Branchengewerkschaften gegen Halbierung der Flughafengebühren für Ryanair in Frankfurt

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Die Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL) und die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) kritisieren die Gebührenpolitik der Fraport AG, die zur Ansiedlung der irischen Billigfluglinie Ryanair am wichtigsten deutschen Luftverkehrs Standort Frankfurt geführt hat.

Beide Gewerkschaften befürchten, dass die Förderung von Ryanair über die Halbierung der Flughafenentgelte mittelfristig die Wirtschaftlichkeit des Flugangebots der übrigen Fluggesellschaften gefährdet.

„Dies könnte den Abbau von Kapazitäten und damit einhergehend von einer erheblichen Anzahl an Arbeitsplätzen mit sich bringen,“ erklärt Nicoley Baublies, Vorstandsvorsitzender der IGL.

Sein Kollege Alexander Behrens, Vorstandsvorsitzender der UFO, ergänzt: „Durch ihre unfaire Gebührenpolitik bevorzugt Fraport hier massiv einen Wettbewerber gegenüber anderen – und zwar ausgerechnet den mit den prekärsten Arbeitsbedingungen in ganz Europa. Ein in Deutschland lebender und arbeitender Ryanair-Flugbegleiter in Vollzeitanstellung erhält ein Bruttojahresgehalt zwischen 11.000 und maximal 18.000 Euro. Das ist unterhalb des deutschen Mindestlohns. Es gibt ebensowenig Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bei Ryanair wie Beitragszahlungen in die deutschen Renten- und Sozialversicherungen.“

Möglich macht dies die von Ryanair gewählte Option, auch deutsche Arbeitnehmer mit irischen Arbeitsverträgen auszustatten, welche eine weitreichende Umgehung deutscher Arbeitsrechtsstandards eröffnen.

„Ob dies überhaupt rechtmäßig ist, wird derzeit an verschiedenen Stellen überprüft. In Frankreich wurden die Ryanair-Beschäftigungsmodelle schon vor Jahren für rechtswidrig erklärt, hierzulande ermittelt gerade die Staatsanwaltschaft Koblenz auf Grund von Scheinselbstständigkeitskonstrukten beim Cockpitpersonal,“ erläutert Baublies.

„Hier ist die Politik gefragt: Wir können uns nicht vorstellen, dass die Entscheidung von Fraport, Ryanair nun auch noch durch geringere Flughafenentgelte zu fördern, Unterstützung bei den öffentlich-rechtlichen Mehrheitsgesellschaftern des Airport-Betreibers findet. Oberstes Ziel der politischen Entscheidungsträger im Land Hessen und der Stadt Frankfurt am Main muss der Erhalt und die Förderung sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze sein. Das Wachstum des Frankfurter Flughafens darf nicht auf Kosten von Arbeitnehmern gehen. Wir appellieren daher an alle Beteiligten, für faire Wettbewerbsbedingungen in der deutschen Luftverkehrsbranche zu sorgen und diese einseitige Begünstigung von Ryanair zu unterbinden,“ so beide Gewerkschaftschefs unisono.

Abschließend betonen Baublies und Behrens, sich nun verstärkt für die Arbeitnehmerrechte des Ryanair-Personals in Deutschland einsetzen zu wollen, um die dortigen Missstände zu beenden. „Wir hoffen, dass die zuständige Regierung unter Ministerpräsident Volker Bouffier und dem Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir dieser diskrimierenden und auf Sozialdumping ausgelegten Regelung einen Riegel vorschiebt!“ so die beiden Gewerkschaftsvertreter.
Quelle: Unabhängige Flugbegleiter Organisation UFO e.V.