„Markt“ dokumentiert Reisebetrug über RTL-Videotext

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Nach Recherchen des NDR Wirtschafts- und Verbrauchermagazins „Markt“ sind bundesweit Menschen über eine im RTL-Videotext geschaltete Werbeseite betrogen worden. Einen Monat lang hatte das angebliche Reisebüro „Paradies-Reisen“ auf der RTL-Teletextseite 540 um Kunden geworben. Etliche Betroffene, die über die RTL-Teletextseite gebucht hatten, erhielten nach der Überweisung des Preises keine Reiseunterlage und konnten ihren Urlaub nicht antreten.

Um Reisewillige zu täuschen, hatten die Betrüger ein regelrechtes Netzwerk aufgebaut. So schalteten sie eine Webseite auf den Namen des angeblichen Reisebüros und verschickten per Post gefälschte Buchungsbestätigungen und Rechnungen an Betroffene. Für das Verschicken der Buchungsbestätigungen hatte „Paradies-Reisen“ sogar eine eigene Mitarbeiterin angeworben. Nach Angaben von RTL haben sich bisher 14 von der Betrugsmasche Betroffene gemeldet. Doch es könnten weitaus mehr sein. Die von „Paradies-Reisen“ angeworbene Mitarbeiterin hat gegenüber „Markt“ angegeben, sie habe allein 40 Buchungsbestätigungen verschickt. Der Schaden könnte sich alleine in diesem Fall auf rund 80.000 Euro belaufen.

Betroffene, die die falschen Reisen gebucht und bezahlt haben, machen RTL für den Betrug mitverantwortlich und fordern den Sender auf, den Schaden finanziell auszugleichen. Brunhilde R. aus Vechta, die für einen Mallorca-Urlaub 2164 Euro an die Betrüger überwiesen hat, sagte „Markt“: „Ich hab nur Wut auf RTL. Auf die Betrüger natürlich auch. Aber dass die das geschafft haben, dass so ein großer Sender auf die reinfällt, das find ich schon ganz schön traurig.“

In einer schriftlichen Stellungnahme, die „Markt“ vorliegt, weist die für den Videotext zuständige RTL-Tochter Interactive jedoch darauf hin, dass man bei der Überprüfung des Werbetreibenden keine Beanstandung gehabt habe. So sei eine für die Anmeldung genutzte Gewerbeanmeldung von „Paradies-Reisen“ vermutlich gefälscht worden. Auch andere Kontrollmechanismen hätten die Betrüger ausgehebelt. Eine Entschädigung der Betroffenen lehnt der Privatsender ab. „Vor dem Hintergrund können wir den Geschädigten an dieser Stelle lediglich empfehlen, gegen den möglichen Schädiger Strafanzeige zu stellen.“ Im „Markt“-Interview forderte der Berliner Kriminalhauptkommissar Thomas Neuendorf, dass Werbetreibende von TV-Sendern wirkungsvoll kontrolliert werden.