzigen Zusammenkunft bezeichnete Andreas Bierwirth das Jahr 2008 durchaus als erfolgreiches Jahr. Denn die AUA sei weltweit eine der besten Fluglinien hinsichtlich Pünktlichkeit und verlässlicher Gepäcklogistik. Außerdem seien der Umsatz gesteigert und das Streckennetz optimiert worden. Die Stärke am Markt habe aber dennoch nicht gereicht, um ein positives Jahresergebnis zu erreichen. Die halbe Milliarde Euro „Mitgift“ der Republik Österreich für die AUA im Rahmen des Verkaufs an die AUA sei keine Beihilfe, sondern eine wirtschaftlich sinnvolle Unterstützung, sagte Bierwirth. Auch jeder private Eigentümer hätte so gehandelt, ist der Vorstand überzeugt. Daher hofft er, dass es auch die EU-Kommission so sieht und den Verkauf bis zum Sommer 2009 genehmigt.

Ihr letztes Jahr als eigenständige Airline hat die österreichische AUA (Austrian Airlines) mit einem Megaverlust beendet: Wirtschafts- und Finanzkrise, hohe Spritkosten und Wertberichtigungen auf Flugzeuge haben im abgelaufenen Jahr tiefe Spuren hinterlassen. Der Nettoverlust für 2008 wurde mit 429,5 Mio. Euro beziffert.
Dafür wurde der Vorstand fast doppelt so hoch entlohnt wie 2007.

Quelle: www.dmm.travel