Ausgabe 3: Nachhaltiger Tourismus – Die Linie wahren

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Nachhaltiger Tourismus- diese beiden Worte sind zum Fundament der Weiterentwicklung eines Reiseziels geworden. Zwei Worte, die Verständnis und Reife demonstrieren, wenn es durch den Tourismus zu Wachstum kommt. Es sind zwei Worte, die enormen Respekt verdienen, da sie Verantwortung und Glaubwürdigkeit in einen Sektor bringen, der eins nur als hedonistisch, glamourös und als Gefahr für Menschen und Umwelt einer Destination gesehen wurde.

Doch leider wurde der Begriff „Nachhaltiger Tourismus“ so weitläufig gebraucht, dass er heutzutage fast schon zu einem leeren Klischee geworden ist. Wenn man die Worte „Nachhaltigen Tourismus“ in das Suchfeld von google eingibt, erscheinen nach heutigem Stand etwa 370.000 Treffer.

Hier kann man den Politikern und Journalisten noch verzeihen, die willkürlich in ihren Artikeln das Wort „nachhaltig“ vor das Wort „Tourismus“ gesetzt haben. Auf Grund seiner Wichtigkeit ist die Nachhaltigkeit innerhalb des Tourismussektors omnipräsent geworden. Durch seine Omnipräsenz wirkt die Thematik aber auch genauso ausgereizt; ihre ursprüngliche Bedeutung und ihr eigentliches Ziel scheinen vergessen.

Aber bevor wir jetzt mir einer modischen zu-früh-für-ein-Klischee Terminologie ansetzen, sind wir es uns und der Tourismusindustrie schuldig, zu pausieren und einen genauen Blick auf diese Wörter zu werfen, um zu verstehen, was wir denn eigentlich genau meinen, wenn wir von nachhaltigem Tourismus sprechen.

Oberflächlich betrachtet, kann nachhaltiger Tourismus als die Fähigkeit einer Nation verstanden werden, die Tourismusnachfrage ( z.B.das Touristeninteresse, sowie die Anzahl der Ankünfte und Ausgaben der Touristen) aufrecht zu erhalten, so dass das Einkommen im globalen Tourismusmarktplatz gesichert wird.

Aber wenn wir es schaffen, hinter die Schlagzeilen zu sehen, erkennen wir die auffallenden Folgen des Tourismus und sehen, warum seine Nachhaltigkeit immer wichtiger wird.

Die Auswirkungen werden gefeiert

Der Tourismussektor wird dafür bewundert und gefeiert, welch reiche Auswirkungen er auf Menschen und Plätze in aller Welt hat. Von Mumbai bis Montenegro, von München bis auf die Malediven, von Montreal bis Macau, ist der Tourismus zu einer wichtigen Identifikations-, Arbeitsplatz-, sowie Einnahmequelle der Destinationen geworden.

Mit jährlich fast einer Milliarde Reisenden, ist es dem Tourismussektor zu verdanken, dass eine Billionen Dollar Direkteinnahmen, sowie etwa 10% der weltweiten Arbeitsplätze entstehen. Und nicht zuletzt trägt der Tourismus in großem Maße zum internationalen Verständnis, Respekt , internationaler Harmonie und natürlich zum internationalen Geschäft bei. Dies ist nach jeder Definition Nachhaltigkeit. Auf Grund all dieser Errungenschaften, ist es verständlich, warum der Tourismussektor weltweit zu solch einer Aufregung führt. Touristische Destinationen- sowohl die, welche sich neu in den Sektor etablieren, als auch jene, die sich bereits einen Namen gemacht haben, sehen den Sektor als einen soliden und hochgradig wert- sowie bedeutungsvollen Weg, die Ökonomie eines Reiseziels weiterzuentwickeln.

Und dieser Vorteil kann es für Regierungen aller Welt gerade so verführerisch machen, ihre Türen für den Tourismus zu öffnen und so die Gegenleistungen, welche die Branche anbietet so schnell und so lange wie möglich erhalten zu wollen.

