Gegen die Ausbeutung von Menschen im Tourismus: Mit einer neuen Studie wirft die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einen Blick hinter die Kulissen der internationalen Reiseindustrie. Erste Einblicke in die Studie, die sich mit Verletzungen von Arbeitsrechten bei Hotelfachangestellten in den vergangenen zehn Jahren beschäftigt, konnten die Besucher und Besucherinnen des diesjährigen ITB Berlin Kongress erhalten. Dr. Christian Baumgartner, Generalsekretär Naturfreunde Internationale, stellte aber auch Beispiele für gelungene Tourismus-Projekte unter Einhaltung der Menschenrechte vor und sprach Empfehlungen für die Reiseindustrie und Regierungen aus.
Im Rahmen der Studie wurden Rahmenbedingungen für Angestellte im weltweiten Tourismus beschrieben, so zum Beispiel das Recht auf Information, auf Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Adäquate Lebens- und Arbeitsbedingungen gehören ebenso dazu wie der Schutz vor sexueller Ausbeutung. Dass diese Vorgaben nicht überall erfüllt werden, zeigen die Zahlen von Menschenrechtsverletzungen. 145 Fälle von Menschenrechtsverletzungen wurden allein im Rahmen dieser Studie bislang ermittelt. Insbesondere Frauen, Kinder und indigene Gruppen sind von Menschenrechtsverletzungen am touristischen Arbeitsplatz betroffen. Verstöße werden sowohl von Regierungsverantwortlichen und Tourismusunternehmen als auch von Reisenden und Mittelsmännern begangen.
Die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte oder der Global Code of Ethics der Welttourismusorganisation (UNWTO) haben sich zum Ziel gemacht, Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen. Dr. Christian Baumgartner benannte einige positive Beispiele, wie das Makulele Ecotourism Projekt in Südafrika oder das Central Kalahari Game Reserve in Botswana: „Unsere Langzeitstudie belegt, dass es noch ein weiter Weg sein wird, bis Menschenrechtsverletzungen im Tourismus der Vergangenheit angehören. Noch immer arbeiten viele Menschen auf der ganzen Welt unter unwürdigen Verhältnissen. Mit unseren Handlungsempfehlungen möchten wir die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft und nicht zuletzt Reisende für dieses wichtige Thema sensibilisieren.“ Die finalen Ergebnisse der Studie werden im Herbst dieses Jahres veröffentlicht.
Auch die ITB Berlin setzt sich bereits seit Jahren für mehr soziale und ökologische Verantwortung im Tourismus ein und hat 2011 den Code of Conducts der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung – ECPAT e.V. unterzeichnet und unterschrieb auf der diesjährigen ITB Berlin auch das Commitment für Menschenrechte des Roundtable.
Dr. Martin Buck, Direktor Travel & Logistics Messe Berlin, erklärt: „Als führende Reisemesse tragen wir gesellschaftliche Verantwortung. Mit dem ITB Berlin Kongress bieten wir eine wichtige Plattform – auch und gerade für das Thema der Einhaltung von Menschenrechten in den touristischen Zielgebieten. Wir können feststellen, dass das Problembewusstsein für dieses Thema auch durch unser Engagement stetig wächst.“