Kinderschutz im Hotel

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Der 59-Jährige hatte Interesse und schrieb dem angeblich 13 Jahre alten Teenager namens Rebecca sehr explizite Mails, in denen er beschrieb, was er alles gerne mit ihr machen würde. Am Valentinstag verabredete er sich mit ihr in einem Restaurant. Außerdem mietete er ein Hotelzimmer in dem er seine Fantasien in die Tat umsetzen wollte.

Er sagte dem angeblichen Mädchen auch, dass sie niemanden davon erzählen dürfte, weil er sonst ins Gefängnis käme. An der Hotelrezeption wollte er sich als Stiefvater der 13-Jährigen ausgeben, um keinen Verdacht zu erregen.
In Restaurant wartete dann allerdings kein Teenager auf den Pädophilen sondern die Polizei, die den Mann festnahm.(Auszug aus einer verdeckten Ermittlung der New Yorker Polizei)

Nur ein Beispiel aber genau hier setzt das Präventionsprogramm der Stiftung Kinderblick an. Das eigens für die Hotellerie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderschutzbund entwickelte Schulungsprogramm „Schwierige Situationen im Hotel“ leitet zum Wahrnehmen Deuten und Handeln an. Es zeigt die Schattenseiten von vermeintlich untrüglichen Situationen im Hotel. Keine langatmige Theorie sondern Beispiele, anschaulich erklärt und mit entsprechenden Handlungsempfehlungen unterlegt. Hotelpersonal, das oft den Erstkontakt zu den Opfern hat, wird sensibilisiert und auf richtiges Agieren im Verdachtsmoment vorbereitet. Es geht darum, sexuellen Kindesmissbrauch in der Entstehung zu verhindern und nicht in die Falle der Gutgläubigkeit zu tappen. Keinen unter Generalverdacht stellen, nicht Überreagieren sondern Aufpassen.

Der Spielfilm ‚Operation Zucker’, basierend auf einer Dokumentation wahrer Fälle von Kinderprostitution in der Hotellerie öffnete Hotelier Lars Ellenberger seinerzeit die Augen: ein Hotel ist ein Ort der besonderen Verantwortung und ein Hotelzimmer ein anonymer Raum. Er setzte sich mit dem brisanten Thema auseinander und gründete im Sommer 2013 mit drei weiteren Hoteliers die gemeinnützige und treuhänderische Stiftung Kinderblick. Deshalb wurde dieses Projekt zur Prävention ausschließlich für die Hotellerie angegangen. Quasi als Augenöffner, der aufzeigt wie die Hotellerie ganz ungewollt anonymer Raum dafür sein kann – oftmals völlig unwissend und unentdeckt.

Die jüngsten Zahlen nebst Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS 2017) zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen sprechen für sich.
Die Gefahr sexueller Gewalt durch digitale Medien nimmt zu, die Gewaltszenen werden härter als auch die zunehmende Zahl von Kinderpornographischen- und Missbrauchsabbildungen von Kleinkindern und Babys. Es geschieht überall und betrifft jede Gesellschaftsschicht.

Kinderhandel ist ein lukrativer Wirtschaftszweig…
Auch im Hotel – wenngleich diese Fälle selten an die Öffentlichkeit dringen – sind sie traurige Realität. Vieles wissen wir aus persönlichen Gesprächen mit betroffenen Hoteliers; einer Aussteigerin, die durch die sogenannte Loverboy Methode in den Teufelskreis der Prostitution geriet, sechs Jahre ausgebeutet wurde und heute als Aktivistin zum Thema Menschenhandel referiert.

Bewunderung für unser Projekt erhalten wir von vielen Akteuren im Weiterbildungssystem der Hotellerie. Bestellungen für das Schulungsmaterial zur Aufklärung der Mitarbeiter hingegen sind verhalten. Beste Prävention läuft ins Leere wenn nicht Intervention gewährleistet. Bewusst provokant mahnt Hotelier und Stiftungsgründer Lars Ellenberger immer wieder auf branchenrelevanten Vorträgen an, dass es einer gesamtgesellschaftlichen Sensibilisierung für sexuelle Gewalt bedarf.
Eine unbestreitbare Notwendigkeit, die auch die Hotellerie nicht ignorieren kann.

Interessierte Hotels können sich unter nachstehendem Link zu Schulung anmelden:
http://www.kinderblick.org/schulungsanmeldung.html
Quelle: Stiftung Kinderblick