Von der Präsidentensuite in die Haftzelle

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Zwei Männer müssen wegen Zechprellerei im großen Stil ins Gefängnis. Für Wayne A. ist das alles ein großes Missverständnis. Im schwarzen Anzug, mit frisiertem Haar und Siegelring sitzt der 51-Jährige auf der Anklagebank des Frankfurter Amtsgerichts und weiß scheinbar nicht so recht warum. Gemeinsam mit
seinem australischen Landsmann Antonio I. soll der honorig wirkende Bauingenieur eine Hotelrechnung in Höhe von knapp 148 000 Euro nicht beglichen haben. „Ich hatte nie die Absicht, die Rechnung nicht zu begleichen», beteuerte der zweifache Familienvater am Montag. Ungeachtet dessen verurteilte das Amtsgericht den 51-Jährigen wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Sein jüngerer Landsmann muss für ein Jahr und fünf Monate in Gefängnis.

Der Anklage zufolge hatten es sich die beiden Australier in einem Frankfurter Fünf-Sterne-Hotel so richtig gut gehen lassen. Ende Januar checkten sie in der 220 Quadratmeter großen Präsidentensuite ein. Allein dafür fielen pro Nacht 3800 Euro an. Hinzu kamen Kosten für Friseur, Restaurant, Zimmer- und Limousinenservice.

Auch eine Luxuswohnung unweit des Hotels wollten die beiden
Geschäftsmänner erwerben. Kaufpreis: knapp 1,5 Millionen Euro. Allerdings beglichen die beiden Angeklagten nicht einmal die Rechnung für die Übersetzungskosten beim Notar in Höhe von 416 Euro.

Ganz mittellos scheint S. nicht zu sein. Amtsrichter Rolf Henrici verwies darauf, dass der Familienvater Rechnungen in einer Tabledance-Bar in Höhe von 6000 und 4000 Euro mit seiner Kreditkarte beglich.

Den eigenen Angaben zufolge waren die beiden Männer Ende 2007 nach Frankfurt gekommen, um Investitionen zu tätigen. Zunächst stiegen sie für etwa vier Wochen in einem Vier-Sterne-Hotel ab. Ein Geschäftspartner aus Dubai beglich schließlich nach Schwierigkeiten die Rechnung für die beiden Hotelgäste. Dann zogen die beiden Australier in die noch feudalere Unterkunft um. «Wir wollten nicht immer das Gleiche essen», gab Antonio I. lapidar zu Protokoll. Der 37-jährige Bankangestellte verfolgte den Prozess in einer dicken Daunenjacke und einer zerrissenen Designerjeans.

Seit 9. April logierten die beiden Geschäftsmänner in der etwas weniger noblen Untersuchungshaft in Weiterstadt. Ungeachtet dessen, ob das Urteil Rechtskraft erlangt, bleiben die beiden Angeklagten wegen Fluchtgefahr weiterhin im Gefängnis.

Die in Anspruch genommenen Dienstleistungen der Luxusherberge
räumten beide Angeklagten ein. Die Rechnung habe allerdings ein Geschäftspartner aus Dubai begleichen sollen. I. zufolge wollen beide insgesamt 850 000 Euro an den ominösen Geschäftsmann gezahlt haben. Warum die beiden Männer Geld an einen Dritten überwiesen, damit dieser dann wiederum ihre Hotelrechnungen begleichen sollte, konnten die Angeklagten allerdings nicht plausibel erklären.