Ungewisse Zukunft nach den Boom-Jahren

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Russland konnte 2013 enorme Zuwächse bei den Auslandsreisen verzeichnen. Mit rund 32 Millionen Auslandsreisen im vergangenen Jahr ist Russland auf Rang drei der größten europäischen Auslandsreisemärkte vorgestoßen. Das ergaben die aktuellen Auswertungen des World Travel Monitors von IPK International. Seit Beginn des neuen Jahrhunderts hatte sich Russland zu einem der wenigen Boom-Länder des internationalen Tourismus entwickelt. Ab dem Jahr 2000 verzeichnete Russland kontinuierlich zweistellige Wachstumsraten und stand somit hinter anderen Boom-Ländern wie China kaum zurück. Mit rund 32 Millionen Auslandsreisen im Jahr 2013 hat Russland sogar Frankreich überholt. Rund ein Drittel des Wachstums aller Auslandsreisen der Europäer kam in der Zeit von 2010 bis 2013 aus dem Herkunftsland Russland und dort vor allem aus den großen Metropolen des europäischen Landesteils, allen voran Moskau und St. Petersburg.

Die Aussichten für den russischen Auslandsreisemarkt waren bis 2013 auf weiter anhaltendes Wachstum gestellt. Auch die Reiseabsichtsmessung im weltweit regelmäßig durchgeführten „Travel Intensity Confidence Index“ von IPK International im Februar 2014 ließ noch auf ein anhaltend starkes Wachstum schließen. Dr. Martin Buck, Direktor Travel & Logistics Messe Berlin: „Der schwache Rubel, die Krimkrise und die Probleme in der Ukraine lassen allerdings befürchten, dass das Wachstum am russischen Markt nun eine Pause einlegen wird.“

Deutschland gewinnt an Beliebtheit bei Auslandsreisen

Beliebtestes Auslandsziel der Russen war auch 2013 wieder die Türkei mit 4,3 Millionen Besuchern, dicht gefolgt von der Ukraine mit 3,1 Millionen Reisen. An dritter Stelle folgt das Reiseziel Deutschland mit 2,1 Millionen Besuchern noch vor China mit zwei Millionen Reisenden. Die Vorlieben der Russen haben sich in den vergangenen vier Jahren allerdings stark verschoben. Während die Türkei Spitzenreiter in Sachen Wachstum blieb, mussten Ägypten und China Rückgänge verzeichnen. An Beliebtheit gewonnen haben hingegen die Reiseziele Deutschland mit einem Plus von 0,9 Millionen Reisen, dicht gefolgt von Spanien, Griechenland und Thailand mit Zuwächsen von jeweils 0,8 Millionen Besuchern aus Russland.

Mit 27 Millionen Freizeitreisen sind die meisten Auslandsreisen der Russen privat motiviert. Davon fielen im vergangenen Jahr rund 22 Millionen auf Urlaubsreisen und knapp fünf Millionen auf Besuche von Verwandten und Freunden, die in den vergangenen vier Jahren mit einem Zuwachs von 1.000 Prozent geradezu explodierten. Bei jedem zweiten Urlaub im Ausland zählten mit 12,4 Millionen Reisen Strand und Meer zu den wichtigsten Motiven, gefolgt von Städtereisen mit 3,8 Millionen und Rundreisen mit 1,3 Millionen. Zum Wachstum beigetragen haben mit einem Plus von über 700 Prozent vor allem die 3,4 Millionen zusätzlichen Städtereisen. Als besonders dynamische Urlaubssegmente haben sich darüber hinaus Event-Reisen mit einem Zuwachs von ebenfalls rund 700 Prozent und Freizeitpark-Reisen mit einem Plus von fast 400 Prozent entwickelt. Im Geschäftsreisemarkt entfallen 70 Prozent der insgesamt fünf Millionen Business-Reisen ins Ausland auf den MICE-Markt.

Internet-Buchungen auf dem Vormarsch

Wie in vielen anderen Märkten ist auch am russischen Reisemarkt das Internet heute der dominierende Buchungskanal. Für fast zwei Drittel der Reisen wurde zumindest eine Teilleistung im Internet gebucht. Daneben spielen aber auch Reisebüros mit 37 Prozent eine wichtige Rolle. Sollte der zwischen 2010 und 2013 verzeichnete Trend weiter anhalten, wird sich die Marktsituation der Reisebüros in einem insgesamt stark wachsenden Reisemarkt jedoch abschwächen.

Den Mythos des reichen, russischen Touristen konnte die Studie allerdings entkräften. 15 Prozent verfügen zwar über ein überdurchschnittliches Urlaubsbudget, mit 51 Prozent gibt die Mehrheit der russischen Reisenden jedoch mittlere Beträge für ihren Urlaub aus, die mit den Ausgaben übriger Europäer vergleichbar sind. Insgesamt liegen die Ausgaben pro Reise und Person mit knapp 1.200 Euro aber leicht über dem europäischen Durchschnitt.