Seit Sheldon G. Adelson, Chairman und CEO der Sands Corporation, Ende August 2007 The Venetian Macau eröffnet hat, singen Gondoliere sogar in Südchina „O sole mio“ und mehr. Zum „Grand Opening“ des multifunktionalen Resorts waren doppelt so viele Journalisten wie zur Übergabe der ehemals portugiesischen Kolonie Macau an China angereist. Noch wichtiger für Adelson: „In den ersten sechs Stunden kamen 70.000 Gäste“, schwärmte der Multimilliardär aus den USA vor der Presse „nicht zufrieden, sondern ekstatisch“. Per Pedal bediente, in China produzierte Stahlgondeln mit Elektroantrieb waren damals nur auf einem von drei Kanälen durch „The Grand Canal Shoppes“ am Perlfluss unterwegs. Gerade mal ein knappes Drittel der 350 Geschäfte war zur Eröffnung des The Venetian Macau in Betrieb. Bis zur letzten Minute wurden noch Teppichböden verlegt, Möbel aufgestellt und Sortimente eingeräumt. Auch der Spa- und Wellnessbereich war alles andere als fertiggestellt. Dennoch ist ein fulminanter Start gelungen. Inzwischen brummt das Geschäft im größten bewohnten Gebäude der Erde. Nur eine Autominute von Macaus Flughafen entfernt, hat Adelsons Sands Corporation auf der Insel Cotai so viel Beton verbaut, dass damit 318 olympische Schwimmbäder gefüllt werden könnten.
Die ursprüngliche Idee, Gondeln, Paläste und Ambiente der italienischen Lagunenstadt zu exportieren, haben seine Frau Miriam – eine promovierte Ärztin – und Sheldon G. Adelson nach ihrer dreiwöchigen Hochzeitsreise 1991 in Venedig entwickelt. Acht Jahre später eröffnete er für 1,5 Milliarden US-Dollar im Spielerparadies Las Vegas, einem bevorzugten Tagungszentrum der Vereinigten Staaten, das erste The Venetian mit damals 3.036 Suiten. Nach Modernisierungsarbeiten zählt der Prototyp in Nevadas Wüste neben dem obligatorischen Kasino heute 3.014 geräumige Suiten, Einkaufszentrum, Tagungs-, Konferenz- und Ausstellungsflächen sowie Arena und Theater für Unterhaltungs- und Sportveranstaltungen.
In Macau ist alles noch größer und prächtiger. Drei Millionen Täfelchen Blattgold wurden allein zur Innendekoration aufgepinselt. „Wir starten hier mit viel mehr Kapazität als in Las Vegas“, strahlte der Sands-Chef bei der Eröffnung. Zwar zählt das Hotel „nur“ 3.000 Suiten, deren kleinste bietet jedoch bereits fast 70 Quadratmeter Wohnfläche. Investiert hat Sheldon G. Adelsons börsennotierte Firma in seine „klimatisierte Stadt unter einem Dach“ in der chinesischen Sonderverwaltungszone stolze 2,4 Milliarden US-Dollar. Beim „Grand Opening“ sangen Altstar Diana Ross sowie A Mei aus Taiwan und Alan Tam aus Hongkong in der mit 15.000 Sitzplätzen gigantischen „Venetian Arena“. Der Cirque du Soleil ließ eine Gondel durch die Lüfte schweben und hat inzwischen eines von sieben Theatern bezogen. Im Einkaufszentrum – größer als jede Hongkonger Shopping Mall – sind Weltmarken von „Fossil“ bis „Tiffany“ vertreten.
Dank der Glücksspiel-Leidenschaft der Asiaten hat Macau Las Vegas bei den Kasino-Erträgen längst abgehängt. Konsequent errichtete Sheldon G. Adelson nach einem Testlauf mit dem Sands Macao dort das mit 600 Tischen und 3.400 Spielautomaten weltgrößte Kasino und ließ durchblicken, dass der zu erwartetende Ergebnisbeitrag für die Standort-Entscheidung mit ausschlaggebend war: Einzig und allein Macau vergibt in der Volksrepublik China Glücksspiel-Lizenzen. Das Einzugsgebiet ist riesengroß: Eine Milliarde Menschen wohnt im Umland und die Hälfte der Weltbevölkerung innerhalb von fünf Stunden Flugentfernung. Geschäftsreisende ziehen 100.000, oft mit Parallelveranstaltungen belegte, Quadratmeter Tagungs- und Ausstellungsfläche des Venetian Macao an. „Mit Shops und Unterhaltung bieten wir alle Elemente und Hunderte Tagungsräume – ganz wichtig für Messen und Kongresse“, so Adelson. „Weil sie länger bleiben und mehr Geld ausgeben“, setzt er auch auf Gäste aus Europa, denen das venezianische Original eigentlich näher liegen sollte als Nachbauten von Palazzi, Campanile, Lagune und Rialto-Brücke in Südchina.
Dort bleibt der Himmel mit weißen Wölkchen unter den hohen Betondecken den ganzen Tag über leuchtend blau. Die Straßenlaternen entlang der drei, 137 Meter langen Kanäle scheinen niemals zu erlöschen. In ihrem Schein sorgen 60 bunt kostümierte Unterhaltungskünstler für immerwährenden Karneval im Venetian. Sogar Trauungen sind im Angebot. Ganz ohne Linda de Mol hatte das Premieren-Paar seine in der „Traumhochzeits-Show“ des koreanischen Fernsehens gewonnen. Ob mit oder ohne Trauring: 51 Gondeln warten in Macau nun auf romantische Paare. Für den Transfer von Hongkong ans eigene Pier sorgen Sands-Fähren – doppelt so groß wie die bisherigen Macau-Fähren.
Auf ebenfalls aufgeschüttetem Bauland neben Macaus Venetian plant Sheldon G. Adelson weit darüber hinaus: Am „Cotai Strip“ – wie „Asiens Las Vegas“ eine geschützte Marke der Sands Corporation – sollen bis 2010 beinahe 20.000 Betten in 14 Hotels entstehen. Management-Verträge wurden bereits mit Conrad, Fairmont, Four Seasons, Hilton, Raffles, Shangri-La, Sheraton, St. Regis und Traders unterzeichnet. Ein tropischer Garten sowie der Wasserpark „Grand Falls“ sollen für Abwechslung zwischen den, mit klimatisierten Rollwegen verbundenen, Cotai-Strip-Hotels sorgen. Das Monopol für Bau, Kasino-Betrieb sowie die Incoming-Agentur Cotai Inbound hat der clevere Geschäftsmann Adelson seiner Sands Corporation vorbehalten.
Damit nicht genug: Auf der nur 20 Minuten entfernten Insel Hengquin in der Volksrepublick China möchte Visionär Sheldon G. Adelson ein weiteres Resort mit Marina, Tagungsstätten und Luxushotels für „Ökotourismus im karibischen Stil“ errichten. Sogar Europa will er mit einem Las-Vegas-Strip beglücken. Über den potenziellen Standort schweigt der Chef eines börsennotierten Konzerns vorerst noch.
www.venetianmacao.com
Autor: Christia Boergen – www.boergen.de