Allen Beschwichtigungsversuchen zum Trotz: Die sogenannte Schweinegrippe hat das Potenzial zum Killervirus, das weltweit Millionen Menschen das Leben kosten könnte. So weit wie bei der Spanischen Grippe, die von 1918 bis 1920 fast 40 Millionen Tote zur Folge hatte, muss es zwar nicht kommen. Aber das Risiko besteht. Das Teuflische an diesem neuen Erreger A/H1N1 ist ja nicht nur, dass er sich durch genetische Mutation ständig verändern kann. Noch bedrohlicher ist die Erkenntnis, dass das Virus – viel verschärfter als bei der Vogelgrippe – von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, etwa durch Küssen und Niesen.
Was das in Zeiten der Globalisierung und internationaler Reiselust bedeutet, kann sich jeder leicht ausmalen. Unverständlich, ja unverantwortlich bleibt daher, warum – im Gegensatz zu Italien, Polen, Venezuela und Russland – das Auswärtige Amt so lange mit einer Reisewarnung für Mexiko zögert. Denn ohne eine solche Warnung fühlen sich Reiseveranstalter bei Stornierungen nicht zum Regress verpflichtet. Und die Touristen stecken in einer Zwickmühle: Sagen sie den Trip ins frühere Aztekenreich ab, tragen sie allein die Kosten. Reisen sie trotz Risikos, laufen sie Gefahr, sich anzustecken.
Auch wenn Panikmache selbstredend kein Rezept zum Handeln ist: Es wäre höchst fahrlässig, die globale Gefahr auf die leichte Schulter zu nehmen. Zurückkehrende Mexiko-Reisende tragen in diesen Tagen besondere Verantwortung.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung