Angesichts der massiven hitzebedingten Probleme bei Fernzügen der Deutschen Bahn AG (DB AG) fordert der ökologische Verkehrsclub VCD den Konzern auf, Konsequenzen zu ziehen und sich dringend wieder auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.
Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender: „Anlässlich der DB-Bilanzpressekonferenz im März kündigte Bahnchef Rüdiger Grube eine Kunden- und Qualitätsoffensive an – darunter auch eine bessere Fahrzeugverfügbarkeit. Bisher ist von dieser Offensive jedoch noch nichts zu spüren. Es gibt noch immer generell zu geringe Fahrzeugkapazitäten, um einen ordnungsgemäßen Fahrplan mit voll funktionstüchtigen Fahrzeugen durchzuführen. Angesichts schon vorher bekannter Technikprobleme ist es abenteuerlich, basierend auf dem selbstaufgestellten Jahresfahrplan so wenig Reserven einzuplanen. Das mag im Regelbetrieb noch funktionieren. Wenn jedoch – wie es bei der ICE-Flotte aufgrund der Achsprobleme noch immer der Fall ist – Züge in die Werkstatt müssen, können diese Ausfälle nicht mehr kompensiert werden. Das führt dazu, dass auch Fahrzeuge auf die Strecke geschickt werden, bei denen die Toiletten nicht funktionieren oder die Klimaanlage ausfällt.“
Wie sein Vorgänger, so baue auch Rüdiger Grube die DB AG weiter zum weltweit agierenden Mobilitäts- und Logistikkonzerns aus. Allein durch den Zukauf der britischen Zug- und Busgesellschaft Arriva erhöhe sich jedoch der Schuldenberg der DB AG um 2,7 Milliarden Euro – Geld, das an anderer Stelle fehle. Der VCD fordert den Bahnchef daher auf, den Kurs des Unternehmens zu ändern und dem innerdeutschen Schienenverkehr oberste Priorität einzuräumen.
Gehrmann: „In den 1960er Jahren lautete ein Werbespruch der Bahn: „Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ Heute scheint es hingegen, als sei das Wetter der größte Feind der DB: Im Sommer verstopften die Filter der Klimaanlagen, im Herbst führt Laub zu Fahrzeitverlängerungen, im Winter frieren Weichen ein. Angesichts der Gewinne der DB AG in den vergangenen Jahren sollten diese Mittel vorrangig in die Verbesserung des Gesamtsystems investiert werden.“
Der VCD fordert zudem von der DB AG, in diesem Jahr auf Fahrpreiserhöhungen zu verzichten. Dies sei das Mindeste, was die Fahrgäste erwarten könnten. Schon 2009 stiegen die Fahrpreise trotz dauerhaft schlechter Leistungen an. Eine erneute Preiserhöhung trotz mangelnder Qualität wäre ein Schlag ins Gesicht derer, um die man sich doch im Rahmen einer Kundenoffensive kümmern wollte, und schade dem umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bahn langfristig.
www.vcd.org