Die Tourismusindustrie steht vor neuen Herausforderungen – aber wir werden sie annehmen und erfolgreich sein von Moosa Zameer, Tourismusminister der Malediven. Während sich die ganze Tourismuswelt in dieser Woche auf ihr jährliches Treffen in
Berlin vorbereitet, gibt es eine zunehmende globale Verunsicherung und Unbeständigkeit.
Es gibt wenig Zweifel daran, dass die Branche besonders anfällig für sowohl Konjunkturschwächen als auch Sicherheitsprobleme ist. Im Jahr 2015 schien es eine Verkettung unglücklicher Umstände auf beiden Seiten gegeben zu haben: Auf der einen Seite in der Weltwirtschaft, besonders in bereits stabilen Schwellenländern, die
nun wieder zum Stillstand gekommen sind, auf der anderen Seite gab es ebenso entsetzliche Angriffe auf Touristen und Gemeinden, die die Welt erschütterten. Wenn das Geld knapp ist, Arbeitsplätze unsicher sind oder der Terrorismus die Schlagzeilen dominiert, ist häufig die erste Reaktion, zu Hause zu bleiben und den Urlaub zu verschieben.
Es gab tatsächlich viele noch nie dagewesene Herausforderungen an Hoteliers, Fluggesellschaften und Regierungen gleichermaßen. Die schrecklichen Angriffe auf britische Touristen in Tunesien, der Abschuss eines russischen Passagierflugzeuges in Sharm-el-Sheikh oder die Grausamkeit im Bataclan Theater in Paris hatten
Auswirkungen. Die Touristenzahlen in Schlüsselmärkten sind gesunken; am stärksten betroffen sind die Entwicklungsländer. In Frankreich sind sie um zehn Prozent gesunken, in Kenia um 25 Prozent, während die Türkei einen Rückgang von fast
fünfzig Prozent zu vermelden hat.
Das ist natürlich eine große Belastung für die lokale Wirtschaft und wirkt sich auf die einfachen Familien aus, die auf die Industrie angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
Mit mehr als 200 Millionen Menschen weltweit, die auf den Tourismus angewiesen sind- bei einem von zwölf Arbeitsplätzen auf der ganzen Welt – ist es äußerst wichtig, die Branche vor äußeren Rückschlägen zu schützen, vor allem in schwachen
Entwicklungsländern.
Doch als Branchenführer sollten wir nicht verzweifeln. Während wir uns neuen Herausforderungen stellen, bleibt die Industrie stabil, und ich blicke positiv in die Zukunft. Insgesamt sind laut der ABTA-Studie aus Großbritannien die Touristenzahlen in den letzten zwölf Monaten tatsächlich um neun Prozent gestiegen – die Urlauber
sind zwar wählerischer und anspruchsvoller geworden, aber entscheidend ist, dass sie noch immer reisen.
In einer Welt, in der Flugpreise, neue Strecken und der wachsende Online-Marktplatz miteinander konkurrieren, müssen politische Entscheidungsträger und die Privatwirtschaft zusammenarbeiten, um sich diesen neuen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen zu stellen.
Auf den Malediven haben wir bewiesen, dass wir uns den Herausforderungen stellen können. Der Tourismus hat dazu beigetragen, dass in den letzten fünfzig Jahren aus unserem Land eine Nation mit gehobenem Einkommen geworden ist.
Wir haben auf Grundlage einer stabilen und gut geführten Industrie unsere Millennium-Entwicklungsziele erreicht – vom Gesundheits- und Bildungswesen bis hin zur Gleichberechtigung der Frauen. Wir standen natürlich auch vor Herausforderungen – unter anderem nach dem Tsunami von 2004 und der Abschwächung der
Weltwirtschaft – jedoch konnten wir in enger Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft sicherstellen, dass Touristen nicht nur weiterhin einwandfreien Service und hervorragende Angebote bekommen, sondern sich auch sicher fühlen.
Auf unseren Sicherheitsstandard sind wir wirklich stolz. Es ist noch nie ein Tourist aufgrund einer gewaltsamen Straftat gestorben. Unsere Regierungsbehörden arbeiten gemeinsam mit unseren internationalen Partnern unermüdlich daran, unsere Grenzen
zu sichern und die innere Sicherheit aufrechtzuerhalten, für Touristen und Einheimische gleichermaßen.
