Hotellerie auf Kurs

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Die Hotellerie verzeichnet das neunte Wachstumsjahr in Folge und schaut mit Zuversicht auf die kommenden Monate. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg die Zahl der Gästeübernachtungen in Hotels, Hotels garnis, Gasthöfen und Pensionen im Jahr 2018 um 3,0 Prozent auf den neuen Bestwert von 297,6 Millionen.

Mit 71,4 Millionen Übernachtungen buchten ausländische Touristen und Geschäftsreisende fast ein Viertel aller Übernachtungen. „Deutschland als Urlaubsziel sowie Tagungs- und Kongressstandort liegt nachhaltig im Trend und punktet im internationalen Vergleich mit seinem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis“, erklärte Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbandes Deutschland (IHA), dazu am Mittwoch in Berlin. Die Branche sieht sich dennoch mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. „Immer neue bürokratische Auflagen wie jüngst im Datenschutz- oder Reiserecht, unfaire Wettbewerbsbedingungen sowie der zunehmende Fachkräftemangel drohen das Wachstum auszubremsen“, sagte Lindner und mahnte bei der Politik faire Wettbewerbsbedingungen und mehr Flexibilität an. Angesichts der noch robusten Konjunktur und der anhaltenden Reisefreude bleibt der Verband grundsätzlich positiv gestimmt und rechnet für 2019 mit einer Steigerung der Übernachtungen und nominalen Umsätze von 1,0 bis 1,5 Prozent.

Wie der Hotelverband mitteilte, haben sich im Jahr 2018 alle Kennzahlen1 des Hotelmarktes positiv entwickelt. Laut aktuellem IHA-Branchenreport stieg die durchschnittliche Zimmerauslastung im Vorjahresvergleich um 0,5 Prozent auf 71,9 Prozent. Damit setzte sich die positive Entwicklung der letzten Jahre fort, auch wenn die Steigerung gegenüber den Vorjahren geringer ausfällt. Als Gründe dafür nannte Lindner das immer größer werdende Hotelangebot als auch neue Angebote aus dem Bereich der sogenannten „Sharing“ Economy. So wuchs die Zahl der Hotelbetten im Jahr 2018 um 2,2 Prozent auf 1,82 Millionen. Die Netto-Zimmerpreise (ohne Frühstück, ohne Mehrwertsteuer) erhöhten sich um 2,2 Prozent auf 97 Euro, während sie europaweit um 3,3 Prozent auf 100 Euro anstiegen. Die deutschen Hotelzimmerpreise liegen somit weiterhin unter dem europäischen Durchschnitt. Der durchschnittliche Zimmerertrag (RevPAR), die wichtigste Wirtschaftlichkeitskennziffer der Hotellerie, erreichte 70 Euro, was einem Anstieg von 2,7 Prozent entspricht.

Die steigenden Übernachtungszahlen und Zimmerraten schlagen in wachsenden Umsätzen zu Buche. Die klassischen Beherbergungsbetriebe erwirtschafteten 2018 einen Nettoumsatz von 28,56 Milliarden Euro, was einem nominalem Umsatzplus von 3,7 Prozent und einem preisbereinigtem von 1,5 Prozent entspricht.

„Von der sonnenreichsten Saison seit Beginn der Wetteraufzeichnungen konnte insbesondere die Ferienhotellerie profitieren. Aber auch der Städtetourismus und der Geschäftsreiseverkehr legten zu“, erläuterte Lindner. Die heimische Hotellerie sei bestens aufgestellt und überzeuge mit herzlicher Gastfreundschaft, hoher Serviceorientierung und Produktqualität. Mit steigender Nachfrage stellten die Betriebe auch mehr ein. Zum Stichtag 30. Juni 2018 zählte die Bundesagentur für Arbeit 310.904 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Beherbergungsgewerbe – ein Plus von 1,3 Prozent und ebenfalls ein neuerlicher Rekordwert.

Angesichts der guten Zahlen wird laut Hotelverband weiter kräftig investiert. Trotz Anzeichen von Überkapazitäten an einigen Standorten sind bundesweit für die nächsten drei Jahre 776 Neu-, Um- und Ausbauten geplant. Im Vorjahr waren es im Drei-Jahres-Forecast noch 695 Objekte. Werden alle angekündigten Investitionsprojekte realisiert, drängen 111.828 zusätzliche Hotelzimmer auf den deutschen Hotelmarkt. Das projektierte Investitionsvolumen beträgt rund 19,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 16,6 Milliarden Euro). „Wir erleben eine beispiellose Expansions-, aber auch Konsolidierungswelle“, berichtete Lindner. „Die Unternehmens- und Markenkonzentration in der Hotellerie nimmt weiter zu.“ Immer mehr internationale Investoren und neue Marken drängten auf den Markt. Die Ansprüche der Gäste stiegen. „Wir beobachten eine starke Spezialisierung und Individualisierung des Hotelangebots“, so Lindner.

