Die Wiederentdeckung der Gastlichkeit

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Klaus Michael Schindlmeier, Direktor des Palatin Kongresshotels in Wiesloch und seit November Vorstandsvorsitzender des Kulinaristik-Forums – Netzwerk für Wissenschaft, Kultur und Praxis e. V., sieht seine Aufgabe vor allem darin, das Thema Kulinaristik herunterzubrechen auf die Anforderungen des Alltags – und dabei das Hotelgewerbe miteinzubeziehen: „Das Kulinaristik-Forum wird künftig Gedankengänge von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt kanalisieren und sie für die Hotellerie und Gastronomie sowie für die Verbraucher und Haushalte nutzbar machen. Das ist eine spannende und für unsere heutige Zeit wichtige Aufgabe. Denn Gastlichkeit hat man früher einfach gelebt und zelebriert, heute ist man vor allem von Hektik umgeben. Gastlichkeit hat etwas damit zu tun, sich Zeit zu nehmen, Qualität anzubieten und den Geschmack wieder zu schärfen.“

Forums-Gründer Prof. Dr. Alois Wierlacher unterstützt Schindlmeier und den Verein weiterhin als Ehrenpräsident, um Kontinuität zu gewährleisten. Darunter fallen zum Beispiel die regelmäßigen und wegweisenden Publikationen zum Thema Kulinaristik, die auch weiterhin in seinen Verantwortungsbereich fallen.

Besonders am Herzen liegt Schindlmeier das 2016 etablierte Format der „Denkwerkstatt Kulinaristik“, die einen direkten Erfahrungsaustausch für alle kulinarisch Interessierte in Form einer Podiumsdiskussion mit geladenen Experten sowie anschließendem gemeinsamen Essen anbietet. Nach der Auftaktveranstaltung im November 2016 im Palatin und einer Fortsetzung im November 2017 in der Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks in Weinheim ist im April 2018 eine Veranstaltung mit dem Arbeitstitel „Kommerz über Genuss – Gemeinschaftsgastronomie am Scheideweg?“ mit der Servicegesellschaft Nordbaden (SGN) als Gastgeber geplant. Hier soll darüber diskutiert werden, warum Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und andere Organisationen vor allem aufs Geld schauen und damit neue Probleme schaffen.

Weitere Ausgaben der „Denkwerkstatt Kulinaristik“ werden die Sterneküche und Luxushotellerie im Fokus haben sowie den interessanten Aspekt „Musik und Gastlichkeit“ beleuchten. Die genauen Termine und Referenten werden rechtzeitig bekanntgegeben.
Weitere Infos unter www.kulinaristik.net.

Über das Kulinaristik-Forum:
Das Kulinaristik-Forum ist ein 2008 ins Leben gerufenes, wissenschaftliche Fächer und verschiedene Branchen übergreifendes Netzwerk der Kultur- und Lebenswissenschaften in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins, verankert in der Metropolregion Rhein-Neckar und deutschlandweit aufgestellt. Der Name ist abgeleitet von lat. culina, die Küche. Die Namenwahl spiegelt Bewertungen des kulturellen Stellenwerts der Küche, wie sie auch von Ethnologen wie Claude Levi Strauss oder Richard Wrangham und anderen formuliert wurden. Unsere Mitglieder werden gewählt. Sie kommen aus unterschiedlichen Disziplinen, Branchen und Heimatregionen. Die meisten von ihnen – derzeit zählt das Forum rund 70 Mitglieder – sind Wissenschaftler oder Geschäftsführer angesehener Institutionen der Wissenschaft, der Kulturarbeit, der Wirtschaft und der beruflichen Weiterbildung, unter ihnen der Präsident des Max Rubner-Bundesforschungsinstituts für Ernährung und Lebensmittel (Karlsruhe), der Präsident der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (Stuttgart), der Geschäftsführer der Universitätsmedizin Mannheim, die Direktoren des Wilhelm Hack-Museums Ludwigshafen, des Instituts für Kulturanthropologie der Universität Göttingen oder der Hotelfachschule Heidelberg sowie führende Vertreter der Verbraucherbildung, der Japanologie, der Sinologien, der Linguistik und Literaturwissenschaft, der Sozialwissenschaften, der interkulturellen Germanistik, der Geschichtswissenschaft und empirischen Kulturwissenschaft. Auch der Bischof von Speyer und andere Theologen sind Mitglieder des Kulinaristik-Forums. Das Forum fördert sowohl die disziplinäre und branchenspezifische als auch die interdisziplinäre und branchenpraktische Arbeit der Kulinaristik und wahrt in der Veranstaltungsplanung die Selbstständigkeit seiner Mitglieder. Insofern kann das Netzwerk auch als Kompetenz-Zentrum oder Cluster, im Sinne der Unternehmensorganisation auch als Holding oder als Wegenetz beschrieben werden, das, je enger es gewebt ist, die Orientierung und das Zusammenspiel erleichtert.