Wir sehen uns momentan leider mit einer politischen Kampagne konfrontiert, die das Image des Landes trüben möchte. Erschreckende Geschichten von religiösen Extremisten, die Touristen bedrohen, wurden von Menschen verbreitet, die
eigennützige Interessen haben – nicht, um über ein bevorstehendes Problem zu reden, sondern lediglich, um Schlagzeilen zu machen.
Einige Journalisten, vor allem in Deutschland, verdrehten rundherum die Wahrheit.
Das führte zwar zu spannenden Schlagzeilen, die jedoch keinerlei Realitätsgrundlage hatten. Natürlich kann das Problem des einheimischen Extremismus‘ nicht ignoriert werden, nicht nur auf den Malediven, sondern auf der ganzen Welt. Die Regierung der
Malediven nimmt dies sehr ernst – darum haben wir ein neues Anti-Terror-Gesetz verabschiedet, ein Anti-Terror-Zentrum eingerichtet und arbeiten mit internationalen Antiterror-Agenturen zusammen, um Ressourcen und Fachwissen zu teilen.
Aber alle Staaten, von Großbritannien über Belgien, Frankreich bis zu den Vereinigten Staaten, beschäftigt das gleiche Problem. Die Malediven herauszustellen – auf denen es noch nie einen einzigen Fall eines Angriffs gab – ist äußerst unfair. Das politische
Motiv, diese Unwahrheiten zu verbreiten, ist jedoch nur allzu offensichtlich.
Was kann unsere Erfahrung, auf diese Herausforderungen zu stoßen, anderen lehren?
Zunächst sollte man Sicherheitsanforderungen ruhig und unpolitisch begegnen. In so vielen Staaten, die als Hauptquelle des BIP auf den Tourismus angewiesen sind, könnte ein Rückgang der Besucherzahlen eine verheerende Wirkung haben. Das bedeutet,
dass ein vernünftiges Gespräch, das auf den Tatsachen beruht, stattfinden muss.
Übertreibungen oder Hysterie müssen vermieden werden.
Glücklicherweise konnten wir auf den Malediven stolz unseren Rekord wieder aufstellen und unseren Ruf als eines der sichersten Reiseziele der Welt aufrechterhalten. Es ist harte Arbeit und durchdachte Politik, um das zu erreichen, was wir erreicht haben. Wir möchten uns bei allen versichern, dass wir alles tun werden,
was immer wir können, damit die Malediven für Urlauber weiterhin eines der friedlichsten Länder der Welt bleiben.
Dies steht den unfairen Behauptungen der Medien entgegen, die wenig Rücksicht auf die Auswirkungen nehmen, die sie auf die einheimischen Arbeitsplätze haben. Wir werden auch weiterhin vehement der Minderheit standhalten, die versucht, in ein
Wespennest zu stechen und eine falsche Realität zu schildern.
Panik- und Miesmacher schädigen nicht nur zu Unrecht den Ruf, der über viele Jahre aufgebaut wurde – sie haben auch einen spürbaren Effekt auf die Beschäftigung und Arbeitsplätze. Und entscheidend ist, dass der Mangel an Möglichkeiten und die
Jugendarbeitslosigkeit in Wirklichkeit mit dem Aufstieg der einheimischen Terrornetzwerke verbunden sind. Somit ist die tragische Ironie in dieser Sache nur allzu klar.
Darum möchte unsere Regierung auch, dass über den Tellerrand geschaut wird. Möglichkeiten in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Geschlechtergleichheit und Umweltschutz tragen alle zu einer stabilen Tourismusbranche bei. Es gab in den
letzten Jahren ein erhöhtes Interesse von jungen Maledivern mit mittlerem Einkommen, ihr eigenes Unternehmen im Tourismus zu gründen. Arbeitsplätze entstehen auch in anderen Bereichen – in den Bereichen Infrastruktur, Gesundheitstourismus und
Technologie. Wir sind heute das einzige Millenniumsentwicklungsziel in Südasien – die Alphabetisierungsrate liegt bei 98 Prozent, und extreme Armut gibt es nicht. Dies zeigt einen kräftigen Tourismussektor – mit verbesserten Angeboten und besser ausgebildeten, vielfältigen und engagierten Arbeitskräften.
Aber es zeigt auch etwas viel Tiefsinnigeres – ein Gefühl der nationalen Einheit, Zusammengehörigkeit und Sicherheit. Diesen Weg möchten wir gern fortsetzen, so dass unsere wunderschönen Inseln weiterhin der Welt und kommenden Generationen
offenstehen.