Der Tourismus in Europa verzeichnet dieses Jahr einen leichten Aufschwung, wird sich aber erst langsam im kommenden Jahr von den Folgen der weltweiten Finanzkrise erholen. 2010 wird ein Jahr der Stabilisierung für die europäische Reiseindustrie, die sich jedoch weiterhin auf eine kürzere Aufenthaltsdauer und sinkende Reiseausgaben einstellen muss. Zu diesem Ergebnis kommt der ITB World Travel Trends Report, der auf einem Auszug des European Travel Monitors und Einschätzungen von über 50 Tourismus-Experten und Wissenschaftlern aus aller Welt beruht. Er wird von IPK International im Auftrag der ITB Berlin erstellt.
Nach Zahlen der UNWTO werden die internationalen Ankünfte in Europa in diesem Jahr um ein bis drei Prozent wachsen. Für Reisen aus europäischen Ländern sagt IPK International ein Wachstum von bis zu zwei Prozent bis zum Jahresende voraus.
Während die Zahl von Kurzstreckenreisen innerhalb Europas stagnierte, stiegen die Langstreckenreisen der Europäer um fünf Prozent an. Der Siegeszug der Kreuzfahrt hielt auch im laufenden Jahr an, Kreuzfahrten und Flussreisen verzeichneten einen Anstieg von zehn Prozent, während Flugreisen um nur zwei Prozent zunahmen und Autoreisen einen Einbruch von ebenfalls zwei Prozent hinnehmen mussten.
Der gegenwärtige Wirtschaftsaufschwung stellt für 2011 einen wichtigen Wachstumsmotor dar, der auch das Reiseverhalten der europäischen Reisenden wieder nachhaltig ankurbeln wird. „Das Reiseland Deutschland gehört im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu den Nutznießern des momentanen Konjunkturaufschwungs“, erklärt Dr. Martin Buck, Direktor des KompetenzCenter Travel und Logistics der Messe Berlin. „Wie sich der europäische Reisemarkt 2011 entwickeln wird, hängt nicht zuletzt von externen Rahmenbedingungen wie der Luftverkehrsabgabe sowie dem wichtigen britischen Markt ab, der noch schwer mit den Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat.“
Zu den Gewinnern unter den Destinationen gehört 2010 Deutschland, das laut ITB World Travel Trends Report ein Wachstum von über acht Prozent mehr Reisenden aus Europa erreicht. Auch die Niederlande, Ägypten und China verzeichneten 2010 einen ähnlich starken Zuwachs an europäischen Reisenden. Eine sinkende Zahl von Reisenden aus Europa mussten dagegen Großbritannien, Spanien, Griechenland und die USA hinnehmen.
Wie einschneidend die weltweite Finanzkrise das Reiseverhalten nicht nur von internationalen, sondern auch von europäischen Reisenden noch 2010 beeinflusst hat, zeigt sich anhand deren Aufenthaltsdauer und Ausgaben. Während sich die Anzahl der Reisen von Europäern um ein Prozent erhöhte, fiel die Zahl der Übernachtungen um zwei Prozent. Auch die Ausgaben der Reisenden aus europäischen Ländern sanken um drei Prozent. Wie unsicher Europas Reisemärkte dieses Jahr waren, demonstriert auch die gestiegene Zahl der Lastminute-Buchungen. Der European Travel Monitor verzeichnete einen Anstieg von 25 Prozent mehr Buchungen, die eine Woche vor Abreise getätigt wurden. Das Internet erweist sich als immer wichtigerer Kanal für Planung und Buchung der Reise. Die Zahl der Buchungen, die online geschlossen werden, stieg in Europa um 17 Prozent und nähert sich jetzt der 50 Prozent Marke.
Die Finanzkrise wird sich auch noch im nächsten Jahr auf das Reiseverhalten der Europäer niederschlagen. 65 Prozent gaben an, dass die Finanzkrise ihre Reiseabsichten beeinflussen würde. 44 Prozent planen dieselbe Anzahl an Reisen wie in diesem Jahr, während jeweils knapp 23 Prozent entweder mehr oder weniger reisen möchten als 2010. Deutsche entpuppen sich dabei als eine der Sparfüchse Europas, zusammen mit Russen und Spaniern. Insgesamt beabsichtigen lediglich sechs Prozent im nächsten Jahr mehr für ihre Reisen auszugeben, 37 Prozent möchten ihr Reise-Budget verringern.
Der ITB World Travel Trends Report 2010/2011 ist abrufbar unter www.itb-berlin.de. Er basiert auf Einschätzungen von 60 Tourismusexperten aus 30 Ländern, einer speziell von IPK durchgeführten Trendanalyse in den wichtigsten Herkunftsmärkten sowie auf Kerndaten des World Travel Monitor®, der als größte kontinuierliche Studie zum globalen Reiseverhalten aus rund 60 Herkunftsländern gilt. Diese Trendergebnisse zeigen Tendenzen auf, die sich in den ersten acht Monaten des Jahres 2010 abzeichneten. Die Jahresendergebnisse inklusive aktueller Ausblicke für das Jahr 2011 werden am 9. März 2011 auf dem ITB Future Day im Rahmen des Kongresses in der Session „ITB World Travel Trends Report: An update on Global and European Tourism Forecast“ von Rolf Freitag, CEO IPK International, vorgestellt.