Geht es nach Entscheidern der deutschen Reiseindustrie, so sollte es für den Verkauf der „kostbarsten Wochen des Jahres“ keinerlei Beschränkungen geben. Bei einer Umfrage unter den Managern der Reiseindustrie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, wünschten sich 77 Prozent bei der im Auftrag des Travel Industry Club erstellten Erhebung, dass der Verkauf von Reisen überall möglich sein sollte: im stationären Reisebüro ebenso wie im Internet, im Fernsehen, im Supermarkt oder auf einer Messe. Ein deutliches Votum gaben die Entscheider bei der vom Beratungsunternehmen Trendscope erhobenen Umfrage für den geplanten Verkauf von Reisen auf der weltgrößten Reisemesse ITB Berlin ab. Erstmals werden Besucher der Messe, die vom 6. bis zum 10. März 2013 auf dem Messegelände unter dem Funkturm in der deutschen Hauptstadt stattfindet, am Publikumswochenende direkt auf der Messe ihren Urlaub buchen können.
Nach Einschätzung von 73 Prozent der im Dezember befragten 220 Manager kann die ITB Berlin mit ihrer Initiative als „Größtes Reisebüro der Welt“ die Attraktivität der Messe am Wochenende für das Publikum und die Aussteller steigern. Mit der Aufhebung des Verkaufsverbotes betritt die Messe Neuland. Bislang war der Verkauf von Reisen untersagt. 77 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Verkauf von Reisen auf der führenden Reisemesse der Branche nicht schadet und nicht länger unterbunden werden sollte.
Die Mehrheit der Befragten ist auch der Ansicht, dass Reisebüros über die neue Initiative neue Kunden gewinnen können. Während 55 Prozent dem zustimmen, sind 45 Prozent in Sachen Neugewinnung von Kunden dagegen eher skeptisch. Das gilt auch für die Beratung auf der Messe. Die Frage, ob die hektische Messe-Atmosphäre eine vernünftige Beratung der Kunden zulässt, beantworteten 51 Prozent mit einem Ja. 49 Prozent sind der Meinung, dass eine vernünftige Beratung am Wochenende auf dem Messegelände nicht möglich ist.
Kein Problem erkennen die Manager für den Fall, dass den Konsumenten auf der ITB Berlin eventuelle günstige Messepreise angeboten werden. Für 73 Prozent der Befragten liegen Messepreise in der Verantwortung des jeweiligen Anbieters und beleben das Geschäft.
Prof. Dr. Adrian von Dörnberg, Vize-Präsident des Travel Industry Club: „Den Kunden „überall abholen“ sollte das Motto sein. Die Reiseindustrie darf dabei keine Gelegenheit verschenken. Dass hier eine Kannibalisierung der Reisebüros, z.B. in München, Frankfurt oder Düsseldorf stattfindet, ist nicht zu befürchten.“