Landestourismusverband Sachsen e. V. fordert Perspektiven

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Der Tourismus mit seinen vielen klein- und mittelständischen Betrieben und Akteuren ist durch die Pandemie in seiner Existenz bedroht. Deshalb braucht es jetzt Perspektiven, eine klare Schrittfolge zum Wiedereinstieg und Unterstützung für die nächsten drei Jahre, fordert der Landestourismusverband Sachsen e.V..

Das Coronavirus hat die Welt weiterhin fest im Griff. Die konsequenten Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung haben das normale Leben und auch das touristische Geschäft zum Erliegen gebracht. Die nicht stattgefundenen Reisen, der nicht gebuchte Tisch und vieles mehr sind verloren. Diese Art ausgefallener Dienstleistungen können anders als der Erwerb von Konsumgütern nicht nachgeholt werden. Sollten die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen weiter anhalten, besteht die große Gefahr, dass ein Teil der Tourismusakteure vom Markt verschwindet.

Der Tourismus in Sachsen ist mit 8,1 Milliarden Euro Umsatz nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern er stabilisiert unsere Regionen und Destinationen. Er ist Standortfaktor und Aushängeschild für Sachsen. In den vergangenen Monaten März/April 2020 gingen ca. 1,2 Milliarden Euro Umsatz verloren. Davon entfallen 500 Millionen Euro auf Übernachtungen und 700 Millionen Euro auf den Tagestourismus. Pro Woche, so geben Experten an, verliert die Branche in Sachsen rund 140 Millionen Euro Umsatz.

Daraus ergeben sich für den LTV SACHSEN folgende wichtige Handlungsfelder. Priorität hat, die Vielfalt der Unternehmen, die Netzwerke zu erhalten. Weiterhin braucht es klare Schritte zum Wiedereinstieg für alle Tourismusbereiche. Für den Wiederaufbau in den nächsten drei Jahren fordern wir ein Stabilisierungspaket für den Tourismus.

Zur Gestaltung eines Wiedereinstiegs hat der LTV SACHSEN Vorschläge für ein schrittweises Szenario in Sachsen entwickelt. Das Gesamtkonzept wird dem Ministerpräsidenten für die Verhandlungen mit Bundesregierung übergeben. Grundvoraussetzung für die Umsetzung ist die strikte Einhaltung der aktuellen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen. Weiterhin müssen sich die Öffnungsschritte an der epidemiologischen Situation orientieren. Nur wenn diese sich weiterhin stabil und positiv entwickelt, kann eine schrittweise Öffnung einsetzen. Die Schritte bauen auf einander auf.

Dazu LTV Präsident Rolf Keil: „Die Tourismusbranche ist mit der Corona-Krise zum Stillstand gekommen und damit massiv betroffen. Aus Sicht des LTV SACHSEN braucht es ein Wiedereinstiegsszenario des Tourismus und damit eine verlässliche Perspektive für alle Akteure im Tourismus. Nur so können schwerwiegende Folgeschäden aufgehalten werden. Im ersten Schritt sehe ich dabei die Gastronomie und im Übernachtungsbereich autarke Angebote, wie Ferienwohnungen oder Campingplätze. Ich habe das Vertrauen, dass die Unternehmer kreativ sind, die notwendigen strikten Hygieneregeln und Kontaktvorgaben umzusetzen. Der Wiedereinstieg sollte schnellstmöglich, spätestens aber zum 20. Mai 2020 erfolgen. Damit hätten die Anbieter die Möglichkeit, dringend notwendige Umsätze schon über die Feiertage zu generieren.“

1. Schritt:
Im ersten Schritt sollen neben Museen, Zoos und Parks weitere Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Schlösser, Burgen, Gärten sowie Bootsverleih, Kletterparks, Freizeitparks, kleine Freilichtbühnen, Ausflugsschiffsverkehr mit begrenzter Gästezahl öffnen bzw. betrieben werden. Auch Gästeführungen mit kleinen Gruppen sowie mit technischer Unterstützung zur Vereinzelung sollten wieder stattfinden. Daneben ist wichtig, dass Touristinformationen als erste Anlaufstelle vor Ort zur Verfügung stehen. Weiterhin sollen erste autarke Beherbergungsangebote (Ferienwohnungen, Ferienzimmer, Ferienhäuser, Camping- und Caravaningplätze, Hausboote), eine begrenzte Nutzung der weiteren Beherbergung und Hotellerie und bei Gruppenunterkünften nur mit Zimmern mit eigenem Sanitärbereich verfügbar sein. In der Gastronomie sollen die Außenbereiche und beschränkte Nutzung der Innenbereiche mit begrenzten Gästezahlen möglich sein.

2. Schritt
Aufhebung der Beschränkungen im Gastronomiebereich und Möglichkeiten zur Durchführung privater Veranstaltungen und kleinerer Meetings (auch hier mit entsprechenden Auflagen). Außerdem soll die Volumenbegrenzung bei Übernachtungsangeboten und im Ausflugsschiffsverkehr schrittweise aufgehoben werden. Weiterhin soll eine eingeschränkte Wiederaufnahme des Betriebs von Thermen, Bädern und Freibädern möglich werden.

3. Schritt
Im dritten Schritt sollen große Events- und Kulturveranstaltungen, Kinos sowie die Vollöffnung von Thermen und Bädern folgen.

LTV Präsident Keil weiter: „Wegen der tiefen wirtschaftlichen Einschnitte und bevorstehenden Rezession fordern wir ein „Stabilisierungspaket Tourismus“ für die nächsten drei Jahre. Das Ziel muss sein, die Leistungsfähigkeit wieder aufzubauen und zu stärken. Dieses Paket muss Maßnahmen für betroffene Unternehmen, die Tourismusorte mit ihren Infrastrukturen sowie touristische Organisationen enthalten. In der nahen Zukunft stehen für uns Themen, wie Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung im Mittelpunkt. Allein dafür sowie für die Entwicklung der Destination und wichtige Marketingaufgaben muss das Budget des Tourismusministeriums in den nächsten drei Jahren um 10 Millionen Euro jährlich aufgestockt werden.“
Quelle: Landestourismusverband Sachsen e.V.