Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Probleme in einigen Regionen zeigte sich Europa auch in diesem Tourismus-Jahr wieder stark. Zu diesem Resultat kommt der jährliche ITB World Travel Trends Report, den IPK International im Auftrag der führenden Messe der internationalen Reiseindustrie erstellt. Dieser bescheinigt dem „Alten Kontinent“ auch für das laufende Jahr steigende Zahlen für Reisen nach und ab Europa. Die Aussichten für 2014 sind ebenfalls überaus positiv.
Der Outgoing-Tourismus legte in den Monaten von Januar bis August im Vergleich zu 2012 um 2,5 Prozent zu. Auch die Anzahl der Übernachtungen stieg um zwei Punkte. Die Ausgaben vor Ort nahmen dagegen um nur einen Prozentpunkt zu. Die Anzahl der Nächte pro Reise sank um zwei Prozent auf durchschnittlich 7,9 Nächte. Dieser Trend relativiert sich jedoch, da die Europäer wie in den vergangenen Jahren zu mehreren kurzen Reisen tendieren – in Kombination mit weniger langen Urlauben.
Die Quellmärkte entwickelten sich überaus unterschiedlich. Russland legte um stolze zwölf Prozent zu. Es folgen trotz schwieriger Wirtschaftslage Frankreich mit fünf Prozent sowie auf den weiteren Rängen Schweden, Großbritannien, Belgien und die Schweiz. Deutschland wuchs mit zwei Prozent. Auf den unteren Plätzen landeten erwartungsgemäß die Länder Spanien und Italien – aber auch Irland. Die Italiener reisten bis zu fünf Prozent weniger.
Von der insgesamt ungebremsten Reiselust profitierten am stärksten Südamerika mit einem Plus von neun Prozent sowie der pazifische Raum mit sechs Prozent mehr Reisen. Relativ stabil zeigte sich Nordamerika. Die Karibik dagegen verlor acht Prozent. Schaut man sich die einzelnen Segmente der Reiseindustrie an, so legten Urlaubsreisen um drei Prozentpunkte zu. Der Geschäftsreiseverkehr ging leicht zurück. Bei Freizeitreisen erfreuten sich vor allem die kleineren Segmente ländliche Ziele und Winterreisen wachsender Beliebtheit – die Hauptsegmente Städte und Strand behaupteten jedoch ihre Marktanteile. Bei der Art der Buchungen stieg erwartungsgemäß der Anteil der Online-Käufe. Für sie ging es zwölf Punkte nach oben. Bei klassischen Reisebüros waren es lediglich drei.
Erfreuliche Aussichten für das kommende Jahr
Mit Blick auf 2014 sehen die Prognosen für Europas Reiselust überaus positiv aus. So sagten zwar 38 Prozent der Bürger, zwei Prozent mehr als 2012, dass sich die wirtschaftliche Lage auf die Urlaubsplanungen auswirke. Dennoch gaben gleichzeitig stabile 28 Prozent an, mehr grenzüberschreitend reisen zu wollen. Etwa 42 Prozent möchten den Standard aus diesem Jahr halten. Nur neun gegenüber elf Prozent im Vorjahr planen weniger Trips ins Ausland. Insgesamt gehen die Prognosen von einem Wachstum von drei bis vier Prozent für 2014 aus. Hier werden voraussichtlich russische Reisende mit zehn Prozent die Nase vorn haben.
Auch die Schweizer, Briten und Schweden haben ausgeprägte Reiseabsichten. Deutschland soll mit drei Prozent stabil wachsen. Frankreich, die Niederlande und erstmals wieder Spanien werden moderat zulegen. Bei Italien könnten die Zahlen weiter rückläufig ausfallen.
Incoming-Tourismus zeigt sich überaus stark
Wenn es um die Anzahl von Reisenden nach Europa geht, präsentiert sich der „Alte Kontinent“ differenziert, aber unterm Strich positiv. So nennt der ITB World Travel Trends Report für das laufende Jahr rund 396 Millionen internationale Ankünfte in den ersten acht Monaten 2013. Dies sind etwa 5,4 Prozent mehr als 2012. Auch die European Travel Commission (ETC) kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Gewinner unter den europäischen Ländern sind beispielsweise Island, die Slowakei, Serbien und Lettland. Sie können sich über ein zweistelliges Wachstum freuen.
Zu den positiven Zahlen durch Reisende aus dem Ausland tragen vor allem Russland, Asien sowie die USA bei. Die meisten Länder verzeichnen mehr Besucher aus den Quellmärkten Russland, Deutschland, Großbritannien, Norwegen, Frankreich und der Schweiz. Differenziert stellt sich das Bild für Reisende aus den Niederlanden, Spanien sowie Italien dar. Für 2014 geht die ETC von einem Gesamtwachstum in Richtung Europa von rund drei Prozent aus. Diese Prognose ist laut der Organisation aber vage, da die wirtschaftliche Lage noch ungewiss sei.
Sieht man sich das Abschneiden der einzelnen Zielländer an, so sind einige Südeuropäer Gewinner. Insbesondere Malta, Portugal und Kroatien können sich über Zuwächse von sechs bis acht Prozent freuen. Italien begrüßte 2013 rund 2,5 Prozent mehr Gäste. Auch 2014 sind die Prognosen mit rund drei Prozentpunkten positiv. Die meisten Länder in Zentraleuropa verzeichnen ebenfalls solides Wachstum und rechnen im kommenden Jahr mit zwischen zwei und vier Punkten Anstieg. In Nordeuropa zeigen sich die Zahlen ebenfalls stabil. Dort gingen die Anreisen aus Deutschland zurück, wurden allerdings durch Besucher aus Russland und Asien aufgefangen. Großbritannien und Irland konnten bei Gästen aus dem Ausland um fünf beziehungsweise sechs Prozent zulegen und rechnen 2014 mit ein bis vier Prozent Wachstum.
Alle Ergebnisse basieren auf den Vorträgen, die im Rahmen des von der ITB Berlin geförderten World Travel Monitor® Forum in Pisa stattgefunden habe. Auf Einladung des Beratungsunternehmens IPK International präsentieren hier alljährlich über 50 Tourismus-Experten und Wissenschaftler aus aller Welt die aktuellen Statistiken und stellen die neuesten Trends im internationalen Tourismus vor.
Weitere Ergebnisse der von IPK International durchgeführten Trendumfragen von Januar bis August 2013, bzw. die Einschätzungen von 50 Tourismusexperten aus mehr als 20 Ländern und Kerndaten des World Travel Monitor®, werden exklusiv von der ITB Berlin veröffentlicht. Die detaillierten Ergebnisse erscheinen Anfang Dezember im ITB World Travel unter www.itb-berlin.de. Die Jahresendergebnisse des World Travel Monitor® von IPK International inklusive aktueller Ausblicke für das Jahr 2014 werden auf dem ITB Berlin Kongress von Rolf Freitag, Präsident IPK International, vorgestellt. Der World Travel Monitor® basiert auf bevölkerungsrepräsentativen Interviews von jährlich über 500.000 Menschen in mehr als 60 Reisemärkten weltweit und wird seit nunmehr 20 Jahren kontinuierlich durchgeführt. Er gilt als größte kontinuierliche Studie zum globalen Reiseverhalten.