Nachdem FTI Touristik erneut Delfin- und Orcashows in seinem neuen Winterkatalog für die Kanaren bewirbt, hat das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) dem Reiseveranstalter seine bisherige Auszeichnung „delfinfreundlich“ entzogen. Seit der Saison 2013/14 hatte FTI in Kooperation mit dem WDSF auf jegliche Bewerbung der Shows mit den Meeressäugern in Freizeitparks und Hotels verzichtet.
In jedem der 22 Kataloge des viertgrößten deutschen Reiseveranstalters hieß es bisher auf den Einleitungsseiten: „FTI Touristik rät vom Besuch von Delfinarien und Orca-Shows aus Tierschutzgründen ab. Vom Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) wurden wir daher als delfinfreundlich ausgezeichnet.“ Ralph Schiller, Group Managing Direktor der FTI Group, hatte dazu in einer Pressemitteilung ursprünglich erklärt: „Darüber hinaus verzichten wir auch in unserer gesamten Außendarstellung wie Anzeigen, Plakatwerbung oder Reisebürodekorationen auf die Bewerbung solcher Shows. Wir wollen mit unserem Einsatz einen Beitrag zum Tierschutz leisten“.
Im neuen Winterkatalog für Teneriffa heißt es nun jedoch bei FTI mit Fotos der Orca-Show im Loro Parque: „Erleben sie die einzigartige OrcaOcean Show und lassen Sie sich von der Kraft der 6 Wale beeindrucken. … Bewundern Sie die intelligenten Delfine.“
Das WDSF reagierte empört und fühlt sich und die FTI-Gäste „getäuscht“. WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: „FTI hatte uns im Mai diesen Jahres nach der Koorperationsvereinbarung im Jahr 2013 noch schriftlich zugesagt, dass nach wie vor Meeressäuger nicht in der Bewerbung von Reiseangeboten gezeigt würden und den Gästen weiterhin grundsätzlich vom Besuch von Delfinshows abgeraten würde. Jetzt ist FTI vor der Lobby der Delfinarienbetreiber eingeknickt und möchte offenbar gerne wieder an der Vermittlung der katastrophalen Delfin- und Orcahaltung verdienen.“
FTI Touristik war urspünglich der erste große Reiseveranstalter, der sich weltweit von dem Angebot von Delfin- und Walshows verabschiedet hatte. TUI mit seinen Märkten in Deutschland, Schweiz und Österreich hatte sich seit 2014 ebenfalls entschlossen, weltweit und dauerhaft keine Delfin- und Orcashows mehr zu bewerben oder zu verkaufen. Das Unternehmen habe sich nach Verhandlungen mit dem Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) zu dem Schritt entschlossen, sagte TUI-Sprecher Mario Köpers. Von Schauinsland-Reisen und alltours erhielt das WDSF gleichlautende Zusagen.
In der ursprünglichen Pressemitteilung von FTI Touristik hieß es noch: „Der Kinofilm BLACKFISH zeigt die katastrophalen Hintergründe der Orca- und Delfinshows.“ Die Filmemacherin Gabriela Cowperthwaite hatte einen tödlichen Vorfall mit einer Orca-Trainerin im Vergnügungspark SeaWorld an den Anfang ihres aufrüttelnden Dokumentarfilms BLACKFISH gesetzt und befasst sich mit einem weiteren tödlichen Orca-Angriff auf einen Trainer im Loro Parque auf Teneriffa. Sie ließ ehemalige Trainer zu Wort kommen, die von ihren Anfängen in den Vergnügungsparks erzählen und die teilweise unwürdigen Lebensbedingungen der Meerestiere beschreiben. In viel zu kleinen Bassins würden die Wale gehalten, die Folge seien physische und psychische Leidenszustände und ein aggressives Verhalten der Tiere gegenüber den Trainern.