Die Vorfreude auf Singapur war riesengroß. Und der Besuch der pulsierenden Millionenmetropole und der neuen ITB Asia stellten alle Erwartungen in den Schatten. Besser geht’s nicht. So das Resümee einer internationalen Truppe von Medienvertretern. Wäre da bloß nicht der Hinflug gewesen.
Welches sind die besten Fluggesellschaften der Welt? Hält eine Airline, was sie verspricht? Wie ist die Servicequalität wirklich? Was erwartet den Fluggast? Wie ist die Erfahrung anderer Passagiere? Die Londoner Agentur Skytrax, die als größtes unabhängiges Bewertungsforum rund ums Thema Fliegen gilt, bewertet seit 1990 den Service von Fluggesellschaften nach üblichen Standards sowie dem was Airlines versprechen und was Passagiere tatsächlich bekommen. Die Ergebnisse werden fortlaufend im WORLD AIRLINE STAR RANKING™ veröffentlicht. Ähnlich der Hotelbranche, vergibt die unabhängige Agentur ein bis fünf Sterne je nach Qualität der angebotenen Dienstleistungen.
Die Rankings sind das Ergebnis der alljährlichen und größten Fluggastumfrage der Welt, sagen die Briten. Mehr als 15 Millionen Befragungen führte „Skytrax Research“ z.B. 2008 zu diesem Zweck durch. Wichtig für eine gute Bewertung sind laut Skytrax-Forschern sowohl der Service an Bord als auch am Boden, das Preis-Leistungs-Verhältnis und der Komfort.
Ob Skytrax mit seinen Bewertungen immer richtig liegt, darf bezweifelt werden. Denn Anspruch und Wirklichkeit klaffen mitunter weit auseinander. Wie weit, durfte eine Gruppe Medienvertreter bei einem Flug von Frankfurt nach Singapur und zurück erfahren. Gebucht und bezahlt war ein Flug mit Singapore Airlines, jener Fluggesellschaft, die von Skytrax und anderen Institutionen in den höchsten Tönen gelobt und mit entsprechenden Auszeichnungen versehen wird.
Nun, unsere Erfahrungen sprechen eine andere Sprache. Nach den Hinflug kamen die Medienvertreter zum ernüchternden Ergebnis, dass Singapore Airlines (SIA) keinen Deut besser ist als viele eher mittelmäßige Gesellschaften. Warum das so ist? Wir konnten die Behauptungen von Skytrax & Co. in nicht einem einzigen Punkt bestätigen.
Gebucht war Economy, aus Kostengründen. Und damit fing alles Unheil an. Als die Vertreter namhafter Medien den Jet – ein betagter Boeing Jumbo 747-400 – in einem Pulk mehrer hundert Leidensgenossen betraten, war das Erstaunen groß. „Das soll ein Flugzeug der angeblich weltbesten Airline sein?
Mal abgesehen von der fürchterlichen Enge in der Eco-Kabine waren die Sitze der altehrwürdigen Maschine eine Zumutung. Bequem ist etwas anderes. Für einen normal gebauten männlichen Passagier kommt echtes Sardinenbüchsengefühl auf. Angesichts der unglaublich engen Bestuhlung muss man fürchten, beinahe dem Vordermann auf dem Schoß zu sitzen. Das war’s aber längst noch nicht. Ein Blick in die Sitzreihen offenbarte, dass es SIA vielleicht in der Business Class vergleichsweise gut mit ihren Passagieren meint, nicht aber mit den zahlenden Gästen in der unterklassigen Abteilung. Deren Gestühl gibt ein eher trauriges Bild ab: verschlissen und durchgesessen, ausgebleichte Farben, nur schwer wieder zu arretierende Tischchen. Apropos Tischchen: Da gab es auch solche der Marke „Schiefe Ebene“, auf denen man seine Getränke oder Mahlzeiten besser nicht abstellt, es sei denn, mann gibt sein Geld gerne für die Reinigung aus.
Dann das viel gepriesene Flight-Entertainment. Ich hätte meines ja zu gerne genutzt. Aber, Satz mit X. Das gute Teil, das eine Riesenauswahl an Filmen, Musik und anderem Zeitvertreib versprach, war zwar physisch vorhanden, mochte aber selbst durch gutes Zureden seinen Dienst nicht aufnehmen. Es war schlicht und einfach defekt. Grieseln auf dem Minibildschirm, das war’s, jedenfalls an meinem Platz. Also zwölf Stunden lesen und oder Vor-sich-hin-Dösen oder auf dem Laptop arbeiten. Letzteres ist in der Holzklasse so gut wie unmöglich. Es sei denn, man klemmt den Laptop zwischen Brust und Rückenlehne des Vordermanns ein und beherrscht die Kunst des Fingerverrenkens.
Ein Erlebnis der besonderen Art dann das Speisenangebot. Wir würden es als eher mäßig beurteilen. Wer z.B. aus der Menükarte „Beef“ geordert hatte, konnte einem nur leid tun. Denn das Mini-Steak war schlicht und einfach ungenießbar. Wahrscheinlich stammte es von einem alten Ochsen, den der Jumbo Monate zuvor überfahren hatte.
Schließlich der Service: Was hilft einem die Schönheit der FlugbegleiterInnen, wenn von Dienstleistung nicht allzu viel zu spüren ist? Auf dem Hinflug jedenfalls kam sich unsere Gruppe ziemlich vernachlässigt vor.
Um die Deutschland-Verantwortlichen von SIA nicht in eine Sinnkrise zu stürzen: Der Rückflug machte vieles wett. Eine moderne Tripleseven (Boeing 777), in der Eco zwar auch beängstigende Enge, dafür aber ein Top-Speisenangebot, ein Superteam an FlugbegleiterInnen, das das Thema Service tatsächlich verinnerlicht hatte, tolles Essen, kurzum alles so, wie man es von einem Weltmeister erwartet. Einzig die Dauerturbulenzen wollten nicht so recht zum Wohlgefühl passen. Aber dafür kann die Airline nun wirklich nichts.
Quelle: Der Mobilitätsmanager