Beim Dorint Hotel Maison Messmer in Baden-Baden könnte bald der Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen. Nach Informationen der Immobilien Zeitung (dfv Mediengruppe) haben die Gläubiger des Eigentümerfonds die Zwangsversteigerung der Immobilie beantragt. Zudem betreiben sie gegen den Pächter Dorint eine Räumungsklage, denn die Hotelgesellschaft soll seit Monaten keine Pacht mehr gezahlt haben. Dorint selbst wehrt sich unter Hinweis auf Mängel am Hotel gegen die Kündigung.
Das Maison Messmer gehört dem Immobilienfonds „Sachwertfonds Nr. 88 Dorint Hotel Baden-Baden Dirk Iserlohe KG“. Für Kauf, Sanierung und teilweisen Wiederaufbau des historischen Gebäudes zwischen 1998 und 2001 hatte der Fonds Kredite aufgenommen und das Hotel dann an Dorint verpachtet. Über eine kürzlich anstehende Verlängerung der Kredite konnten sich Fonds und Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) nicht einigen, auch andere Kreditgeber fanden sich nicht.
Daraufhin verkaufte die LBBW die Kredite im März dieses Jahres an Finanzinvestoren. Diese wiederum haben laut Recherchen der Immobilien Zeitung (IZ) die Kredite gekündigt, den Fonds unter Zwangsverwaltung setzen lassen und erste Schritte zur Zwangsversteigerung des Fünf-Sterne-Hotels eingeleitet. Zudem haben die neuen Gläubiger Dorint den Pachtvertrag gekündigt. „Spätestens seit April 2014“ habe Dorint „keinerlei Pachtzahlungen mehr erbracht“, heißt es in einem Schreiben von Beratern der Kreditkäufer von Ende Juli. Zuzüglich der bereits zuvor aufgelaufenen Rückstände sei eine Summe von „deutlich mehr als 1 Mio. Euro“ offen.
Dorint wehrt sich massiv dagegen, das profitable Hotel zu verlieren. Die Räumungsfrist zum 1. August ließ Dorint verstreichen und reagierte seinerseits mit einer Klage gegen die Kündigung. Wie aus dem der IZ vorliegenden Schriftverkehr zwischen dem Fonds und den neuen Gläubigern hervorgeht, begründete es – anscheinend nachträglich – die ausgebliebenen Pachten mit Mängeln am Hotel. Ende September soll vor dem Landgericht Baden-Baden über die Räumungsklage der Gläubiger verhandelt werden.
Derweil versucht Dirk Iserlohe, gleichzeitig Chef der Dorint-Mutter E&P, als auch Geschäftsführer des Eigentümerfonds, einen Weg zu finden, die Kredite doch noch abzulösen und so Zwangsversteigerung und Räumung zu verhindern. Mit der US-Investmentgesellschaft Farallon gebe es bereits eine Einigung, teilte er den Anlegern mit. Demnach würde Farallon einen Kredit über 24,3 Mio. Euro zu einem Zinssatz von 12 Prozent jährlich zur Verfügung stellen. Um die verbleibende Lücke zu stopfen, sind aber zusätzlich Gesellschafterdarlehen von mindestens 4 Mio. Euro nötig, die offenbar nur sehr schleppend zusammenkommen.
Dorint wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben, da man sich in einer laufenden juristischen Auseinandersetzung befinde. Dirk Iserlohe reagierte nicht auf IZ-Anfragen.
Ein ausführlicher Hintergrundbericht wird in der heute erscheinenden Ausgabe 37/2014 der Immobilien Zeitung und unter www.iz.de veröffentlicht.