Schöne Ziele kann man vom Hahn aus ansteuern: etwa das romantische Venedig, oder das Shopping-Paradies Mailand… – wäre da nicht die lange Anreise. Bis in den Hunsrück ist es aus dem Rhein-Main-Gebiet eben doch ein gutes Stück, kostenfreies Parken war gestern, und Schnäppchen gibt es mittlerweile auch am Frankfurter Flughafen – und zwar mit bequemem S-Bahn-Anschluss. Es liegt aber nicht nur am Standort, dass es dem Hahn nicht gut geht: Der Billigflieger-Markt ist längst gesättigt, und die Flugverkehrsbranche insgesamt schwächelt. Am Hahn kommt noch erschwerend hinzu, dass der Flughafen vom Großkunden Ryanair auf Gedeih und Verderb abhängig ist. Und just dieser Tage beginnt sich mancher wieder der Mahner zu erinnern, die genau in dieser Abhängigkeit immer eine große Gefahr sahen. Diese dürfen sich jetzt bestätigt fühlen: Zwar ist es in Ordnung, wenn der Flughafen versucht, mit einer Gebühr von drei Euro den Sprung in die Gewinnzone zu schaffen. Die Passagiere werden dies sicherlich verkraften, und momentan scheint es auch keine andere Lösung für den chronisch defizitären Airport zu geben. Allerdings funkt Großkunde Ryanair nun dazwischen und droht mit dem Streichen von Verbindungen und dem Abzug von Flugzeugen. Man wird hier den Verdacht nicht los, dass die Billigflieger-Linie die Gelegenheit nutzt, um bessere Konditionen zu erzwingen. Nun ist die Politik gefordert: Sie muss versuchen, die Wogen zu glätten. Ansonsten wird der Hahn zum Millionen-Grab der Steuerzahler.
Allgemeine Zeitung Mainz