Die Verhandlungstaktik der Deutschen Bahn AG nimmt in den Augen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) skurrile Züge an. Im Rahmen eines gestrigen Spitzengesprächs in Frankfurt am Main gab es nicht die geringste Annäherung im bestehenden Tarifkonflikt, meint die GDL.
Im Gegenteil! Vollmundig angekündigt, legte die Bahn ein angeblich „materiell verbessertes“ Angebot vor. Da sie ja schon großzügig 750 Euro überwiesen hat, sollen die Beschäftigten im Juli 2015 noch einmal stolze 250 Euro erhalten. Ab 1. Juli 2015 soll das Entgelt dann um 3,2 Prozent erhöht werden, ein Jahr später noch einmal um 1,5 Prozent. Die Laufzeit würde damit alles in allem 30 Monate betragen. Dies hätte zur Folge, dass für 24 Monate eine Entgelterhöhung von rund drei Prozent wirksam werden würde, denn die prozentualen Erhöhungen setzen auf die alten Entgelttabellen auf. Das ist der GDL viel zu wenig!
Doch die DB setzt in den Augen der GDL noch einen drauf. Von ihr kommt weiterhin kein Angebot zur Absenkung der Arbeitszeit, kein Angebot zur Begrenzung von Überstunden, kein Angebot zur Belastungssenkung für das Zugpersonal, kein Angebot zur Ergebnisbeteiligung, kein Angebot zur Einführung einer weiteren Entgeltstufe. Außerdem will die DB am Zwei-Klassen-Lokomotivführer festhalten. Auch weiterhin sollen Lokrangierführer also als „Billig-Lokomotivführer” vom Arbeitgeber missbraucht werden können.
Diese Dreistigkeiten, vom Arbeitgeber fälschlicherweise „Angebot” genannt, bleiben nach den Vorstellungen der DB aber nur so lange in der Welt, solange die GDL sich willfährig verhält. Sollten wir streiken oder nicht bereit sein, die Verhandlungen auf Basis der Arbeitgebervorschläge fortzusetzen, hält die DB ihr Angebot nur dann aufrecht, wenn wir über den Gesamtkomplex in eine Schlichtung gehen. Andernfalls zieht sie das Angebot zurück. Damit wären aber zehn Monate Tarifverhandlungen auf null zurückgesetzt.
Das Zugpersonal hat nach Meinung der GDL die Nase gestrichen voll und fordert laut Gewerkschaft längere Streiks um den Druck zu erhöhen. Und diesesmal soll es ein richtig langer Streik werden, kündigt die GDL an.
Quelle: Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer