Der jahrelange Rückgang der Ausbildungszahlen ist in allen Regionen des Landes gestoppt. Landesweit konnten die Betriebe sogar zwei Prozent mehr junge Leute für eine Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie begeistern. Dies spiegelt sich in den Neueintragungen wider, die vor allem bei den Hotelkaufleuten (+30 %) und erstmals wieder bei den Restaurantfachleuten (+11 %) einen sehr positiven Trend aufweisen. Besonders gut fiel das Ergebnis in den Urlaubsregionen Schwarzwald und Schwäbische Alb aus. Hier entschieden sich – verglichen zum Vorjahr – merkbar mehr junge Leute für eine Ausbildung im Gastgewerbe (+5 %). Dies zeigt die Ausbildungsstatistik für Berufe im Gastgewerbe und in der Tourismusbranche. Sie wird zur deutschlandweit größten Publikumsmesse für Caravaning, Motor und Touristik (CMT) in Stuttgart vom Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) und dem Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg e.V. (DEHOGA) gemeinsam veröffentlicht.
Der Tourismus ist mit rund 326.500 Arbeitsplätzen vor allem auch in ländlichen Regionen einerseits wichtiger Job-Motor in Baden-Württemberg, andererseits sank die Zahl der Auszubildenden vor allem im Gastgewerbe seit 2008 kontinuierlich. In der gesamten Tourismusbranche (Gastgewerbe und Reiseverkehr) des Landes befinden sich 2017 insgesamt 7.500 junge Leute in einer dualen Ausbildung. Davon erlernen beispielsweise rund 2.200 den Kochberuf, 2.500 werden zu Hotelfachleuten und 750 zu Restaurantfachleuten ausgebildet.
Einmal mehr ist die Qualität der Ausbildung im „Ländle“ an der deutschen Spitze: Bei der Siegerehrung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags im Dezember in Berlin wurden die beste Köchin (Hotel Ritter, Durbach) sowie die beste Hotelkauffrau (Hotel Berlins Krone Lamm, Bad Teinach-Zavelstein) als Bundessieger ausgezeichnet. „Nicht nur für diese beiden Damen ist die gute Fachkräfteausbildung in Baden-Württemberg ein optimales Sprungbrett für die internationale Hotellerie – die jungen Fachkräfte aus dem Land werden allgemein sehr geschätzt und besetzen weltweit Führungspositionen“, so Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der im BWIHK für den Tourismus federführenden IHK Nordschwarzwald. Als ermutigendes Signal wertet der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Baden-Württemberg, Fritz Engelhardt, die steigende Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Branche. „Die erfreuliche Entwicklung zeigt, dass unsere Anstrengungen zur Förderung der Qualität in der gastgewerblichen Berufsausbildung und die stark intensivierte Informationsarbeit über die attraktiven Berufs- und Karrierechancen im Gastgewerbe Früchte tragen“, betont Engelhardt.
Wichtig bleibt, junge Menschen für die Branche zu begeistern und für eine Tourismus-Ausbildung zu motivieren. Veranstaltungen wie der heutige Tourismustag auf der CMT sind dazu von ebenso zentraler Bedeutung wie der Karrieretag für Hotellerie, Gastronomie und Touristik (18. Januar), in dessen Rahmen sich Unternehmen, Auszubildende und Hochschulen bei Schülern vorstellen und über ihre Angebote informieren. Der BWIHK unterstützt diesen Tag mit Ausbildungsbotschaftern, also jungen Menschen, die aktuell selbst in Ausbildung sind oder gerade ausgelernt haben und aus erster Hand von ihren Erfahrungen berichten.
Eine weitere Aktion zur Nachwuchs- und Fachkräftesicherung im Gastgewerbe ist die geförderte Initiative des DEHOGA Baden-Württemberg „Wir Gastfreunde“, die mit einem attraktiven Infobus durch das gesamte Land tourt und sehr positiv in den Schulen ankommt.
Neben viel Licht gibt es aber auch Schatten, überraschender Weise in diesem Jahr in der Reisebranche. Hier steht ein sattes Minus von 14 Prozent weniger Ausbildungsanfängern zu Buche. Insgesamt haben Reiseunternehmen und Tourismusorganisationen so nur noch 960 junge Leute in der Ausbildung. Hauptgrund ist, dass viele kleinere Reisebüros nicht mehr selbst ausbilden oder gar in den letzten Jahren vom Markt verschwunden sind. „Verschärfen könnte sich dies noch durch die strengeren Regelungen zum neuen Reiserecht, denn die bürokratischen Hemmnisse bedrohen die Existenz von kleineren Reisebüros und damit von weiteren Ausbildungsbetrieben“, mahnt Keppler.
Die Industrie- und Handelskammern sowie der DEHOGA hatten sich bei Landes- und Bundespolitik intensiv für die gesamte Branche eingesetzt. Besonders stark fällt der Rückgang übrigens auch im Incoming-Tourismus bei den Kaufleuten für Tourismus und Freizeit aus: Minus 20 Prozent weniger Auszubildende zeigen deutlich auf, dass die Tendenz weiter zum Studium geht.
Quelle: Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag BWIHK