Die Anzahl der Budgetkettenhotels in deutschen Großstädten steigerte sich von 2006 bis 2011 mit 52,8% in großen Schritten, das Angebot von Hostels stieg sogar um 175,4%. Anhand dieser Angebotssteigerung zeigt sich die Dynamik der strukturellen Veränderung in der Stadthotellerie, die auch auf Kosten bestehender Hotelkonzepte geht. Insbesondere Hotels mit Angeboten, bei denen sich hohe Strukturkosten in den Preisen widerspiegeln und von den Gästen mitgetragen werden müssen kommen durch das große Angebotswachstum und durch die geänderten Kundenforderungen zunehmend unter Druck. Auch das Angebot an Hotel Garnis und Pensionen stieg von 2006 bis Ende 2010 um 8,1% – trotz des so genannten Sterbens von kleineren Hotelstrukturen. Kunden sind immer weniger bereit, Kosten für Dienstleistungen zu tragen, die sie nicht in Anspruch nehmen. Hoteliers, die auf diese Anspruchshaltung zu wenig Rücksicht nehmen und mit den Übernachtungsumsätzen andere Bereiche querfinanzieren, haben zunehmenden Kostendruck. Hohe fixe Strukturkosten einerseits, ein immer kurzfristigeres Buchungsverhalten andererseits stellen für die Hoteliers einen steigenden Risikofaktor dar.
Zu den kontinuierlich wachsenden Übernachtungsangeboten mit geringen Strukturkosten gehören neben Budgethotels die Angebote der Hostels, der gemeinnützigen Anbieter, der Hotel Garnis und ein breites Spektrum privater Unterkünfte. Diese werden zunehmend über digitale Vermarktungskanäle buchbar. Insofern befindet sich die Beherbergungsindustrie in einem strukturellen Anpassungsprozess. Angebote, die den geänderten Nachfragebedürfnissen am ehesten entsprechen, haben die besten Entwicklungsperspektiven. Hostels und Budgethotels entsprechen diesen Nachfragetrends und können attraktive Renditen ausweisen.
Die Entwicklungen von Informations- und Buchungstechnologien verbunden mit dem veränderten Konsumverhalten der Abnehmer haben deutliche Auswirkungen auf die Angebotslandschaft der Hotellerie. So entstehen Konzepte die, abweichend vom gewohnten Hotelstandard des individuellen Zimmers, kollektiv geteilte Räume zur Verfügung stellen. Das Wachstum der Hostelkapazitäten belegt deren zunehmende Akzeptanz. Neue Entwicklungen entstehen insbesondere durch soziale Netzwerke, die auch den Inhabern von kleinteiligen Angeboten Möglichkeiten zur Vermarktung geben (z.B. Ferienwohnungen oder die eigene Wohnung). Mit derzeit rund 2,5 Millionen Nutzern des Portals „Couchsurfer“ und weit über 100.000 registrierten Mitgliedern in Deutschland entwickelt sich die zunehmende Nutzung privater Wohnungsflächen als Alternative zur Hotelübernachtung.
Zusätzlich treten gemeinnützige Anbieter auf den Plan, insbesondere im Bereich der Tagungs- und Familienangebote. „Für die Hotellerie entsteht damit eine neue Konkurrenzlandschaft, die man bis vor wenigen Jahren noch als nicht (bzw. kaum) existent angesehen hat“ so Robert Wissmath und Roland Schwecke von der DICON. Treiber sind der Einsatz neuer Technologien und verändertes Kundenverhalten. Der Low Market wird insofern weiter wachsen, auch in unkonventionellen Bereichen – eine neue Herausforderung für die Hotellerie.
Das Statistische Bundesamt weist in Deutschland im November 2010 rund 1.040.000 Hotelbetten ] aus – demgegenüber stehen rund 440.000 Betten von den Kategorien Hotel Garni und Pensionen. Die gemeinnützigen Anbieter stellen rund 350.000 Betten. Eine hohe Anzahl an Betten stellen zudem das DJH (rund 75.000 ), die Ferienwohnungen (rund 288.000) sowie die Anbieter von privaten Wohnflächen. Die in der Studie diskutierten Daten bzgl. der Parahotellerie und dem Low Market zeigt die Dimension der Änderungen in der deutschen Hotellerie.
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