Survival und Indigene kritisieren „haarsträubende“ Kannibalismus-Berichte

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Survival International hat wegen der „beleidigenden und haarsträubenden“ Berichte über Kannibalismus an einem deutschen Touristen im Südpazifik formale Beschwerde beim Presserat in Großbritannien eingereicht.

In einem Brief an die britische Press Complaints Commission beklagte die Menschenrechts-organisation Survival, dass Medien, die indigene Völker im Pazifik als „Menschenfresser“ beschreiben, die „falsche und beleidigende Ansicht fördern, dass indigene Völker primitive Wilde seien.“ Der Fall ist besonders in Großbritannien von der Boulevard-Presse aufgegriffen worden.

Rund um die Welt reagierten Mitglieder indigener Völker mit Bestürzung. Benny Wenda, ein Mitglied der Lani in Papua, sagte: „Wir haben genug von diesen Geschichten. Sie beschreiben uns immer noch als Kannibalen, weil sie denken wir wären Wilde. Es ist als ob man Deutsche heute wegen ihrer Geschichte als Nazis bezeichnen würde. Oder Großbritannien ein Land nennen würde, in dem Hexen an Pfählen verbrannt, Kinder versklavt und Menschen öffentlich exekutiert werden. Es ist verrückter, rassistischer Journalismus.“

Deborah Kimitete, stellvertretende Bürgermeisterin der Insel Nuku Hiva, auf der der mutmaßliche Mord passierte, sagte der BBC: „Diese komplett unwahren Anschuldigen über Kannibalismus verletzten uns sehr… Ich weiß nicht warum man über Kannibalismus spricht. Es ist furchtbar das zu sagen. Hier spricht keiner davon – es ist nicht wahr. Es ist total abwegig und wir sind sehr bestürzt.“

Survivals Direktor Stephen Corry sagte dazu: „Zu behaupten, dass Stefan Ramins Mord etwas mit Kannibalismus zu tun hat, ist absoluter Unsinn. Es mag den Verkauf der Zeitungen ankurbeln, aber es ist eine unverantwortliche Verunglimpfung der Völker auf den Marquesas-Inseln. Das mag im 19. Jahrhundert funktioniert haben, um den Landraub an indigenen Völker zu rechtfertigen. Aber in modernem Journalismus hat sowas keinen Platz.“

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