Doch gerade dieser Anreiz macht es dem Tourismus so schwer, das Konzept der Nachhaltigkeit zu verstehen.

Isolation des Reiseziels

Genau so, wie Tourismus Reichtum, Perspektiven und Stolz in ein Reiseland bringen kann, kann er diese auch wieder revidieren. Durch den Anstieg der Ankunft von Freizeit- und Geschäftstouristen, hat der Tourismus das Potential erreicht, das Wertesystem eines Landes durcheinander zu bringen. So z.B. durch die folgenden Faktoren:

– Durch eine Überreizung der Infrastruktur einer Destination, ohne diese durch Wiederherstellungs- und Instandhaltungsmaßnahmen zu schützen.

– Durch exzessive Nutzung der Natur, welche zu Zerstörungen und Erosionen in der Umwelt und innerhalb des Ökosystems einer Destination führt.

– Durch das aufs Spiel setzen von kulturelle Besonderheiten und/ oder Traditionen, um den Komfort von Touristen und das durch sie eingespielte Geld zu steigern. Dies führt nur zu kurzfristigem Reichtum und ist nichts als Habgier.

– Durch die Erschaffung saisonbedingter Konjunkturhöhen- und Tiefen in der Tourismusindustrie. Diese führen zu einem instabilem Beitrag, den die Destination zu Ökonomie und Beschäftigung eines Reiseziels leistet.

Mit diesen Risiken im Hinterkopf versuchen Regierungen und Privatleute es zu realisieren, zum Wachstum der Tourismusindustrie auch noch etwas hinzuzufügen, was eine nachhaltige Langzeitentwicklung der Destination unterstützt. Dieses Etwas basiert auf folgenden Faktoren:

1.VERANTWORTUNG: Es ist eine Wachstumsstimulation des Tourismus vonnöten, welche die Destinationen beständig als Ganze unterstützt: Ihre Produkte, ihre Einwohner, ihre Vorhaben und ihr Profil.

2.RESPEKT: Es ist vollstes Bewusstsein und völliger Respekt vor den Auswirkungen des Tourismussektors auf die Destination erforderlich– auf sozialer und ökonomischer Ebene.

3.ERBE: Die Möglichkeiten des Tourismussektors müssen heute zum Langzeitvorteil der Destination, sowie deren Interessenvertern und Touristen geschaffen werden.

Anwendungsgebiete des Nachhaltigen Tourismus

Wahrhaft nachhaltiger Tourismus reflektiert die messbare Annäherung an Wachstum und Entwicklung des Tourismussektors, während dieser in die Stärkung folgender Anwendungsgebiete investiert und diese fokussiert:
WESENTLICHES: Die Hauptaussage, welche eine Destination als Brand und als unvergessliche Erfahrung definiert.

EINKOMMEN: Einkommen und Investment, welche direkt und indirekt im Tourismussektor getätigt werden.

ÖKONOMIE: In Wechselbeziehung und gegenseitiger Abhängigkeit stehende Sektoren, welche zusammenarbeiten, um die Tourismusindustrie zu unterstützen.

BESCHÄFTIGUNG: Eine das ganze Jahr anhaltende Arbeitsplatzbeschaffung des Sektors.

UMWELT: Sicherheit, Stabilität und das Überleben der natürlichen Umwelt eines Reiselandes.

ÖKOSYSTEME: Natürliche Ökosysteme, in denen das Land, das Wasser und die Luft eines Reiseziels geschützt sind.

FAIRNESS: Die Sensibilität für Sinn und Wert einer Destination- auf finanzieller und emotionaler Ebene.

Das Konzept der Nachhaltigkeit ist von fundamentaler Wichtigkeit für die Durchführbarkeit, Glaubwürdigkeit, Authentizität und Produktivität des Tourismussektors. Als Leiter des Tourismussektors ist es unsere Pflicht zu versichern, dass der Reichtum und die Richtigkeit des Wortes „Nachhaltigkeit“ nicht vom Klischee seiner Anwendung zerstört wird.