Still ruht die Bühlerhöhe

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Ein Jahr nach der spektakulären Ankündigung, man werde etwas ganz Besonderes aus dem Anwesen machen, ist wenig geschehen, jedenfalls soweit sichtbar.
Hinter den Kulissen mag etwas mehr Bewegung sein. Martin Ernst, Geschäftsführer der Anna Maria Vermögensverwaltungs GmbH, welche die neuen Eigentümer des Anwesens gegründet haben, um die neue Bühlerhöhe zu verwirklichen, redet heute wie vor einem Jahr in hohen Tönen.

„Alles muß einzigartig sein,“ sagte er damals wie heute. Nur die Besten ihres Fachs kommen zum Zuge. Aber wann das sein wird, steht in den Sternen. Dabei ist man bei der Gemeinde Bühl sozusagen Gewehr bei Fuß. Bürgermeister Hubert Schnurr hat eine Arbeitsgruppe gebildet, wie er dem Badischen Tagblatt verriet, die das Projekt begleiten soll, das aus Abriß von zwei Seitenflügeln und deren Neubau besteht. Dafür müßte aber erst einmal ein Bebauungsplan verabschiedet werden, der noch nicht beantragt ist. Es gibt auch noch keinen Architektenvertrag, wohl neue Informationen über die zu investierende Summe. Die vor einem Jahr genannte hat sich verdoppelt. Nicht € 60 Mill. bis € 70 Mill. sollen Umbau und Sanierung kosten, sondern € 120 Mill., plus/minus 10%. Die Geschichte der Bühlerhöhe wird also auf jeden Falle um ein Kapitel reicher.

Max Grundig (07.05.08 bis 08.12.89), in den Nachkriegsjahren zu beträchtlichem Wohlstand gekommen, erwarb die Bühlerhöhe zum Preis von DM 7,8 Mill., investierte DM 150 Millionen in das Objekt, und im August 1988 fand eine glanzvolle Wiedereröffnung statt, auch in Anwesenheit von Lothar Späth, dem damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Ihm wird zugeschrieben, daß das Kleinod an der Schwarzwaldhochstraße erhalten blieb, weil sich der Industrielle Grundig dafür erwärmen ließ. Spät im Jahr 1997 wurde Grundigs Alterswerk verkauft.

Das kleine Hotelimperium, das sich der Pionier der Rundfunktechnik und erfolgreiche Unternehmer in seinen letzten Lebensjahren zulegte, bekam neue Eigentümer. Es war eine Investorengruppe unter Führung des Weinheimer Immobilienentwicklers
Werner Kindermann. Sie hat von der Grundig-Stiftung die Bühlerhöhe und das dazu gehörige Plättig Hotel, das Schloßhotel Fuschl in Salzburg und das Forsthaus Fürth zu einem nicht genannten Preis gekauft. Die neuen Eigentümer (hinter denen sich Dietmar Hopp verbarg) vergaben die Betriebsführung der Bühlerhöhe und die des Fuschls an Georg Rafael und die des Plättig Hotels und des Forsthauses in Fürth an die Hotelgesellschaft Astron, die später von NH gekauft wurde. Als Rafael sich aus Deutschland verabschiedete, kam der Betrieb der Bühlerhöhe auch an NH.

Der Rest ist bekannt.
Wenn alles gut geht, werden sich die Ereignisse so wie vor 100 Jahren noch einmal wiederholen – unter anderen Vorzeichen. 1911 reichte Architekt Wilhelm Kreis im Auftrag von Herta Isenbart den Bauantrag ein für ein Offiziersgenesungsheim, aus dem später das Schloßhotel Bühlerhöhe wurde. Die Offiziellen in Bühl fördern diese Hoffnung. Und Martin Ernst ist es offensichtlich ernst damit.

Quelle: www.nfh-online.de