Den Titel als neuer Exportweltmeister hat sich China bereits gesichert. Das laufende Jahr 2010 wird für das Reich der Mitte darüber hinaus einen weiteren Rekord markieren: Nach den jüngsten Prognosen der ITB Berlin wird China das Land sein, dessen Bevölkerung nach der wirtschaftlichen Rezession wieder überproportional stark die Reiselust gepackt hat und die Reisepläne schon im laufenden Jahr umsetzen wird. Dagegen will in Nordamerika auch in diesem Jahr trotz verbesserter Wirtschaftsperspektiven kein Fernweh aufkommen. Die von der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise gebeutelten Amerikaner werden nach dem vom Forschungsinstitut IPK International im Auftrag der Messe Berlin erhobenen World Travel Trends Report 2010 ihre Reisen außerhalb des amerikanischen Kontinents um weitere fünf Prozent reduzieren. Die Europäer bleiben dagegen für die Reiseindustrie eine berechenbare Größe: Sie wollen mehrheitlich reisen und lassen sich von aktuellen Konjunkturberichten offensichtlich nicht weiter beeinflussen.
Nach Aussagen des IPK wird das Volumen der Privatreisen in Europa im laufenden Jahr das Niveau, das vor Beginn der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise herrschte, längst nicht erreichen. Auch wenn Europa kein einheitliches Bild zeigt, so wird sich die Zahl der Reisen auf dem Kontinent nur um einen Prozentpunkt nach unten oder oben bewegen, sich also auf dem Niveau des Krisenjahres 2009 einpendeln. Zuversicht und Vertrauen haben zugenommen. 66 Prozent der in der repräsentativen Untersuchung von IPK befragten Europäer gaben an, dass sie sich bei ihren Reiseplänen für 2010 nicht mehr beeinflussen lassen. Im Herbst vergangenen Jahres lag dieser Anteil noch bei 52 Prozent.
Die Menschen in den USA werden nach den Prognosen im laufenden Jahr noch weniger Auslandsreisen unternehmen als im vergangenen Jahr. Im September 2009 hatten 65 Prozent der Befragten angegeben, dass die wirtschaftliche Situation die Reisepläne beeinflusst. Im Januar 2010 waren es noch 58 Prozent. Besonders ausgeprägt ist – im Gegensatz zu den Europäern – in Nordamerika die Absicht, auf den Reisen verstärkt zu sparen und im eigenen Land Urlaub zu machen.
Uneinheitlich zeigt sich dagegen gegenwärtig das Bild in Asien. Während in Südostasien die Reisepläne eher konservativ einzuschätzen sind und mehr der Situation in Nordamerika entsprechen, zeigen sich die Chinesen als der wahre Motor für die Reiseindustrie. Während sich 33 Prozent der Befragten im Januar 2010 in Asien bei ihren Reiseabsichten für 2010 durchaus von der Wirtschaftskrise beeinflussen lassen, waren es in China nur 14 Prozent der Befragten. Insgesamt wird für den asiatischen Kontinent mit einer Zunahme der Reisetätigkeit um vier Prozent gerechnet.
„Von Asien und insbesondere von China kann die globale Reiseindustrie in diesem Jahr sehr wichtige Impulse erwarten“, erklärt Dr. Martin Buck, Direktor des KompetenzCenter Travel und Logistics der Messe Berlin. „Wir gehen davon aus, dass sich vielversprechenden Prognosen für Asien und China sehr positiv auf die ITB Asia auswirken werden, die in der Zeit zwischen dem 20. und 22. Oktober 2010 zum dritten Mal in Singapore stattfinden wird. Von der starken Reiselust der Chinesen wird Europa zweifellos profitieren“, erklärt Dr. Martin Buck weiter.
Der ITB World Travel Trends Report basiert im Wesentlichen auf dem bevölkerungsrepräsentativen IPK International World Travel Monitor®, für den seit mehr als 20 Jahren in 60 wichtigen Reisemärkten rund um den Globus jährlich über 500.000 Interviews zum Reisevolumen und Reiseverhalten durchgeführt werden.
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