Zu grundlegenden Veränderungen der Vertriebsstrukturen und Betriebsabläufe führe zudem die Digitalisierung, machte Lindner deutlich. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Online-Plattformen. „Mehr als die Hälfte der Hotelzimmerbuchungen kommt heute aus digitalen Kanälen“, so Lindner. Wichtiger denn je seien faire und transparente Wettbewerbsbedingungen. „Intensiv hat der Hotelverband dafür in den vergangenen Jahren auf allen Ebenen dafür gestritten und sich letztlich Gehör verschafft. Die Anwendung der unsäglichen Best-Preis-Klauseln sind den wichtigsten Marktteilnehmern in Deutschland zwischenzeitlich verboten worden.“

Als weiterhin „fragwürdig und intransparent“ wertet der Verband die Kriterien der Online-Portale für Ranglisten und Bewertungen. „Im gemeinsamen Interesse der Hoteliers und der Nutzer brauchen wir hier dringend mehr Klarheit, Verlässlichkeit und Transparenz“, erklärte Lindner. Das Bundeskartellamt habe die Problemfelder im Bereich der Online-Vergleichsportale im Beherbergungssegment im Rahmen seiner Sektoruntersuchung umfassend und zutreffend analysiert. „Wir sehen nun den deutschen Gesetzgeber gefordert, dem Bundeskartellamt als zuständiger Behörde auch die notwendigen Kompetenzen zur Sanktionierung des beschriebenen Fehlverhaltens zu Lasten der Verbraucher und der Märkte in Fortentwicklung des tradierten Wettbewerbsrechts einzuräumen“, mahnte Lindner an. Rückenwind dafür bekommen Verbraucherschützer, Wettbewerbshüter und Hoteliers aus Europa. Auch auf Drängen des Hotelverbandes Deutschland (IHA) hat die EU-Kommission im April 2018 mit der „Platform-to-Business Verordnung (P2B)“ und dem „New Deal for Consumers“ zwei Regulierungsvorschläge unterbreitet, die europaweit u.a. mehr Transparenz und Verlässlichkeit bei den Rankingmethoden bringen sollen. Nach den jüngsten Einigungen in den Trilog-Verhandlungen befinden sich die neuen EU-Verordnungen nun im gesetzgeberischen Endspurt der noch laufenden Amtsperiode des Europäischen Parlamentes.

Entwarnung bedeute dies für den Hotelverband indes noch nicht. Lindner: „Die Online-Giganten werden nicht müde, sich immer neue Tricks auszudenken, um die unternehmerische Preissetzungsfreiheit der Hoteliers zu unterminieren und Gäste von einer Direktbuchung im Hotel, wo es nachgewiesenermaßen sehr oft die besten Angebote gibt, abzubringen.“ Man werde hier weiter am Ball bleiben und notfalls ein zeitnahes Nachjustieren der EU-Verordnungen anmahnen.

Dringenden Handlungsbedarf sieht der Hotelverband auch bei „Sharing“ Plattformen wie Airbnb. „Sie erbringen Leistungen, die im Wettbewerb zu den traditionellen Akteuren stehen, ohne den Regeln ihrer Wettbewerber mit analoger Vergangenheit zu unterliegen“, führte Lindner aus. Zu den Kernforderungen des Verbandes zählen die Notwendigkeit der bundeseinheitlichen Registrierung der Anbieter, die Einhaltung von Sicherheitsstandards, die Gefahrenabwehr, die Wahrung der Lebensqualität in besonders betroffenen Stadtteilen sowie die selbstverständliche Erfüllung von Steuerpflichten.

Als längst überfällig betrachtet der Hotelverband auch eine Modernisierung der Hotelmeldepflicht. „Es wird endlich Zeit für eine echte Entbürokratisierung, denn auch wir wollen von Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren“, erläuterte Lindner. „Die Pflicht zur handschriftlichen Unterzeichnung des Meldescheins gehört endlich abgeschafft, damit auch Hotels und ihre Gäste in Deutschland von schlankeren Check-in-Prozessen profitieren können.“

Als „zentrale Zukunftsaufgabe“ für die Branche bezeichnete Lindner die Arbeits- und Fachkräftesicherung. Lindner betonte: „Wir Hoteliers sind aufgerufen, noch mehr die attraktiven Seiten unserer wunderbaren Branche zu betonen, mit ganzer Kraft in die Qualität der Ausbildung zu investieren und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unsere Wertschätzung und Anerkennung noch stärker zu zeigen.“ Aber auch die Politik sei gefordert. So käme es darauf an, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung spürbar zu machen, die Berufsschulen besser auszustatten und die Lehre zu digitalisieren. Außerdem gelte es, die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte deutlich zu erleichtern, bestehende Hürden auf dem Arbeitsmarkt abzubauen und das Arbeitszeitgesetz zu flexibilisieren. Lindner: „Erfolgreiche Hoteliers brauchen gute Konzepte, Leidenschaft für ihre Gäste, aber eben auch vernünftige wirtschaftliche Rahmenbedingungen.“
Quelle: Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V. (DEHOGA Bundesverband)

1Diese Marktdaten basieren auf dem Hotelbenchmark OlaKala der MKG Group, dem die Angaben von rund 1.130 Hotels mit mehr als 184.000 Zimmern in Deutschland zugrunde liegen. Markenhotels in Städtedestinationen nehmen überproportional am Betriebsvergleich teil, so dass die Ergebnisse für die Hotellerie im engeren Sinne, jedoch nicht für den deutschen Beherbergungsmarkt in seiner gesamten Bandbreite als repräsentativ gelten können.